Geht es nach der ÖGK, so soll es künftig auch möglich sein, DiGA als Therapie oder Therapiebegleitung zu verschreiben. Die ÖGK will wie berichtet sogar selbst Angebote entwickeln oder sich bei Anbietern beteiligen. Allerdings müsse die Wirksamkeit der DiGA belegt sein, so die Kasse. Positive Nachrichten dazu kamen zuletzt von der MedUni Wien. Dort zeigt eine Studie, dass die DiGA edupression.com® wirksam bei der Behandlung von Depressionen ist.1 Die über 12 Wochen laufende Untersuchung mit 250 Teilnehmer:innen ergab signifikante Verbesserungen bei Patient:innen mit leicht- bis mittelgradiger Depression nach Anwendung der Software.
Die Gesundheitsanwendung wurde in Kooperation mit der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien und dem Comprehensive Center for Clinical Neurosciences and Mental Health (C3NMH) an der MedUni Wien im Rahmen eines FFG-Projektes mitentwickelt und aufgrund der überzeugenden Studienergebnisse als erste österreichische Entwicklung dauerhaft in das deutsche DiGA-Verzeichnis aufgenommen. Digitale Therapieoptionen in der Behandlung der Depression erhalten zunehmende Bedeutung und werden mittlerweile auch in internationalen Behandlungsleitlinien empfohlen, wie der deutschen S3- und der britischen NICE-Leitlinie.
Gerade der deutsche Markt ist ein Motor für DiGA. Nicht zuletzt, weil der Trend dort einen seiner Ausgangspunkte hat und sich von dort aus zunehmend in anderen Staaten verbreitet.
Cybersicherheit gefordert
Doch während das internationale Interesse wächst, bremst sich die Entwicklung in Deutschland ein. Gründe dafür sind unter anderem wachsende Auflagen. So hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) im April gemeinsam mit anderen Behörden die Sicherheitsanforderungen für Apps, Webanwendungen und Hintergrundsysteme im Gesundheitswesen überarbeitet. Mit einer neuen Richtlinie sollen Hersteller die Cybersicherheit ihrer Software für das Gesundheitswesen nachweisen. Damit soll sichergestellt werden, dass Apps, die von den Krankenkassen bezahlt werden, kein Einfallstor für Cyberkriminelle darstellen.
Andererseits ziehen sich Pharmaunternehmen, die bisher eigene Angebote entwickelt haben, aus dem Markt zurück. Pharmakonzerne würden wieder eher auf ihr Kernportfolio achten, berichtet die deutsche Zeitung Handelsblatt. Die pharmazeutische Industrie setze demnach eher auf Kooperationen mit DiGA-Herstellern und weniger auf die Entwicklung eigener DiGA.
Auf Handelsblatt-Anfrage bestätigte etwa der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim, dass es eigene DiGA-Projekte gebe, sich diese aber noch in einem sehr frühen Stadium befinden würden. Eine Vertriebspartnerschaft mit dem Münchener Start-up VisionHealth wurde mittlerweile aber beendet. Als Gründe für das Ende der Partnerschaft nennt der Pharmakonzern die „Komplexität und große zeitliche Verzögerungen bei der Durchführung weiterer Studien und der Listung als DiGA“, so das Handelsblatt.