Das Erreichen einer Transfusionsunabhängigkeit oder Reduktion der Transfusionslast ist das vordringliche Therapieziel bei Niedrigrisiko-MDS-Patienten. Zwei Substanzen wurden in der oralen MDS-Session diskutiert.
KER-050 (Elritercept) hemmt in Analogie zu Luspatercept TGF-ß/Activin-A-mediiertes Signaling, hat aber ein etwas anderes Zielstrukturprofil. Aus einer laufenden Phase-2-Studie sind 87 Patient:innen (69% mit Ringsideroblasten) auswertbar, die ≥ 24 Wochen (median 42 Wochen) Therapie erhalten oder diese beendet haben, davon 58% mit hoher Transfusionslast (HTB). Bei einer Gesamtansprechrate (ORR) von 56% erzielten 50% der HTB-Patient:innen eine hämatologische Verbesserung der Erythropoese (HI-E) und/oder Transfusionsunabhängigkeit in den ersten 24 Wochen. Erneut war Epo <500 U/l prädiktiv für besseres Ansprechen, die mediane Responsedauer war noch nicht erreicht.
Aus der bereits publizierten Phase-3-Studie IMERGE, die den mittlerweile rezent von der FDA zugelassenen Telomeraseinhibitor Imetelstat (n=118) versus Placebo (n=60) bei eporefraktären Patient:innen untersuchte und einen signifikanten Vorteil in der Transfusionsunabhängigkeit nach 8, 24 und 52 Wochen zeigte (40%, 28%, 18%), wurde eine erste Abschätzung eines Effekts auf das Gesamtüberleben berichtet. Das Gesamtüberleben betrug median 40,4 Monate mit Imetelstat und war nicht abschätzbar mit Placebo (HR, 0.98). Unter Imetelstat war das 2-Jahres OS 78%, bei Respondern 81%, bei Nonrespondern gleich wie Placebo mit 74%. Kein signifikanter Unterschied fand sich in der AML-Transformationsrate.
Klinische Relevanz: Neben der heuer erfolgten Zulassungserweiterung für Luspatercept scheint unser Armamentarium für transfusionsabhängige MDS-Patient:innen weiter zu wachsen. Neue Substanzen wie KER 050 erscheinen am Horizont, für Imetelstat ist die Bewertung Toxizität (bekannte transiente Zytopenien) versus Benefit wesentlich, die frühen OS-Daten suggerieren jedenfalls keine negativen Effekt.