Atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen (ASCVD) sind weltweit die führende Todesursache. LDL-Cholesterin (LDL-C) steht als einer der größten beeinflussbaren Risikofaktoren sowohl in der Primär- als auch in der Sekundärprophylaxe im Fokus. Neue pharmakologische Möglichkeiten zur LDL-C-Reduktion bieten heute mehr Optionen als je zuvor.
Eine aktuelle dänische Kohortenstudie zeigt, dass Patient:innen zwischen 70 und 100 Jahren mit erhöhten LDL-C-Werten das höchste absolute Risiko für Myokardinfarkt (MI) und ASCVD aufweisen. Pro 1 mmol/l (≈38,67mg/dl) LDL-C-Reduktion kann eine 30%ige relative Risikoreduktion für MI und eine 22%ige relative Risikoreduktion für ASCVD bei dieser Patientengruppe erreicht werden. Dies lässt die Vermutung zu, dass gerade Patient:innen höheren Alters besonders von einer LDL-C-Reduktion profitieren könnten.
Eine gründliche Anamnese inkl. Familienanamnese und körperliche Untersuchung bilden die Basis. Laboruntersuchungen sollten nach Möglichkeit nüchtern durchgeführt werden. Sekundäre Ursachen für Dyslipidämien sind auszuschließen. Das kardiovaskuläre Risikoprofil ist entscheidend zur Festsetzung des LDL-C-Ziels und soll für alle Patient:innen individuell bestimmt werden (SCORE2/SCORE2-OP). Die Bestimmung von Lp(a) sollte zumindest einmal im Leben erfolgen. Bei Verdacht auf familiäre Hypercholesterinämie kann die Wahrscheinlichkeit mittels Dutch-Lipid-Clinic-Network-(DLCN-)Scores abgeschätzt werden und die Patient:innen ggf. einer genetischen Testung zugeführt werden.
Lebensstiländerungen wie Ernährungsumstellung und körperliche Aktivität sind erste Schritte. In den letzten Jahren gibt es neben bewährten pharmakologischen Möglichkeiten zur LDL-C-Reduktion (Statine, Ezetimib) aufgrund der neu verfügbaren, zum Teil hochpotenten Wirkstoffe (PCSK9-Hemmer, siRNA, Bempedoinsäure) mehr Optionen und Kombinationen, um einen individuellen LDL-C-Zielwert zu erreichen als je zuvor (Tab.).
Die CLEAR-Outcome-Studie hat rezent gezeigt, dass Bempedoinsäure das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse bei Patient:innen senken kann, die Statine nicht vertragen oder nicht einnehmen möchten. An der Studie nahmen 13.970 Patient:innen teil, die über einen mittleren Zeitraum von 40,6 Monaten zusätzlich Bempedoinsäure oder Placebo erhielten. Der primäre Endpunkt, definiert als schwere kardiovaskuläre Ereignisse, trat in der Gruppe mit Bempedoinsäure signifikant seltener auf als in der Placebogruppe (11,7 % vs. 13,3 %; Hazard Ratio 0,87; p = 0,004). Dies bestätigt die Wirksamkeit von Bempedoinsäure als eine wertvolle Ergänzung zur bestehenden Therapie, insbesondere bei Patient:innen mit hohem kardiovaskulärem Risiko und Statinintoleranz.
Ein effektives Lipidmanagement bleibt auch bei älteren Patient:innen wichtig. Durch regelmäßige Kontrollen, gezielte Lebensstilinterventionen und eine individuell angepasste medikamentöse Therapie können Allgemeinmediziner:innen und Fachärzt:innen einen entscheidenden Beitrag zur Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen leisten. Trotz der zurückhaltenden Leitlinienempfehlungen für ältere Patient:innen zeigen aktuelle Studien, dass gerade diese Patientengruppe besonders von einer LDL-C-Reduktion profitieren könnte.