Bewährte Hilfe in jeder Lage

Das Ausmaß der Exposition sowie die lokale und systemische Immunabwehr sind ausschlaggebend dafür, ob wir uns bei saisonal hohem Infektionsdruck tatsächlich „erkälten“. Erste Symptome wie Frösteln, tränende Augen, Niesen und Halsschmerzen sind Ausdruck der Zytokinfreisetzung im Rahmen der Immunantwort, spätere wie Rhinitis und Hustensind Folge lokaler Entzündungsreaktionen. Pflanzliche Erkältungsmittel können immunmodulierend, antimikrobiell, zytoprotektiv, antiphlogistisch, sekretolytisch und spasmolytisch wirken und werden daher sowohl zur Prophylaxe als auch zur Linderung der Symptome eingesetzt.

Immunmodulatoren

Die Pelargoniumwurzel (Pelargonii radix) wirkt immunmodulatorisch, indem sie die TNF-a-Produktion stimuliert und die Interferon- sowie die Interleukinbildung beeinflusst. Extrakte steigern konzentrationsabhängig die Zilienschlagfrequenz am nasalen Flimmerepithel und stärken damit die mechanische Abwehr. Außerdem weist die Pelargoniumwurzel antibakterielle, antimykotische sowie zytoprotektive Eigenschaften auf. Die wesentlichen Inhaltsstoffe sind Gerbstoffe und Cumarine, vereinzelt auch Flavonoide (Quercetin) und Phytosterole (Sitosterol-3-O-b-D-Glucosid).

Der Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea) hat ebenfalls immunmodulatorische Effekte, die vor allem den enthaltenen Polysacchariden und Alkamiden zugeschrieben werden. Arabinogalactan-Proteine binden ohne Beteiligung der CD4- und CD8-Rezeptoren an die Leukozyten und aktivieren sowohl den klassischen als auch den alternativen Weg des Komplementsystems. Von den Alkamiden vermutet man einen Triggereffekt auf proinflammatorische Zytokine, außerdem wirken sie antiphlogistisch.

Desinfizienzien, Senfölglykoside

Desinfizienzien kommen sowohl vorbeugend als auch zu Infektionsbeginn zum Einsatz. Das Harz der Kretischen Zistrose (Cistus creticus) wurde bereits in der Antike als Balsam („Ladanum“) gegen Atemwegsinfektionen und Entzündungen eingesetzt. Neben Polyphenolen beinhaltet sie ätherisches Öl, Flavonoide und vor allem viele Gerbstoffe, weshalb sie ausgeprägt antioxidativ und antiphlogistisch wirkt. Zusätzlich konnten antivirale Effekte gezeigt werden.

Die Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) wird bei Atemwegserkrankungen als natürliches Antibiotikum eingesetzt, außerdem wirkt sie antiviral und fungizid. Ähnlich wie bei der Brunnenkresse (Rorippa nasturtium-aquaticum) und dem Meerrettich (Armoracia rusticana) sind dafür die enthaltenen Senfölglykoside verantwortlich, besonders Benzylglucosinolat, das enzymatisch zu Benzylisothiocyanat hydrolysiert wird. Das Phenylethylglucosinolat der Brunnenkresse wird zu Phenylethylisothiocyanat umgewandelt, außerdem enthält diese ein weiteres wichtiges Senfölglykosid, das Hirsutin. Die durch Fermentation entstandenen Isothiocyanate (Senföle) werden im Dünndarm resorbiert, gehen kovalente Bindungen mit Proteinen ein und verändern deren Aktivität, wodurch sich ihre Wirkung erklärt. Da Senfölglykoside auch stark schleimhautreizend wirken, sollten sie aber nur über einen kürzeren Zeitraum und in Maßen eingesetzt werden. Für die Brunnenkresse wurden auch antioxidative und zytoprotektive Effekte beschrieben.

Muzilaginosa

Muzilaginosa (Schleimstoffdrogen) beinhalten in Wasser lösliche Polysaccharide, die einen schützenden Film bilden und als Demulzenzien bzw. Antitussiva gegen Halsschmerzen und mechanisch ausgelösten trockenen Husten eingesetzt werden. Sie stillen den Hustenreiz, indem sie die Hustenrezeptoren kurzzeitig (20–30 Minuten) einhüllen, und wirken auch bei Entzündungen beruhigend und schmerzstillend. So sind etwa in Eibischblättern und -wurzeln (Althaeae folium et radix) bis zu 10 % Polysaccharide enthalten, die sich an pharyngeale Epithelzellen anlagern und deren Vitalität sowie Proliferation positiv beeinflussen.

Isländisches Moos (Lichen islandicus) enthält sogar mehr als 50 % Polysaccharide. Hauptkomponenten sind das bereits in kaltem Wasser lösliche Isolichenan und das in heißem Wasser lösliche Lichenan. Neben der Bildung einer reizstillenden Gallerte fördert Lichenan die Freisetzung von Zytokinen, besonders IL-10, aus dendritischen Zellen. Daneben finden sich Polymere von D-Glukose und D-Glucuronsäure sowie Galaktomannane und Glukane, die immunmodulatorisch wirken, sowie antibakteriell und antiviral wirkende Protolichesterinsäure.

Auch der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) kann zu den Muzilaginosa gezählt werden, da seine Blätter bis zu 6,5 % Schleimstoffe enthalten – neben Iridoidglykosiden, Ortho-Dihydroxyzimtsäurederivaten, Flavonoiden, Gerbstoffen und ätherischem Öl. Durch seine zusätzlichen antiphlogistischen, antimikrobiellen und antiviralen Effekte verbessert er insgesamt die Hustenintensität und -frequenz sowie die Auswurfmenge.

Saponinhältige Arzneipflanzen

Zur Verbesserung der Hustensymptomatik stehen außerdem protussive Arzneidrogen als Sekretolytika bzw. Expektoranzien zur Verfügung. So wird die Primelwurzel (Primulae radix) als Expektorans bei Erkältungshusten mit zähem Schleim eingesetzt, wobei die Wirkung durch die enthaltenen Saponine bestimmt wird. Sie reizen die Magenschleimhaut, wodurch reflektorisch eine verstärkte Bronchialsekretion ausgelöst wird, verringern die Viskosität des Schleims durch Herabsetzung der Oberflächenspannung und erhöhen die mukoziliäre Aktivität. Darüber hinaus hemmt Primelwurzelextrakt die COX-1 um 54% sowie die COX-2 um 66 % und wirkt daher auch deutlich antiphlogistisch.

Die expektorierende Wirkung von Königskerzenblüten (Verbasci flos) wird ebenfalls den Saponinen zugeschrieben, an der darüber hinaus vorliegenden Reizlinderung sind auch Schleimstoffe und Iridoide beteiligt. Ergänzt durch Flavonoide, haben die Blütenauszüge außerdem antiphlogistische, wundheilende, antivirale und antimikrobielle Eigenschaften.

Ätherolea

Ätherische Öle wirken je nach ihrer spezifischen Zusammensetzung desinfizierend, antibakteriell oder spasmolytisch, darüber hinaus zeigen einige einen direkten sekretolytischen Effekt an respiratorischen Schleimhäuten. Thymianöl (Thymi aeteroleum) mit den Hauptkomponenten Thymol und Carvacrol kann peroral als Expektorans oder äußerlich zur Inhalation, als Einreibung und als Badezusatz angewendet werden, es weist auch bronchospasmolytische, antiphlogistische und antimikrobielle Eigenschaften auf.

Ähnliches gilt für Eukalyptusöl (Eucalypti aetheroleum): Seine antiphlogistische und antiasthmatische Wirkung ist vor allem auf die Hauptkomponente 1,8-Cineol zurückzuführen, außerdem konnten sekretomotorische, expektorierende und schwach spasmolytische Effekte beobachtet werden.