Umgang mit Konfliktsituationen

Die Zahlen steigen, wenn auch nur ganz leicht. Nach einem steilen Anstieg zu Beginn der 2000er-Jahre auf fast 30.000 Personen mit risikoreichem Drogenkonsum (Jahre 2004 und 2005) pendelte sich die Zahl bis zum Jahr 2014 um diesen Wert ein. Im jüngsten Epidemiologiebericht „Sucht – illegale Drogen, Alkohol und Tabak“ (2023) kommen die aktuellen Schätzungen in diesem Bereich auf eine Anzahl von 35.000–40.000 Personen für die Jahre 2020 und 2021 (siehe Grafik).

Abb. 1: Opioidabhängige Personen (in Behandlung) 1999–2021

Alkohol und Tabak sind in der österreichischen Bevölkerung im Vergleich zu illegalen und legalen Substanzen weit häufiger verbreitet. Laut diesem Bericht ist Rauchen die am weitesten verbreitete Sucht in Österreich. Etwa jede fünfte Person raucht täglich: „Tabakrauchen ist in Österreich gemäß aktuellen Schätzungen für 16 Prozent aller Todesfälle verantwortlich“, heißt es unter anderem im Bericht, wobei der Konsum neuer Nikotinprodukte zunimmt. Erwachsene konsumieren vermehrt elektronische Inhalationsprodukte wie E-Zigaretten und Tabakerhitzer, bei Jugendlichen sind Nikotinbeutel en vogue. Eine gute Nachricht gibt es dennoch: Der Anteil der Rauchenden hat sich bei Jugendlichen seit 2002 mehr als halbiert.

Alkohol wiederum ist jene psychoaktive Substanz, mit der die meisten Menschen in Österreich Erfahrungen machen. Etwa jede:r 7. Österreicher:in trinkt in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß. Ein Verhalten, das bei Männern doppelt so häufig beobachtet wird wie bei Frauen. Dennoch lassen sich laut dem Epidemiologiebericht auch positive Entwicklungen feststellen: „Der problematische Alkoholkonsum, alkoholassoziierte Erkrankungen und Todesfälle sind seit Jahren rückläufig. Auch bei den Jugendlichen zeigt sich insgesamt ein Rückgang des Alkoholkonsums.“

Männer konsumieren häufiger Drogen

Doch zurück zum risikoreichen Drogenkonsum. Dieser wird in Österreich vom Opioidkonsum – meist als Mischkonsum mit anderen (legalen und illegalen) Substanzen – dominiert. Konsumiert wird vorrangig von Männern (drei Viertel) und von Personen ab 25 Jahren (ungefähr 90%). Laut dem Bericht lebt etwas weniger als die Hälfte der Konsument:innen in Wien. Die Drogensucht ist nach wie vor in Ballungszentren häufiger zu beobachten als in ländlichen Gebieten. Laut Schätzungen konsumiert etwa ein Drittel der von der Sucht betroffenen Personen (zwischen 10.500 und 16.000 Personen) die Drogen vorwiegend intravenös. Dabei zeigt sich eine deutliche „Alterung“ – wie es in dem Bericht heißt – der Personengruppe mit risikoreichem Opioidkonsum. Die Autor:innen der Studie führen dies einerseits auf den chronischen Charakter der Opioidabhängigkeit und andererseits auf die gute therapeutische Versorgung (z. B. durch die Substitutionsbehandlung) zurück. Im Jahr 2022 befanden sich 20.644 Suchtkranke in der Substitutionsbehandlung. Nur zum Vergleich: Laut dem Substitutionsregister des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte wurden in Deutschland im Jahr 2022 insgesamt 81.200 Substitutionspatient:innen neu in das Register aufgenommen – also in etwa 4-mal so viel wie in Österreich, bei einer fast 10-fach höheren Bevölkerungszahl.

Die Autor:innen des österreichischen Epidemiologieberichtes werten es als großen Erfolg, dass es über die Jahre so gut gelungen ist, die Behandlungsrate von opioidabhängigen Personen so massiv zu erhöhen. Kleiner Wermutstropfen: „Seit Mitte der 2010er-Jahre hat sich die Behandlungsrate jedoch nicht weiter erhöht“, heißt es abschließend.

Voraussetzungen für eine Therapie

Die Substitutionstherapie wird in Österreich nur unter bestimmten Voraussetzungen durchgeführt. Die Rahmenbedingungen für eine Substitutionsbehandlung, wie etwa die Voraussetzungen für die zu behandelnden Personen, die Wahl des Mittels, die Form der Verabreichung und die Meldepflichten, sind in der Suchtgiftverordnung geregelt. Die fachliche Qualifikation der substituierenden Ärzt:innen wird in der „Weiterbildungsverordnung orale Substitution“ geregelt.
Unter den folgenden Voraussetzungen kann in Österreich eine Substitutionstherapie durchgeführt werden:

  • Diagnose der Opioidabhängigkeit: Die Substitutionstherapie ist für Personen mit einer nachgewiesenen Opioidabhängigkeit indiziert. Die Diagnose kann nur durch eine:n Fachärzt:in für Psychiatrie oder durch eine:n Suchtmediziner:in erfolgen.
  • Nur speziell qualifizierte Ärzt:innen dürfen die Substitutionstherapie durchführen. Sie müssen eine entsprechende Weiterbildung absolviert haben und sollten eine behördliche Berechtigung besitzen.
Apotheker:innen spielen in der Zusammenarbeit mit den Ärzt:innen eine wichtige Rolle, vor allem bei der Verabreichung der Substitutionsmittel. Sie bereiten die Medikamente vor und überwachen die korrekte Dosierung. Methadon, das häufig in der Substitutionstherapie verwendet wird, wird in der Apotheke in flüssiger Form verabreicht.

Umgang mit Konfliktsituationen in der Apotheke bei der Substitutionstherapie

Bei der Behandlung von Substitutionspatient:innen können – wie auch bei anderen Patient:innen – natürlich immer wieder Konflikte auftreten. Dazu ein paar Tipps, wie man in diesen Konfliktsituationen am besten agieren bzw. reagieren kann:

  • Verständnis und Empathie zeigen: Substitutionspatient:innen sind oft in einer schwierigen Lebenssituation. Als Apotheker:in oder PTA ist es wichtig, Verständnis und Empathie zu zeigen. Freundlichkeit und Respekt sind selbstverständlich. Wichtig ist es auch zu erkennen, dass Süchtige oft unberechenbar sind. Ein einfühlsamer Umgang kann dazu beitragen, Konflikte zu minimieren.
  • Missachtung von Absprachen: Wenn Substitutionspatient:innen Absprachen missachten (z. B. die Einnahmezeiten missachten oder die Dosierung selbstständig ändern), sollten Konsequenzen folgen. Mitarbeiter:innen sollten etwa die Take-Home-Abgabe an alkoholisierte Patient:innen verweigern, um die Sicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig ist es wichtig, die Gründe für die Missachtung zu hinterfragen und gegebenenfalls passende Lösungen anzubieten.
  • Notfälle richtig einschätzen: Mitarbeiter:innen sollten in der Lage sein, Notfälle zu erkennen, um in Krisenfällen angemessen handeln zu können. Dies kann auch den Umgang mit akuten gesundheitlichen Problemen von Substitutionspatient:innen einschließen. Schulungen und regelmäßige Fortbildungen sind dabei von großer Bedeutung.
  • Interaktiver Austausch: Fortbildungsveranstaltungen zum Thema „Substitutionstherapie und der Umgang mit Konfliktsituationen in der Apotheke“ bieten eine hervorragende Möglichkeit, um sich mit Kolleg:innen auszutauschen und Beispiele aus dem Apothekenalltag zu besprechen. Der Erfahrungsaustausch kann unter anderem wertvolle Strategien für den Umgang mit Konflikten liefern. Auch um das Personal auf solche Konfliktsituationen vorzubereiten, sind Schulungen und Fortbildungen ein wichtiges Mittel.

Die Österreichische Apothekerkammer bietet dazu immer wieder entsprechende Veranstaltungen an.