Aktuelle Studienergebnisse der MedUni Wien könnten zu Verbesserungen in der Therapie des Chronischen Fatigue Syndroms führen. Zehntausende Österreicher:innen könnten davon profitieren.
Aktuellen Studien zu Folge leiden in Österreich zwischen 26.000 und 80.000 Menschen an chronischer Fatigue. Aufgrund von Covid-19 könnte sich diese Zahl in den nächsten Jahren verdoppeln. Trotzdem konnte die Forschung bisher weder Ursachen noch ursächliche Behandlungsansätze aufzeigen. Wissenschaftler:innen der MedUni Wien haben nun mögliche Biomarker identifiziert, die Diagnose und Therapie der lang andauernden und entkräftenden Fatigue verbessern könnten. Die Studie des Teams um Eva Untersmayr-Elsenhuber vom Zentrum für Pathophysiologie, Infektiologie und Immunologie der MedUni Wien ist aktuell im Journal of Clinical Medicine erschienen und baut auf früheren Forschungsarbeiten auf, die sich mit Störungen des Immunsystems und der Barrierefunktion des Darms bei Betroffenen beschäftigt hatten.
ME/CFS-Patient:innen weisen bekanntlich in der klinischen Ausprägung ihrer Erkrankung oftmals starke Unterschiede auf. Die schwere multisystemische Erkrankung führt oft zu einem hohen Grad an Einschränkungen: 60 Prozent der Patient:innen sind nicht in der Lage, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, 25 Prozent sind ans Bett gebunden. Doch trotz intensiver Forschungen liegt bis heute kein messbarer Parameter (Biomarker) vor, der eindeutig auf die Krankheit hinweist. Wie das MedUni Wien-Forschungsteam zeigt, können ME/CFS-Patient:innen anhand der Funktion ihres Immunsystems in Untergruppen unterteilt werden. Im Zuge dieser Einteilung konnten im Rahmen der Studie bei den Betroffenen unterschiedliche Biomarker nachgewiesen werden, die auf Störungen im Immunsystem beziehungsweise auf eine reduzierte Darm-Barriere-Funktion hindeuten.
Somit wurden für die klinische Versorgung relevante Unterschiede bei ME/CFS-Patient:innen identifiziert, die ohne die vorhergehende, immunologische Unterteilung der ME/CFS Patientengruppe unentdeckt geblieben wären. „In unserer Studie sehen wir, dass die immunologische Abklärung der ME/CFS Patient:innen von entscheidender Bedeutung ist. Betroffene, die an Immundefizienzen leiden, sind durch ihre veränderte Immunfunktion charakterisiert. Bei ME/CFS-Patient:innen mit intaktem Immunsystem war die Darm-Barriere-Funktion herabgesetzt“, erklärt Studienleiterin Eva Untersmayr-Elsenhuber. Die Besonderheiten, die sich anhand von messbaren Markern im Blut nachweisen lassen, erlauben laut Forscher:innen Rückschlüsse sowohl auf unterschiedliche Krankheitsmechanismen als auch auf unterschiedliche Behandlungsoptionen für ME/CFS-Patient:innen.
Im nächsten Schritt sollen die Studienergebnisse in einem größeren Rahmen überprüft werden. Um die Forschung zum Chronischen Fatigue Syndrom voranzutreiben, wird an der MedUni Wien aktuell mit Unterstützung der WE&ME-Foundation die erste „ME/CFS-Biobank Austria“ mit biologischen Proben von Betroffenen aufgebaut. „Damit die ME/CFS-Forschung in Zukunft rasch und länderübergreifend stattfinden kann, haben wir uns dabei von Anfang an mit Forschungsgruppen in Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland abgestimmt“, berichtet Untersmayr-Elsenhuber. (red)
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