Mit August 2024 hat Jens Weidner die Geschäftsführung des Standortes Österreich beim Biopharma-Unternehmen Bristol Myers Squibb (BMS) übernommen. Bereits seit 2003 ist er in verschiedenen Funktionen für BMS tätig und setzt sich seit über 20 Jahren dafür ein, den Zugang zu innovativen Medikamenten und Therapien für alle Menschen zu verbessern. Mit seiner umfangreichen Pharma-Erfahrung möchte er einen Beitrag zur Weiterentwicklung und Optimierung der Gesundheitsversorgung in Österreich leisten.
Bristol Myers Squibb beschäftigt sich mit der Erforschung von schwerwiegenden Erkrankungen und der Entwicklung entsprechender Medikamente. „Wir stellen die Patient:innen in den Mittelpunkt und sind darum bemüht, dass jeder Mensch in Österreich die bestmögliche Therapie erhält“, betont Weidner. Dies ist ein wichtiger Teil der Firmenphilosophie, die dem Ansatz „Transforming patients’ lives through science“ folgt. „Menschen stehen bei uns immer an erster Stelle. Dazu gehören, wie gesagt, die Patient:innen, aber ebenso natürlich auch die Mitarbeiter:innen, die unsere Medikamente erforschen, entwickeln und für die Patient:innen zugänglich machen. Wir wollen ein Arbeitsumfeld schaffen, das auf Respekt und Anerkennung beruht, in dem alle ihr Bestes geben können und in dem Vielfalt und Inklusion gelebt werden“, so Weidner.
BMS fokussiert sich auf die Indikationen Onkologie, Hämatologie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Immunologie und ist stolz darauf, in einigen Bereichen Innovationsführer zu sein. „In der Immunonkologie und in der Hämatologie können wir uns sogar als Pionier bezeichnen. Wir haben hier Therapien auf den Markt gebracht, die Betroffenen die Chance auf ein deutlich längeres Weiterleben eröffnen“, erklärt Weidner. Als weiteres Beispiel für den großen Innovationsantrieb des Unternehmens nennt er den Bereich Zelltherapie: „Hier sind wir das einzige Unternehmen, dass die Zulassung für zwei CAR-T-Zell-Therapien erhalten hat, ein Therapieverfahren, bei dem körpereigene Zellen entnommen und anschließend so modifiziert werden, dass sie in der Folge im Körper Krebszellen bekämpfen können. Das sind Beispiele, die sehr gut zeigen, wie wir Innovationen zum Wohle der Patient:innen einsetzen können.“
Das Unternehmen will diesen Weg weiter beschreiten und wird daher auch in Zukunft in die Erforschung und Entwicklung neuer Therapien investieren – international und auch hier in Österreich. „Wir möchten beispielsweise auch dazu beitragen, die Personalisierung der Medizin weiterzuentwickeln, um so die Chancen der Betroffenen auf ein Langzeitüberleben zu erhöhen und zudem auch Nebenwirkungen zu limitieren“, erläutert Weidner. Zusätzlich will BMS auch in neue Bereiche vorstoßen, daher investiert das Unternehmen in die klinische Forschung zu Alzheimer und Parkinson – Bereiche, die noch viel Forschungsarbeit benötigen. „Hier haben wir bereits klinische Studien in der Frühphase“, berichtet er.
Die Entwicklungen im Bereich künstlicher Intelligenz (KI) beobachtet man auch bei BMS sehr genau. „Wir setzen KI beispielsweise bereits in der präklinischen Forschung bei der Auswahl neuer Wirkstoffe, beim Screening neuer Wirkstoffansätze sowie auch bei klinischen Studien ein, um effizienter zu werden. Denn KI kann dazu beitragen, die Geschwindigkeit zu erhöhen und unsere Innovationsfähigkeit zu steigern“, ist Weidner überzeugt. Auch in den täglichen Arbeitsabläufen werden bei BMS bereits KI-Tools eingesetzt, z.B. in administrativen Prozessen wie der Spesenabrechnung etc. „Auch im Bereich der Kundeninteraktionen schauen wir uns die Möglichkeiten an, KI in Prozesse einzubinden, um diese zu vereinfachen bzw. effizienter zu gestalten. Der persönliche Kontakt ist aber nach wie vor sehr wichtig und wird dies auch in Zukunft bleiben“, unterstreicht Weidner.
Die große Stärke des österreichischen Gesundheitswesens liegt für den General Manager von BMS im Spitalsbereich: „In den Krankenhäusern in Österreich wird Spitzenmedizin betrieben, es gibt viele hoch qualifizierte Expert:innen und das Erstattungssystem ermöglicht im Spitalsbereich den frühen Zugang zu Innovationen.“ Genau diesen großen Benefit der raschen Verfügbarkeit von innovativen Medikamenten gilt es laut Weidner in Zukunft weiterhin zu erhalten. Und er betont: „Dies muss auch im Hinblick auf neue Prozesse, die aktuell implementiert werden, wie z.B. das Bewertungsboard, gewährleistet bleiben. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass der Zugang und damit der Einsatz von innovativen Therapien nicht verzögert wird, denn Patient:innen können in vielen Bereichen nicht Monate oder gar Jahre warten.“
Im niedergelassenen Bereich wünscht sich Weidner eine höhere Gewichtung von Innovationen und nach Möglichkeit auch eine raschere Bewertung. Aufholbedarf hat Österreich seiner Ansicht nach im Bereich Digitalisierung, beispielsweise in Bezug auf die Kommunikation an der Schnittstelle zwischen intra- und extramuralem Bereich. Weidner: „So wäre es beispielsweise sinnvoll, wenn Patientendaten – natürlich anonymisiert – schneller genutzt würden, um die Gesundheit in Österreich zu verbessern. Dies würde auch einen Gewinn für den Einzelnen / die Einzelne bedeuten.“
Durch eine immer älter werdende Bevölkerung und andere Faktoren geraten die Gesundheitssysteme bezüglich ihrer Finanzierung unter Druck. Weidner sieht eine mögliche Lösung darin, die Nachhaltigkeit des Gesundheitswesens in Österreich sicherzustellen. Dazu gehört in seinen Augen, die Versorgungspfade zu verbessern, die Vorsorge zu forcieren, die Impfbereitschaft zu erhöhen sowie für eine frühe Diagnose und die bestmögliche Therapie zu sorgen. „Wenn wir diese Aspekte vorantreiben, erreichen wir deutlich mehr gesunde Lebensjahre für die Menschen und halten diese zum Beispiel auch länger im Arbeitsprozess bzw. ermöglichen eine frühere Wiedereingliederung in den Arbeitsalltag“, ist Weidner überzeugt.
Die großen Herausforderungen der nächsten Jahre für pharmazeutische Unternehmen fasst Weidner folgendermaßen zusammen: „Innovationszyklen werden aufgrund des technologischen Fortschritts, Stichwort KI, immer kürzer. Das bringt uns deutlich voran, stellt uns aber auch vor Herausforderungen. So muss beispielsweise der Schutz von geistigem Eigentum gewährleistet bleiben, damit weiterhin in klinische Studien investiert wird. Es muss unser aller Ziel sein, den Pharma- und Wissenschaftsstandort Österreich zu stärken. Daher gibt es von Bristol Myers Squibb ein klares Bekenntnis zum Standort Österreich. Wir betreiben hierzulande derzeit rund 50 Studien an zahlreichen Zentren. Dies alles sind für uns wesentliche Faktoren, um unser Hauptziel, den frühen und breiten Zugang von Patient:innen zu Innovationen, zu erhalten bzw. zu ermöglichen, und zwar sowohl im Spitals- als auch im niedergelassenen Bereich. Denn nur so können wir die bestmögliche Therapie für jeden und jede sicherstellen!“
Weidner appelliert daher an die neue österreichische Regierung, eine eigene Strategie für den Pharmastandort Österreich zu entwickeln, um Österreich als Wirtschaftsstandort sowie als Wissenschafts- und Forschungsstandort zu stärken. „Um zum Beispiel sicherzustellen, dass die Pharmabranche weiterhin in Arbeitsplätze in Österreich investiert – und das wäre zum Wohle des Wirtschaftsstandorts wie auch der Patient:innen hierzulande wünschenswert –, braucht es einen Abbau von Bürokratie, eine Stärkung des Forschungs- und Entwicklungsstandorts und einen raschen Zugang zu innovativen Therapien. Dies ist erforderlich, damit in Österreich weiterhin Spitzenmedizin angeboten werden kann“, so Weidner abschließend.