Neuigkeiten in der Prävention

Das Phänomen der Immunseneszenz führt im Alter dazu, dass die zelluläre Immunabwehr abnimmt. In der Impfprävention verfolgt man verschiedene Strategien, um dieses Problem zu meistern, erklärt der Infektiologe Prof. Dr. Stefan Winkler von der MedUni Wien im Rahmen einer Pressekonferenz. Beispielsweise werden höhere Impfstoff-Konzentrationen verwendet oder die Impfintervalle verkürzt. Bei Herpes Zoster und RSV wird das Prinzip der Adjuventierung eingesetzt. Das Adjuvans fungiert als Verstärker und stimuliert wesentlich mehr Immunzellen, wodurch eine stärkere Immunantwort erzeugt wird.

Impfung bietet langanhaltenden Schutz vor Gürtelrose

Nahezu alle Menschen tragen das Varizella-Zoster-Virus in sich, das bei Erstkontakt die Windpocken verursacht. Im Alter oder unter Immunsuppression kann eine Reaktivierung erfolgen, welche die gefürchtete Nervenentzündung verursacht. In Österreich sind das etwa 40.000 Fälle/Jahr, statistisch ist jede:r 3. davon betroffen, erläutert Winkler. Je älter man bei der Herpes-Zoster-Erkrankung ist, desto eher tritt eine Post-Zoster-Neuralgie auf, die zu langanhaltenden Nervenschmerzen führt; darüber hinaus erhöht die Infektion das kardiovaskuläre Risiko. Die Herpes-Zoster-Impfung zählt daher zu den wichtigsten Standardimpfungen im Alter, in Österreich ist sie für alle Personen ab 50 Jahren empfohlen. Neue Studiendaten belegen, dass 2 Impfdosen über ein Jahrzehnt einen langanhaltenden und hochwirksamen Schutz vor Herpes Zoster bieten. Bei Personen ab 50 Jahren beträgt die kumulative Wirksamkeit 87,7 % und 11 Jahre später immer noch 82 %.

Erweiterte Altersindikation für RSV-Impfstoff bei erhöhtem Risiko

Auch die Infektion mit dem respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) ist eine gefürchtete Erkrankung im Alter. Während über RSV bei Kindern viel bekannt ist, existiert bei Erwachsenen eine Wissenslücke, führt Winkler aus. Fest steht, dass RSV im Alter sekundäre bakterielle Infekte begünstigt und damit einen Katalysator für klinische Verschlechterung darstellt. Häufig erholen sich Patient:innen nicht mehr und werden zum Pflegefall oder versterben gar in weiterer Folge. Seit letztem Jahr steht für die Prävention eine Impfung zur Verfügung, in Österreich ist diese ab 60 Jahren empfohlen.

Mittlerweile wurde die Altersindikation erweitert: Für Personen mit erhöhtem Risiko für eine RSV-Erkrankung ist der rekombinante adjuvantierte Totimpfstoff nun bereits ab 50 Jahren zugelassen. Damit kann auch bei dieser Personengruppe, die in der EU geschätzt etwa 65 Millionen Erwachsene im Alter zwischen 50 und 59 Jahren umfasst, das Risiko für schwerwiegende Folgen einer RSV-Infektion sowie Verschlechterungen von Grunderkrankungen wie COPD, Asthma, Herzinsuffizienz und Diabetes deutlich gesenkt werden.