Abnehmspritze sorgt erneut für Aufsehen   

Symbolbild © Ecpomedia

Der wissenschaftliche und wirtschaftliche Erfolg von Abnehmmitteln sorgt weiterhin für großes Interesse bei Patient:innen und der Industrie. Mit teils gefährlichen Folgen. 

Jede:r Vierte würde die Abnehmspritze ohne ärztliche Verschreibung anwenden. Das zeigt eine aktuelle Studie der Ohio State University (USA), die über 1.000 Menschen befragte. Die Befragten gaben geringere Kosten (18 Prozent), eine fehlende Erstattung durch die Versicherung (15 Prozent), die Ablehnung einer Verschreibung durch eine Ärztin oder einen Arzt (neun Prozent) sowie eine fehlende Verfügbarkeit in der Apotheke (sechs Prozent) als Gründe für ihre Entscheidung an. Die Gefahr ist, dass sich diese Menschen dann einerseits an nicht vertrauenswürdige Quellen wenden, um das Medikament zu kaufen, und andererseits die eigene Gesundheit gefährden: „Diese Medikamente zur Gewichtsreduzierung können für manche Menschen wirksam sein, aber sie können schwerwiegende Nebenwirkungen haben, und das Gewicht kann nach dem Absetzen der Medikamente zurückkehren“, betonte Shengyi Mao, Ärztin für innere Medizin an der Ohio State University, die dringend davon abrät, die Abnehmspritze ohne ärztliche Verschreibung anzuwenden.

Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat in diesem Jahr zwei Warnungen zu Semaglutid-Mischpräparaten herausgegeben, darunter Berichte über Dosierungsfehler, die zu Krankenhausaufenthalten und unwirksamen Inhaltsstoffen führten. Mischpräparate sind maßgeschneiderte Alternativen zu Markenarzneimitteln und werden in staatlich zugelassenen Apotheken und nicht von Arzneimittelherstellern hergestellt, wenn ein Arzneimittel knapp ist. Die FDA untersucht außerdem Berichte über Fälschungen der Abnehmspritze.

Der wirtschaftliche Erfolg der Abnehmmittel ist dennoch ungebrochen. Die Aktien von Pharmaunternehmen wie Eli Lilly und Novo Nordisk explodierten seit der Zulassung der Mittel, weitere Pharmariesen wie Roche wollen ebenfalls am Kuchen mitnaschen und arbeiten an eigenen Medikamenten. Nun meldete sich auch die Generika-Branche zu Wort: Sandoz-Chef Richard Saynor sieht in den Präparaten eine großartige Gelegenheit für den Generikahersteller. „Wir haben zu sechs der acht Medikamente, die heute auf dem Markt sind, ein Produkt in der Pipeline“, kündigte der Brite in der Schweizer „Handelszeitung“ (HaZ) an. Sandoz sei gut aufgestellt, um hier eine wichtige Rolle zu spielen. So laufen die ersten Patente für den Wirkstoff eines Diabetes- und Abnehmmittels von Novo Nordisk 2026 in Brasilien und Kanada aus. „Letzteres ist immerhin der zweitgrößte Markt für das Präparat weltweit“, sagt Saynor. So richtig los gehe es dann nach 2030, wenn die Produkte in den USA und Europa generisch würden. (kagr/APA)