Die Schlaganfallprophylaxe mit direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) birgt das Risiko schwerer Blutungen, dies könnte den DOAK-Einsatz limitieren. Daher wird nach effektiven Alternativen mit einem geringeren Blutungsrisiko gesucht. Asundexian ist ein Faktor-XIa-Inhibitor, der derzeit in mehreren Studien, darunter OCEANIC-AF, untersucht wird.
OCEANIC-AF ist eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde, 2-armige Phase III-Studie. Sie verglich Asundexian 50 mg 1x täglich mit Apixaban in Standarddosis bei Patient:innen mit Vorhofflimmern (VHF) und einem hohen Risiko für Schlaganfall hinsichtlich Sicherheit und Effektivität. Als primärer Effektivitätsendpunkt wurde eine zumindest Nicht-Unterlegenheit von Asundexian in der Prävention von Schlaganfall und systemischer Embolie definiert. Der primäre Sicherheitsendpunkt war eine schwere Blutung. Eingeschlossen wurden 14.830 Patient:innen (mittleres Alter: 73,9 Jahre; Frauen: 35 %; CHA2DS2-VASc-Score: 4,3 [SD 1,3]; 17 % hatten bereits eine OAK für ≤ 6 Wochen). Aufgrund niedriger Effektivität wurde die Studie jedoch vom unabhängigen Daten-Monitoring-Komitee im November 2023 vorzeitig beendet.
Nach einem medianen Follow-up von 160 Tagen kam es zu einem häufigeren Auftreten von Schlaganfall oder systemischer Embolie in der Asundexian-Gruppe (1,3 %) im Vergleich mit Apixaban (0,4 %; hazard ratio [HR] 3,79; 95% KI 2,46–5,83), sodass Asundexian als unterlegen angesehen werden muss. Die kardiovaskuläre Mortalität betrug in beiden Gruppen 0,6 % (HR 1,09; 95% KI 0,72–1,64). Die Gesamtmortalität war in der Asundexian-Gruppe 0,8 % und in der Apixaban-Gruppe 1 % (HR 0,84; 95% KI 0,60–1,19). Schwere Blutungen traten seltener in der Asundexian-Gruppe auf (0,2 % vs. 0,7 %; HR 0,32; 95% KI 0,18–0,55). Auch der kombinierte Sicherheitsendpunkt aus schwerer Blutung und klinisch relevanter, aber nicht schwerer Blutung war in der Asundexian-Gruppe reduziert (1,1 % vs. 2,6 %; HR 0,44; 95% KI 0,34–0,57). Die Resultate zeigen, dass die getestete Asundexian-Dosis im Vergleich zu Apixaban hinsichtlich der Prävention von Schlaganfall und systemischer Embolie deutlich unterlegen war. Der Studienautor vermutete, dass möglicherweise eine beinahe bis totale Faktor-XIa-Suppression nötig wäre, um eine Thrombusformation zu verhindern. Die Blutungsrate war hingegen geringer.
Bedeutung für die Praxis: Aufgrund dieser Daten besteht derzeit keine Indikation für Asundexian in der getesteten Dosis bei VHF-Patient:innen. Weitere Studien sind derzeit noch im Laufen.