Der Visionär

Anfang November gab der Handelskonzern Spar bekannt, das jährlich über 5 Millionen Besucher zählende und flächenmäßig größte innerstädtische Innsbrucker Shoppingcenter SILLPARK für 30 Mio. Euro auszubauen: Erstmals in Österreich entsteht dabei auch ein Gesundheitspark auf einer Fläche von über 3.000 Quadratmetern in einer Shoppingmall. Möglich wird das im Rahmen einer neuen Kooperation zwischen der SPAR-Tochter SES (Spar European Shopping Centers), die aktuell 31 Shopping-Standorte in 6 zentral- und südeuropäischen Ländern managt, und der Vinzenz Gruppe. Die Holding führt mehrere Ordensspitäler und Gesundheitseinrichtungen in Österreich und hat mehr als 10.000 Beschäftigte.

SES und Vinzenz Gruppe sorgen künftig für ein leicht zugängliches Gesundheitsangebot in Innsbruck: SILLPARK Center-Manager Markus Siedl, Christoph Andexlinger, CEO SES Spar European Shopping Centers, und Michael Heinisch, CEO der Vinzenz Gruppe (v.l.n.r.); © Franz Oss

Moderne Gesundheitsversorgung aufbauen

Erst Ende Juli unterzeichneten Österreichs marktführender Shoppingcenter-Betreiber SES und die Vinzenz Gruppe Service einen Partnervertrag, um gemeinsam langfristig Gesundheitszentren an ausgewählten Shopping-Standorten von SES zu entwickeln. Beide Partner sind zu je 50% an der Gesellschaft beteiligt. „Wir müssen eine moderne und nachhaltige Gesundheitsversorgung dort aufbauen, wo die Menschen ihren Alltag verbringen. Die Shoppingmalls der SES sind solche Begegnungs- und Lebensräume, in denen wir der Bevölkerung Gesundheits- und Präventionsangebote einfach und unkompliziert zur Verfügung stellen können“, sagt Dr. Michael Heinisch, CEO der Vinzenz Gruppe, Motor und unternehmerischer Kopf der Holding.

Seit über 20 Jahren arbeitet Heinisch in der Vinzenz Gruppe; davor war er in der Unternehmensberatung (Management Zentrum St. Gallen) und in der Industrie (VA Tech) tätig. „Der Wechsel in den Gesundheitsbereich war die beste berufliche Entscheidung, die ich jemals getroffen habe. Was wir in der Vinzenz Gruppe tun, ist sinnstiftend und erfüllend: Es geht um die Gesundheit und das Leben der Menschen – jetzt und in Zukunft“, erklärt er auf einer Social-Media-Plattform. Was er darunter versteht, hat er seit den Nuller-Jahren gezeigt: Die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul hatte bereits 1995 ihre drei Krankenhäuser in Wien, Ried und Linz in eine Holding eingebracht. Christliche Werte sollten bewahrt, aber mit modernem Management verbunden werden. Dieses Modell hat Heinisch ausgebaut.

Bis 2004 wurden die Krankenhäuser Orthopädisches Spital Speising, Göttlicher Heiland Krankenhaus Wien und St. Josef Krankenhaus Wien von anderen Orden in die Vinzenz Gruppe aufgenommen. Im Jänner 2007 hat sich auch das Herz-Jesu-Krankenhaus dem Spitalsverbund angeschlossen. 2009 folgte ein weiterer wichtiger Schritt: Es wurden die Verträge zur Beteiligung an der Herz-Kreislauf-Sonderkrankenanstalt Bad Ischl sowie zu deren Betriebsführung mit der Sozialversicherung der Selbstständigen unterzeichnet. Heute beschäftigt die Gruppe mehr als 10.000 Menschen, versorgt in Wien 18,18% der Spitalspatient:innen, in Oberösterreich sogar 28,07 % und fast 600.000 ambulante Patient:innen. Zudem arbeiten rund 350 Partner:innen in 7 Gesundheitsparks in Oberösterreich und Wien zusammen – von der kleinen Time-Sharing-Praxis bis zum großen Krankenhaus.

Integrierte Versorgungsnetze

Seit 2015 entwickelt und betreibt die Vinzenz Gruppe Service Gesundheitsparks rund um die Krankenhausstandorte, an denen die Vinzenz Gruppe beteiligt ist. Diese Gesundheitsparks sind regionale Netzwerke, in denen Krankenhäuser, niedergelassene Ärzt:innen, Pflegefachkräfte, Therapeut:innen, Apotheken, Rehabilitations- und Pflegeeinrichtungen sowie medizinische Fachgeschäfte Menschen in allen Fragen der Gesundheit und Krankheit ganzheitlich betreuen und begleiten. Jetzt geht das Konzept in Einkaufzentren. In der TWOmorrow Gesundheit GmbH soll ein ausgewogener Mix aus Wahl-, Kassen- und Privatleistungen sowie kostenlosen Angeboten wie etwa Selbsthilfegruppen oder geförderten Projekten zur Verfügung stehen. Die verschiedenen Gesundheitsberufe betreiben ihre Praxis als selbstständige Unternehmer:innen, arbeiten jedoch im gemanagten Netzwerk zusammen.

Michael Heinisch will die Gesundheitsversorgung aus der ­Perspektive der Patient:innen betrachten.; © Alek Kawka

„Es ist höchste Zeit, dass wir die Gesundheitsversorgung aus der Perspektive der Patientinnen und Patienten betrachten und ihre vielfältigen Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen“, betont Heinisch. Das bedeute, Gesundheit neu zu denken – nicht nur für den Akutfall, sondern umfassend: von der Förderung der Gesundheitskompetenz über die Prävention bis hin zur ganzheitlichen Versorgung über alle Lebensphasen hinweg. „Umso wichtiger ist es, dass wir im Gesundheitswesen auf integrierte Versorgungsnetze und patientenzentrierte Lösungen setzen, die die Menschen befähigen, ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen“ – etwa durch digitale Gesundheitsplattformen, interaktive Schulungen und personalisierte Apps. Innovation und Digitalisierung gehen dabei Hand in Hand. „Mit neuen Ansätzen und digitalen Technologien können wir Veränderungen vorantreiben, die Patientinnen und Patienten wirksam unterstützen“, erläutert Heinisch. Die qualitätsvollen Leistungen der eigenen Krankenhäuser, Praxen, PVZs, Pflege- und Rehabilitationseinrichtungen sollen für die Menschen ein abgestimmtes sinnvolles Ganzes ergeben – und das entlang sämtlicher Lebensphasen. Die Vinzenz Gruppe verstehe sich nicht mehr als Krankenhausunternehmen, sondern als Gesundheitsunternehmen, so der CEO.

Diesen Zugang wünscht er sich auch für das gesamte Gesundheitswesen: Dieses sei heute stark fragmentiert, mit Silos zwischen Krankenhäusern, niedergelassenen Ärzt:innen, Reha-Einrichtungen und Pflegeanbietern. „Wir müssen zu integrierten Versorgungsnetzwerken kommen, in denen alle Akteur:innen gemeinsam für die Patient:innen arbeiten. Darüber hinaus muss unser Versorgungssystem auch durchlässiger und besser in unseren Alltag integrierbar werden“, so Heinisch abschließend.