Die Durchimpfungsraten sind in Österreich zu niedrig. Der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller stellt in einem neuen Aktionsplan Ideen zur Verbesserung vor.
Trotz einem öffentlichen Impfprogramm und mehreren kostenlosen Impfungen wird der österreichische Impfplan von der Bevölkerung nicht gut angenommen. Die Durchimpfungsraten sind teilweise enttäuschend und weit hinter anderen europäischen Ländern oder den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Mit dem „Aktionsplan Impfen 2024“ möchte der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) nun dabei helfen, die Lücken zu schließen. „Als Allererstes brauchen wir gesundheitspolitische Impf-Ziele für Österreich, an denen sich alle weiteren Aktivitäten orientieren“, nannte ÖVIH-Präsidentin Renée Gallo-Daniel die Grundvoraussetzung bei einer Pressekonferenz in Wien. Bei Zu den Ideen des Verbands zählen unter anderem die Erweiterung der kostenlosen Impfungen für Kinder und Jugendliche sowie verstärkte Kampagnen zur Aufklärung und die Einbindung aller Gesundheitsberufe. Für manche Impf-Indikationen sind Zielvorgaben zu notwendigen Durchimpfungsraten bereits auf internationaler Ebene ausgegeben worden. Beispielsweise gibt es Eradikationsziele, um Krankheiten auszurotten.
Dies betrifft zum Beispiel die Masern, für die es eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent mit zwei Dosen braucht, um die Erkrankung auszurotten. Bei HPV sollen bis 2030 90 Prozent aller Mädchen weltweit die Impfung erhalten, um Gebärmutterhalskrebs zu eliminieren. Bei der Influenza-Impfung gibt es ein Impf-Ziel von 75 Prozent der WHO und der EU für vulnerable Bevölkerungsgruppen. „Österreich liegt mit den derzeit bekannten Durchimpfungsraten für alle genannten Impf-Indikationen leider weit darunter“, erklärte Gallo-Daniel. Impfziele müssten auch in Österreich „verbindlich festgeschrieben“ werden, nur dann könne man „zielspezifische Maßnahmen definieren, priorisieren und Erfolge daran messen“.
Die Impfungen gegen Covid, Influenza und Masern-Mumps-Röteln (MMR) seien für alle Altersgruppen ausgerollt und die HPV-Immunisierung bis zum 21. Geburtstag kostenlos. Das sei zu begrüßen, die Erwachsenen-Impfprogramme gehören aber „weiter ausgebaut“, der ÖVIH-Generalsekretär Christoph Jandl empfahl einen verbesserten Zugang zu kostenfreien Impfungen und niederschwellige Angebote in allen Bundesländern. Gallo-Daniel forderte „einen transparenten, klaren daten- und faktenbasierten Prozess“, warum Impfungen in Impfprogramm kommen und warum nicht. Darüber hinaus brauche es zielgruppenspezifische Impfaufklärungskampagnen, aber auch lange durchhaltende Kampagnen und alljährliche Wiederholung, betonte die ÖVIH-Präsidentin. Die FSME-Impfung sei ein gutes Beispiel. Hier werde in einem Jahresreport anhand von Daten geschaut, welche Bundesländer und welche Zielgruppen im kommenden Jahr gebraucht würden, um die Impfrate zu steigern. Bei der Pneumokokken-Impfung, die zur Gänze privat zu zahlen ist, sei mit Kampagnen eine Durchimpfungsrate von 20 Prozent bei Erwachsenen erreicht worden, was für dieses Segment „ein sehr guter Wert ist“, sagte Gallo-Daniel. Die Impfstoffhersteller könnten ihr Wissen zur Verfügung stellen und in Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand Kampagnen initiieren.
Der ÖVIH forderte generell mehr Einbindung von der Gesundheitspolitik. „Impfstoffherstellung ist ein langfristiger Prozess“, sei komplex und könne bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen, sagte Jandl. Daher sei es wichtig, die Industrie schon in der Planung einzubinden. Gallo-Daniel erinnerte auch an Lieferengpässe und -ausfälle. Die Produktionskapazitäten seien limitiert und mitunter gebe es nur einen Anbieter pro Impfstoff. Bei neuen Impfempfehlungen oder -programmen sowie neuen Epidemien könnte es zu vermehrtem Impfstoffbedarf kommen. (red/APA)