Neue Therapie auf dem Prüfstand

Die erektile Dysfunktion, die häufigste Sexualstörung in der Andropause, ist definiert als die fortwährende Unfähigkeit, eine penile Erektion, die für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreicht, zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Eine Erektionsstörung kann Lebensqualität und Wohlbefinden des Betroffenen sowie des/der Lebenspartner:in deutlich vermindern. Die Prävalenz der erektilen Dysfunktion ist altersabhängig: 2 % (30–39 Lebensjahre), 10% (40–49 Lebensjahre), 16 % (50–59 Lebensjahre), 34% (60–69 Lebensjahre), 53 % (70–79 Lebensjahre). Eine US-amerikanische Studie fand bei zufällig ausgewählten 40–70-jährigen Männern eine Prävalenz von 52 % für die Gesamtgruppe.

Problemstellung

Die erektile Dysfunktion (ED) ist altersabhängig. In der Pathophysiologie der erektilen Dysfunktion spielen Gefäßveränderungen sowie Veränderungen der Beckenbodenmuskulatur eine Rolle. Der Alterungsprozess betrifft die Arterien und Arteriolen, die sich verengen und deren Wand an Elastizität verliert; somit vermindert sich der Blutfluss durch die kavernösen Körper. Ein weiterer Grund für die verminderte/erschwerte Erektion sind Veränderungen im Schwellkörper mit Abnahme der glatten Muskelzellen und Zunahme von Bindegewebe. Diese Schwellkörperveränderungen führen ebenso zu einer Störung der Venookklusion während der Erektion. Auch die Beckenbodenmuskulatur verändert sich im Alter: Die Muskelmasse nimmt ab, und zusätzlich kommt es im Bindegewebe zu einer Reduktion von Elastizität, Hydratation und Gleitfähigkeit. Die Durchblutung vermindert sich, und es kommt zu einer reduzierten nervalen Versorgung. Das führt zu einer Abnahme von Belastbarkeit, Dehnbarkeit und Kontraktilität der Beckenbodenmuskulatur.

Methode

Die Pilotstudie zur Verbesserung der erektilen Funktion wurde mit dem StarFormer®, Fotona (Ljubljana), basierend auf der Magnetfeldtherapie HITS (High Intensity Tesla Stimulation) von Jänner bis Juni 2023 in Wolfsburg, Deutschland, durchgeführt. Das Gerät besteht aus einem Sessel und einem Impulsgenerator. Der Sessel ist mit zwei Magnetspulen – eine im Rückenteil, die andere unter dem Sitz – ausgestattet und wurde ursprünglich für das Beckenbodentraining konzipiert. Die Spulen werden von einem externen Generator mittels starker Ströme angesteuert. Das Magnetfeld durchdringt die Haut und das unterliegende Gewebe ohne Widerstand, so können die Spulen starke magnetische Felder ins Gewebe abgeben. Diese stimulieren die Neuronen, und deren Signale führen in der Muskulatur zu Kontraktionen. Die Intensität der Kontraktion wird über die Amplitude (Stromstärke) des Stromimpulses gesteuert, die Art und Dauer der Kontraktion über die Wellenform des Stromimpulses. So kann über die Wahl von Intensität, Wellenform und Frequenz auch eine intensive muskuläre Stimulation erfolgen, die – weil nicht willentlich steuerbar – quasi anstrengungslos erfolgt. Die wiederholte Muskelkontraktion durch die Nervendepolarisation erhöht die Muskelkraft und Ausdauer und entspricht so weitgehend einer willentlichen Stimulation. Für den Patienten ist die Therapie schmerzfrei und nichtinvasiv; da die Prozedur einfach in der Alltagskleidung durchführbar ist, entsteht für den/die Behandler:in nur ein Minimum an ansonsten personalintensiver organisatorischer Vorbereitung.

Die Magnetfeldtherapie wirkt über die muskuläre Stimulation genau auf die Faktoren, die in die Entstehung der ED eingebunden sind: Gefäße und Beckenbodenmuskulatur. Diese Therapie führt zu einer verbesserten Durchblutung der kavernösen Körper durch die arterioläre Dilatation, zu einer Erhöhung der Mikrozirkulation und zu einer Verstärkung der Beckenbodenmuskulatur und Verbesserung der venösen Okklusion.

Vorgehen und Ergebnisse

20 Teilnehmer mit ED wurden in die Studie eingeschlossen und hatten eine Therapiesitzung von 30 min pro Woche für insgesamt 8 Wochen. Alle Teilnehmer empfanden die Magnetfeldtherapie als sehr ansprechend und gut verträglich. Die Auswertung der erektilen Funktion erfolgte mit standardisierten Fragebögen, die vor und nach der Studienteilnahme von den Probanden ausgefüllt wurden: Fragebögen des IIEF (International Index of Erectile Function) und des EHS (Erection Hardness Score). Laut des IIEF-Fragebogens wurde eine Erhöhung der Gesamtpunktzahl bei allen Probanden um 2–5 Punkte festgestellt. Bezogen auf die dort eingeführte 5-teilige Abstufung entspricht dies grob einer Verbesserung um etwa 1 Stufe. Sehr eindrucksvoll fiel die Verbesserung des EHS aus: Alle Teilnehmer hatten am Ende der Studie eine Verbesserung um 1 Stufe gegenüber dem Ausgangszustand vor der Therapie (von EHS 1 auf EHS 2, von EHS 2 auf 3 und von EHS 3 auf 4). Die erektile Funktion verbesserte sich auch hier nach den 8 Sitzungen um 25%.

So ermunternd die Ergebnisse unserer kleinen Vorstudie auch sind, muss doch bemerkt werden, dass es noch ein langer Weg zu fundierten und tragbaren Ergebnissen ist. Es ist nicht nur die Anzahl der Probanden, die den Erkenntniswert begrenzt, sondern auch die Tatsache, dass wir mit diesem Ansatz Neuland betraten. So wird es im nächsten Schritt z. B. erforderlich sein, die Therapie im Hinblick auf Umfang und Wellenform der applizierten Energie zu variieren und sie so in ihrer Funktion besser bestimmen zu können.

Zusammenfassend bietet die Magnetfeldtherapie eine vielversprechende Möglichkeit, die ED zu verbessern. Es ist eine innovative Methode, die einfach anwendbar, für Patienten schmerzlos und nichtinvasiv ist und sich deshalb gut als physiologische Therapie der ED eignet.