Wenn kleine Bäuche rebellieren

Bei Kindern ist der akute Durchfall die häufigste gastrointestinale Erkrankung.
Ursachen können Lebensmittelvergiftungen und bakterielle oder virale Infektionen sein. Oftmals sind Kinder dabei von Dehydration betroffen. Die akute infektiöse Gastroenteritis wird hierzulande meist durch Rota-, Noro- oder Adenoviren, Salmonellen, Shigellen, Campylobacter, Yersinien oder E.-coli-Bakterien ausgelöst. Ein umfangreiches Therapiekonzept liefert die aktuelle S2k-Leitlinie zur akuten infektiösen Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter, an deren Erstellung die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde mitgearbeitet hat.

Meist sind Viren verantwortlich

Im Kindesalter werden rund 70 % der Fälle von akuter Gastroenteritis durch Viren verursacht. Vor allem in den Herbst- und Wintermonaten kommen Infektionen mit Noro- oder Rotaviren gehäuft vor. Laut RKI gehen in den letzten Jahren die Rotavirus-Infektionen zurück, vermutlich durch mehr Impfungen von Säuglingen. Bakterien als Auslöser sind generell seltener, erst ab dem Alter von 2 Jahren tritt die bakterielle Gastroenteritis vermehrt auf. Die häufigsten Auslöser sind Campylobacter und Salmonellen (Geflügelprodukte). Warnsignale für eine bakterielle Beteiligung sind blutige Diarrhö und hohes Fieber.

Therapie der Dehydration

Etwa 75 % bis 94 % der Kinder mit leichter bis mittelschwerer Dehydration sprechen auf eine orale Rehydration an. Die Standardbehandlung sollte mit oraler glukose- oder polymerbasierter Elektrolytlösung erfolgen. Fertige Elektrolyt-Glukose-Lösungen sind in Pulverform in jeder Apotheke erhältlich. Die Lösungen dürfen nicht mit Milch, Saft oder Softdrinks gemischt werden, worauf die Eltern hingewiesen werden sollten. Die Indikation zur intravenösen Rehydration ist in den meisten Ländern ident. Wenn die orale oder nasogastrale Rehydration nicht erfolgreich ist, bei Schockzuständen sowie bei schwerer Dehydration (mehr als 9 % des Körpergewichts), insbesondere bei gleichzeitigem Auftreten neurologischer Symptome oder galligem Erbrechen und bei Symptomen eines Ileus, wird eine intravenöse Rehydration empfohlen.

Medikamentöse Therapie

Probiotika

Der Einsatz bestimmter Probiotika kann laut Leitlinie ergänzend zur Rehydration erwogen werden. Die Autoren der evidenzbasierten Leitlinie der European Society for Paediatric Gastroenterology Hepatology and Nutrition (ESPGHAN) empfehlen ebenfalls vorsichtig den Einsatz von „effektiven“ Probiotika bei akuten Durchfällen im Kindesalter, trotz geringer Evidenzqualität. Auch eine Cochrane-Metaanalyse aus dem Jahr 2010 hat festgestellt, dass der Einsatz von Probiotika gemeinsam mit dem Flüssigkeitsausgleich bei Kindern mit akutem infektiösem Durchfall sicher ist und die Dauer der Erkrankung verkürzt.

Antiemetika

Antiemetika werden derzeit zur Behandlung der akuten infektiösen Gastroenteritis bei Kindern nicht empfohlen. Obwohl verschiedenste Studien nachgewiesen haben, dass die Rate des Erbrechens und die Notwendigkeit einer Hospitalisierung durch den Einsatz von Ondansetron bei Kindern halbiert werden kann, ist man hinsichtlich der möglichen kardialen Nebenwirkungen diesbezüglich sehr vorsichtig. Aufgrund der unzureichenden Datenlage und des Risikoprofils bei Kleinkindern ist der Einsatz von Loperamid nicht empfehlenswert.

Antibiotika

Eine Studie aus dem Jahr 2021 wies einen negativen Effekt einer antibiotischen Therapie auf die Mikrobiom-Diversität und die Reichhaltigkeit des Darms bei Kindern nach. Daher sollten bei Durchfallerkrankungen im Kindesalter die Vor- und Nachteile einer antibiotischen Therapie genau abgewogen werden.

Bei gesunden Kindern ohne Immunsuppression wurde bisher keine Evidenz für einen signifikanten Vorteil durch den Einsatz von Antibiotika bei selbstlimitierenden Durchfällen nachgewiesen. Sollte das Kind sehr krank sein (z. B. akute und starke Bauchschmerzen mit blutigem Durchfall, Fieber, erhöhten Entzündungsparametern oder Risikofaktoren und eine vermutete bakterielle Genese), kann eine Antibiotikabehandlung in Erwägung gezogen werden. Laut Leitlinie ist der Einsatz von Antibiotika auch bei Kindern mit einer angeborenen oder erworbenen Immundefizienz sinnvoll. Bei einer akuten Gastroenteritis durch Shigellen, Vibrio cholerae, Amöben, Salmonellen (bei Risikopatient:innen – Neugeborenen oder Säuglingen unter 3 Monaten –, Patient:innen mit Immundefizienz oder CED) und C. difficile sollte immer eine antibiotische Therapie erfolgen.