Patient:innen mit Vorhofflimmern (VHF) haben ein 5-fach erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall, allerdings sind rund 30 % der Patient:innen asymptomatisch. Die meisten Guidelines empfehlen daher bei Patient:innen > 65 Jahren ein opportunistisches Screening auf VHF; die ESC empfiehlt darüber hinaus ein systematisches Screening bei Patient:innen >75 Jahren oder mit hohem Schlaganfallrisiko. Die Bestimmung von Biomarkern könnte die Genauigkeit erhöhen.
STROKESTOPP II war ein Massenscreening-Programm aller 75/76-Jährigen in der Region Stockholm (Schweden) und inkludierte 28.712 Personen. Die Teilnehmer:innen wurden 1:1 randomisiert in eine Gruppe, die zu einem Screening eingeladen wurde, und eine Kontrollgruppe. Lediglich knapp die Hälfte der eingeladenen Personen nahm das Angebot an (49 %; davon 53 % Frauen). Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob ein Screening für VHF mittels EKG und NT-proBNP das Risiko für thromboembolische Ereignisse im Vergleich zu einer Kontrollgruppe reduzieren kann. Der primäre Endpunkt war das Auftreten eines Schlaganfalls oder einer systemischen Embolie. Teilnehmer:innen mit einem NT-proBNP < 125 ng/L wurden als Niedrigrisiko-Gruppe, jene mit einem NT-proBNP ≥ 125ng/L als Hochrisiko-Gruppe klassifiziert (60 %). Teilnehmer:innen mit einem NT-proBNP < 125 ng/L erhielten einmalig ein Einkanal-EKG, wohingegen bei Teilnehmer:innen mit einem NT-proBNP ≥ 125 ng/L ein verlängertes Screening mit 4x täglichen Einkanal-EKGs für 2 Wochen durchgeführt wurde. Im Falle der Detektion von VHF wurde eine Therapie mit oraler Antikoagulation (OAK) begonnen.
Neuaufgetretenes VHF wurde bei 2,4 % in der Interventionsgruppe detektiert. Die VHF-Detektion und OAK war nach 5 Jahren Follow-up in beiden Gruppen gleich. Hinsichtlich des primären Endpunktes fand sich nach einem medianen Follow-up von 5,1 Jahren (IQR 5,0–5,8) kein Unterschied zwischen den Gruppen (HR 0,96; 95% KI 0,86–1,06). Teilnehmer:innen mit einem niedrigen NT-proBNP hatten ein 41 % geringeres Risiko für Schlaganfälle oder systemische Embolien (HR 0,59; 95% KI 0,46–0,74; p < 0,001). Die Hochrisiko-Gruppe hatte ein signifikant höheres Risiko für einen Schlaganfall oder eine systemische Embolie (HR 1,57; 95% KI 1,22–2,02; p < 0,001). Auch das Risiko für neu aufgetretenes VHF war in der Hochrisiko-Gruppe doppelt so hoch wie in der Niedrigrisiko-Gruppe.
Bedeutung für die Praxis: Das Massenscreening für VHF mittels EKG und NT-proBNP bei älteren Patient:innen konnte weder mehr VHF-Fälle entdecken, noch Schlaganfall oder systemische Embolien verhindern. NT-proBNP kann helfen, Personen zu identifizieren, die von einem intensiveren Screening profitieren. Ein niedriges NT-proBNP (< 125 ng/L) konnte korrekt Personen mit einem niedrigen Risiko für VHF und kardiovaskuläre Ereignisse, inklusive Schlaganfall, identifizieren.