ZNS-Rezidive bei Ph- ALL, Erkenntnisse aus den GRAALL-2005/2014-Studien

Das zentrale Nervensystem (ZNS) ist die häufigste extramedulläre Stelle eines Rückfalls bei Patient:innen mit akuter lymphatischer Leukämie (ALL). Ziel dieser französischen Studie war es, Faktoren zu identifizieren, die mit isolierten ZNS-Rückfällen in Zusammenhang stehen. Die pädiatrisch inspirierten Studien GRAALL-2005 und GRAALL-2014 umfassten zwischen 2006 und 2020 1.530 Patient:innen mit Ph-negativer ALL im Alter von 18–59 Jahren. In der Studie von 2014 wurde die zuvor in der Studie von 2005 verwendete prophylaktische ZNS-Bestrahlung (18 Gy) durch eine erhöhte Anzahl von dreifachen intrathekalen Therapien (ITT) von 6 auf 13 bei Patient:innen ersetzt, die nicht für eine allogene hämatopoetische Stammzelltransplantation (HSCT) in Frage kamen. In beiden Studien erhielten Patient:innen mit anfänglicher ZNS-Infiltration eine ZNS-Bestrahlung von 24 Gy vor der Erhaltungstherapie oder eine ZNS-Boost-Therapie vor der Ganzkörperbestrahlung, die für das SCT-Konditionierungsschema verwendet wurde. Die hochdosierte Methotrexat-Dosis wurde für Patient:innen unter 45 Jahren ebenfalls von 3.000 mg² auf 5.000 mg/m² erhöht.
Das Durchschnittsalter betrug 35 Jahre, 39 % waren weiblich, 33,7 % hatten einen T-ALL-Phänotyp und 9,3 % wiesen eine anfängliche ZNS-Erkrankung auf. Eine vollständige Remission wurde bei 1.416 Patienten (92,6 %) erreicht.
Insgesamt traten 445 Rückfälle auf, davon 355 (79,8 %) im Knochenmark, 57 (12,8 %) isoliert im ZNS, 31 (7,0 %) waren extramedulläre Stellen außer ZNS und zwei wurden nicht charakterisiert. Die kumulative Häufigkeit von Rückfällen (CIR) und die kumulative Inzidenz isolierter ZNS-Rezidive nach 4 Jahren betrug 33,3 % bzw. 4,3 %. Die Zeit bis zum isolierten ZNS-Rückfall war ähnlich wie bei anderen Rückfällen (11,9 vs. 11,7 Monate). In einer multivariaten Analyse waren die Teilnahme an der Studie von 2014, die T-ALL und ein höherer WBC-Wert mit einer erhöhten kumulativen Inzidenz isolierter ZNS-Rezidive assoziiert. Patienten mit isoliertem ZNS-Rückfall hatten im Vergleich zu Patient:innen mit anderen Rezidiv-Lokalisationen ein ähnliches Überleben nach dem Rückfall (nach zwei Jahren: 32,0 % gegenüber 28,5 %).

Schlussfolgerung: Diese Studie identifiziert Faktoren, die mit einem erhöhten Risiko eines isolierten ZNS-Rückfalls verbunden sind, und lässt schlussfolgern, dass sowohl eine prophylaktische ZNS-Bestrahlung als auch eine TBI-basierte SCT schützende Vorteile bieten.