Internetauftritt: Worauf muss man achten?

Es gibt keinen Grund dafür, dass jemals jemand einen Computer bei sich zu Hause haben wollen würde“, meinte 1977 Ken Olsen, der zwei Jahrzehnte zuvor die Computer-Firma Digital Equipment gegründet hatte und bis Anfang der 1990er-Jahre deren Präsident war.

Aussagen wie diese zählen in der digitalisierten Welt von heute zu den größten Irrtümern der Tech-Geschichte. Laut Statistik Austria nutzen 95 % der Einwohner:innen Österreichs das Internet, um sich zu informieren. 62 % kaufen auch online ein. Laut einer Umfrage in Deutschland aus dem Jahr 2020 bestellten 58 % der Befragten Medikamente online. In Österreich dürfte die Anzahl derer, die Medikamente online bestellen – nicht zuletzt auf Grund der guten Grundversorgung –, deutlich geringer sein. Genaue Zahlen oder Umfragen dazu gibt es aktuell allerdings nicht.

Marketinginstrument

Dennoch zählt ein Internetauftritt für Apotheken heute zu den wichtigsten Marketingmaßnahmen, die eingesetzt werden, um das eigene Unternehmen zu positionieren. Eine gut gestaltete Website ist nicht nur eine Visitenkarte im Internet, sondern auch ein Ort, an dem sich Kund:innen über die Apotheke und ihre Zusatz-Angebote informieren. Sie sollte aber auch ein Ort sein, an dem sich Kund:innen mit der Apotheke in Verbindung setzen können. Ganz abgesehen davon, dass so manch potenzielle:r Mitarbeiter:in sich zuerst einmal im Internet über den/die künftige:n Arbeitgeber:in informieren will.

Was aber ist eine gut gestaltete Internetpräsenz? Welche Punkte sollte man unbedingt berücksichtigen?

Carina Nistl, Geschäftsführerin der Digitalagentur Wonne in Wien, rät dazu, bei der Neugestaltung des Webauftrittes oder bei einem „Relaunch“, also der kompletten Überarbeitung der Website, besonderes Augenmerk auf die Content-Strategie zu legen, denn sie ist das Herzstück der Website. Bei der Gestaltung der Seite sollte man sich vor allem an den Bedürfnissen der User:innen orientieren. „Überlegen Sie sich bereits in der Konzeption, was die Benutzer:innen am meisten interessiert, was ihre Bedürfnisse sind und was ihnen weiterhilft.
Erst dann überlegen Sie sich, welche Botschaften Sie senden möchten,“ erklärt Nistl, „das kann ein besonderes Angebot, eine Online-Hilfestellung oder lediglich eine Information über Ihre Öffnungszeiten sein.“

Inhalte planen

Sobald die Domain und das Hosting gesichert und die Grundpfeiler für den visuellen Auftritt definiert sind, geht es an die Inhalte. Carina Nistl empfiehlt besonders auf folgende Parameter zu achten, um im Web zu reüssieren:

  • Usability: Die Seite sollte leicht zu navigieren sein, sodass Kund:innen mühelos die benötigten Informationen finden können. Ein übersichtliches Layout, klare Menüs und eine Suchfunktion sind hierbei entscheidend. Es gilt: so wenige Klicks wie möglich, um die gewünschte Information zu finden.
  • Mobile Optimierung: Die Nutzung des Internets erfolgt heute zu einem großen Teil über mobile Endgeräte. Daher ist die mobile Optimierung Ihrer Website unerlässlich.
  • Aktualität und Relevanz: Ein generell wichtiger Faktor bei der Gestaltung von Seiten ist die regelmäßige Aktualisierung von Inhalten.
  • Suchmaschinenoptimierung (SEO): Eine gute Platzierung in Suchmaschinen-Ergebnissen erhöht die Sichtbarkeit und Reichweite der Website.
  • Integration von Social Media: Sie sind auch auf Instagram, Twitter oder Facebook? Dann verlinken Sie Ihre Kanäle mit Ihrer Website.
  • Nutzerorientierter Content: Sie bekommen immer die 5 gleichen Fragen von Ihren Kund:innen gestellt? Dann könnten Sie beispielsweise eine Sektion mit „Häufig gestellten Fragen“ anlegen.
  • Last, but not least – holen Sie sich Feedback: Wenn Sie sich unsicher sind, ob Ihr Content relevant ist, dann holen Sie sich Feedback von Ihren Kund:innen – entweder mittels Online-Fragebogen oder direkt in der Apotheke.

Neben diesen Parametern, die es zu beachten gilt, sollte ein Internet-Auftritt ein paar grundsätzliche Informationen bereithalten, die – so seltsam es klingen mag – im Enthusiasmus manchmal vergessen werden. Folgende Informationen sollten auf der Internetseite möglichst leicht abrufbar sein:

  • Impressum: Das Impressum ist nicht nur eine rechtliche Anforderung, sondern stellt für Kund:innen auch eine wichtige Informationsquelle dar. Es sollte den Namen und die Anschrift der Apotheke, Kontaktdaten und weitere gesetzlich vorgeschriebene Informationen beinhalten.
  • Öffnungszeiten: Angaben zu den Öffnungszeiten bzw. Bereitschaftsdiensten der Apotheke sollten am besten gleich auf der Einstiegsseite ersichtlich sein.
  • Lage und Anfahrt: Eine integrierte Karte oder klare Beschreibungen zur Anfahrt helfen Kund:innen, die Apotheke leicht zu finden.
  • Kontaktmöglichkeiten: Telefonnummer, E-Mail-Adresse oder ein Kontaktformular ermöglichen es Kund:innen, schnell Fragen zu stellen oder Rezepte vorzubestellen.

„Baukastensysteme“

Am Markt gibt es auch ein paar „Website-Bausätze“, mit denen man als halbwegs versierte:r User:in selbst Hand anlegen kann. Wir stellen Ihnen ein paar dieser „Baukasten-Systeme“ kurz vor:

  • WordPress: Das System ist eine beliebte Plattform für die Website-Erstellung und bietet eine Fülle von Vorteilen. Es ist relativ einfach zu bedienen und bekannt für seine Benutzerfreundlichkeit und seine intuitiven Funktionen für Anfänger:innen, die Vielzahl an Möglichkeiten kann allerdings schnell verwirrend werden.
  • Wix: Wix ist eine benutzerfreundliche Plattform, deren Vorteile u. a. in der einfachen Bedingung liegen.
  • Joomla: Joomla ist vor allem für fortgeschrittenere User:innen eine interessante Wahl.

Erinnern Sie sich noch an den Anfang unserer Geschichte – den Mann, der meinte, dass es keinen Grund gibt, sich zu Hause einen Computer aufzustellen? Der Ehrlichkeit halber sollte man Folgendes ergänzen:
Ken Olsen hatte zu Hause selbst einen Home-Computer aufgestellt. Seine Aussage bezog sich in erster Linie auf Zentralrechner, die den Haushalt führen, nicht auf das, was später als PC (Personal Computer) bekannt wurde. Digital Equipment oder DEC war in den 1980er-Jahren vom Umsatz her hinter IBM der weltweit zweitgrößte Computerhersteller. 1998 wurde DEC von Compaq gekauft, das vier Jahre später von Hewlett Packard (heute: HP) übernommen wurde.