Eine österreichische Studie zur Qualität der medizinischen Versorgung von Typ-2-Diabetiker:innen hat bedenkliche Ergebnisse zur Qualität der Betreuung erbracht.
Nur je etwa die Hälfte der Diabetes-Typ-2-Patient:innen weist empfohlene Blutzucker-, LDL-Cholesterin- und Blutdruckwerte auf. Und nur 13 Prozent waren bei allen drei Problempunkten kombiniert „im grünen Bereich“. Das zeigt eine aktuelle Studie aus Österreich durchgeführt von Harald Sourij von der Stoffwechselmedizin-Studieneinheit der MedUni Graz und Co-Autor:innen wie dem derzeitige Präsidenten der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), Peter Fasching. Die Forschenden haben zwischen 2021 und 2023 eine österreichweite Querschnittstudie (AUSTRO-PROFIT) durchgeführt und Daten aus der niedergelassenen Medizin (Allgemeinmedizin, Diabetologie) gesammelt und analysiert. Am ehesten wurden laut Studie die empfohlenen Blutdruckwerte erreicht mit 57 Prozent der Befragten, beim HbA1c-Wert waren es 53 Prozent, beim LDL-Cholesterin aber mit nur 44 Prozent sogar weniger als die Hälfte der Befragten, die die empfohlenen Werte erreichten. „Höheres Alter, längere Dauer von Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mikrovaskuläre Komplikationen waren mit einem suboptimalen Erreichen der Zielwerte für Stoffwechsel-Risikofaktoren verbunden“, kommentierten die Studienautor:innen.
Die Erkenntnisse würden die Bedeutung der Einrichtung nationaler Diabetesregister unterstreichen. Die Patient:innen sollten umfassend und durch individuelle Interventionen so betreut werden, dass die Qualität der Versorgung der Typ-2-Diabetiker in der Primärversorgung verbessert wird. Im Grunde genommen sollte es laut den Forschenden auch in der Diabetesbehandlung zu einem „Treat to Target“ – Therapie mit Erreichen der Zielwerte kommen. Insgesamt wurden 8.080 Allgemeinmediziner:innen und Diabetolog:innen aus ganz Österreich eingeladen. 62 Ärzt:innen beteiligten sich und nahmen je zehn bis 15 Personen mit beziehungsweise ohne Typ-2-Diabetes auf. Es waren schließlich 635 Erkrankte in dem Sample. Das Durchschnittsalter betrug 66,7 Jahre. Die mittlere Diabetes-Dauer lag bei zehn Jahren, der Body-Mass-Index bei einem Wert von 29 (etwas unter Adipositas).
„In Österreich leiden etwa 800.000 Menschen an Diabetes, 85 bis 90 Prozent von ihnen an Typ-2-Diabetes. Die jährliche Zahl der Todesfälle aufgrund von Diabetes übersteigt jene durch Brustkrebs, Dickdarmkrebs und Verkehrsunfälle. Diabetes stellt eine enorme Belastung für die Gesundheitssysteme dar und verursacht weltweit Gesundheitsausgaben von ca. 760 Milliarden Euro und in Österreich von drei Milliarden Euro im Jahr“, unterstrichen die Forschenden die Dringlichkeit, hier die Versorgung zu verbessern. (red/APA)
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