Das BASG-Gespräch, das traditionell gemeinsam von der AGES-Akademie und der GPMed, der Gesellschaft für Pharmazeutische Medizin (www.gpmed.at), veranstaltet wird, fand zum ersten Mal seit Jahren wieder als Face-to-Face-Veranstaltung statt. Es wurde im Hörsaalzentrum am AKH Wien abgehalten und war gut besucht. Der Fokus lag auf der „Clinical Trials Regulation“ (CTR). Diese gilt bereits seit 2022 für neue klinische Prüfungen. Bis Ende Jänner 2025 müssen dann alle noch laufenden Studien in das CTIS(Clinical Trials Information System)-Register überführt („transitioniert“) werden.
Zuerst gab Dr. Stefan Strasser einen Überblick über die aktuellen Verfahren aus dem CTIS sowohl auf europäischer als auch österreichischer Ebene. EU-weit gibt es derzeit rund 200 Neueinreichungen/Monat, ca. 10% müssen aufgrund von Ablehnung bei Ersteinreichung ein weiteres Mal eingereicht werden („Resubmission“). Als Reporting Member State (RMS) wurde Österreich 187 Mal gewählt, davon bei 78 Anträgen zur Umstellung auf die neue Verordnung.Als große Hürden bleiben die technischen und administrativen Anforderungen und die kurzen Fristen des CTIS, was zu etwa 15% Ablehnungen (inkl. Zurückziehungen) führt, vor allem bei akademischen Studien. Die maximale Timeline von 106 Kalendertagen bis zur Genehmigung wird in den meisten Fällen auch voll ausgeschöpft.
Was die Anzahl internationaler Studien im Land betrifft, liegt Österreich per capita im guten Mittelfeld, auch wenn in absoluten Zahlen natürlich die großen Länder wie Spanien, Italien, Deutschland und Polen dominieren. Bei nationalen Studien hingegen ist ein Rückgang vor allem bei akademischen Studien zu beobachten (siehe Tab.).
Derzeit sind weniger als 60% der Studien in Österreich transitioniert, auch hier besonders schwach der akademische Bereich. Alle Anträge, die bis 30.1.2025 eingereicht werden, werden – sofern es keine gegenteilige Verlautbarung seitens der EU-Kommission gibt – noch bearbeitet. Alle Antragsteller wurden von der EMA bereits auf Basis des EudraCT-Registers kontaktiert.
Das Thema „Wesentliche Änderungen nach Transition“ wurde von Dr.in Marianne Lunzer ausführlich erläutert und essenzielle Tipps & Tricks wurden gegeben. Dabei erinnerte sie an die Aktualisierung des ganzen Part I bei erster substanzieller Änderung im Dossier sowie daran, die Transparenzregeln zu beachten.
Fortgesetzt wurde das BASG-Gespräch mit einem Update von Strasser zu den neuen CTIS-Transparenzregeln. CTIS ist der Öffentlichkeit zugänglich mit dem Ziel, dass einerseits Patient:innen mehr Details über klinische Prüfungen einsehen können und andererseits auch HTAs und Forscher:innen Zugriff auf die Ergebnisse haben. Geschützt bleiben neben personenbezogenen Daten jedoch Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse sowie der Austausch zwischen den Behörden der Mitgliedsstaaten bei Genehmigung und Überwachung von klinischen Prüfungen.
Eine Gratwanderung ist die Bewahrung von Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen, sofern kein übergeordnetes öffentliches Interesse besteht. Zum einen gab es die Möglichkeit von Deferrals, d.h. der späteren Veröffentlichung in Abhängigkeit von der jeweiligen Studienkategorie, zum anderen auch der Nutzung von Schwärzungen und damit verbunden des doppelten Hochladens von Dokumenten. Die daraus resultierende Systemüberlastung führte nun zu einer Last-minute-Änderung seitens der EU-Kommission. Der Deferral-Mechanismus wurde abgeschafft und damit die Anzahl und die Komplexität der veröffentlichten Dokumente reduziert. Gleich bleiben die Kategorisierung der Studien hinsichtlich zu veröffentlichender Dokumente und das Ziel, dass die Basisdaten einer klinischen Prüfung bereits nach Genehmigung veröffentlicht werden.
Einen Einblick in die SUSAR(Suspected Unexpected Serious Adverse Event Reactions)-Bewertung, die einen Schwerpunkt der Behördenarbeit im Rahmen von klinischen Studien darstellt, gab Dr.in Judith Secklehner. Dabei wurden Begrifflichkeiten und Timelines erklärt sowie über häufige Fehler aufgeklärt.
Abschließend gab Strasser noch einen Ausblick auf geplante Änderungen. Das COLLABORATE-Projekt auf europäischer Ebene hat sich das Ziel gesteckt, die Zusammenarbeit zwischen Ethik und Behörde, aber auch Prozesse über die Mitgliedsstaaten hinweg zu harmonisieren. Durch das Festlegen von „Problem Ownern“ – also Institutionen mit der nötigen Entscheidungskompetenz für ein Problem – kann gezielt an den bestehenden Problemen gearbeitet werden. Ein paar Verbesserungen am CTIS nehmen bereits Form an: Die hohe Zahl an Benutzerrollen soll reduziert und der Download verbessert werden.
Aus Perspektive des BASG zeigt sich in den Bereichen Timelines (kaum kürzere Fristen als vorgegeben erreicht) sowie Validierung und Begutachtung (Part I & II Alignement oft schwierig, keine Unterstützung durch CTIS für mehrere Fragerunden) noch deutliches Verbesserungspotenzial. Gleichzeitig betont Strasser, dass das BASG als Filter für Anfragen bei Problemen fungiert und diese bei Bedarf an die Ethik weiterleitet.
Neben dem kostspieligen Scientific Advice der SAWP-CTCG (nicht bindend für die einzelnen Member States) ist der Pre-CTA-Advice ein vielversprechendes Format, in dem der RMS zu regulatorischen Fragestellungen kontaktiert werden kann.
In die Zukunft gerichtet soll das COMBINE-Programm die regulatorischen Herausforderungen von IVDR- bzw. MDR-Kombistudien mit Arzneimitteln erleichtern. In Österreich erfolgt mittlerweile die Begutachtung dafür durch dieselbe Ethik und Behörde. Die Datenbank EUDAMED für Medizinprodukte-Studien soll 2027 folgen und analog zum CTIS aufgebaut sein.