Die europäische Impfstoff-Pipeline ist gut gefüllt, wie ein Update der Impfstoffhersteller zeigt. Fast die Hälfte davon konzentriert sich auf die Bekämpfung von Krankheiten, für die bisher noch kein Impfstoff registriert wurde.
Die Mitglieder des europäischen Dachverbandes der Impfstoffhersteller (Vaccines Europe) haben kürzlich ein Update zu ihrer Pipeline veröffentlicht, die mit derzeit 98 Kandidaten gut gefüllt ist. Davon konzentrieren sich 42 Prozent auf die Bekämpfung von Krankheiten, für die bisher noch kein Impfstoff registriert wurde. Bei den anderen 58 Prozent geht es darum, bereits verfügbare Impfstoffe weiterzuentwickeln oder neue Ansätze für die Bekämpfung einer bestimmten Krankheit zu finden. „Wichtig ist, dass neue Impfstoffe auch in nationale Impfprogramme aufgenommen werden und Entscheidungen zur Erstattung, Verteilung und zum Zugang transparent kommuniziert werden“, kommentierte die Präsidentin des Österreichischen Verbands der Impfstoffhersteller (ÖVIH) Renée Gallo-Daniel.
Der Fokus der europäischen Impfstoffhersteller liegt weiterhin auf Impfstoffen für Erwachsene (83 von 98 Kandidaten). Mehr als die Hälfte der Impfstoffkandidaten zielt auf über die Atemwege übertragene Krankheitserreger ab – ganze 64 Impfstoffkandidaten aus dieser Gruppe sind derzeit in den Pipelines der Hersteller. Gleichzeitig sind potenzielle zukünftige Vakzine zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen und von Infektionskrankheiten, die durch den Klimawandel verschärft werden, in der Publikation zu finden. Über 40 Kandidaten sollen Viren bekämpfen, für die es Hinweise gibt, dass durch Impfung der (fälschliche) Antibiotikaeinsatz reduziert werden kann. Neun Kandidaten werden gegen Erreger getestet, die aufgrund der Klimaveränderungen zukünftig noch gefährlicher werden könnten wie zum Beispiel Dengue-Fieber und Malaria.
Bei den Impfstofftechnologien hat mRNA anzahlmäßig die Nase vorn, die Forschung verfolgt jedoch auch viele andere Kandidaten mit anderen Technologien. Genauso wichtig wie die Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen sind die Maßnahmen, um die Impfstoffe der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Dazu gehören unter anderem die Erweiterung öffentlicher Impfprogramme, ein niederschwelliger Zugang und eine ausreichende Finanzierung in den jeweiligen Ländern. Nicht vergessen werden sollte laut ÖVIH dabei, dass die Impfstoffe, die später so viel Gutes bewirken können, aufwendig erforscht werden müssen. Bis ein Impfstoff auf den Markt kommt, vergehen 10 bis 15 Jahre, in denen 0,5 bis 8 Milliarden US-Dollar in deren Entwicklung investiert werden. Dass sich dieser Aufwand lohnt, zeige ein Blick auf folgende Zahlen: 13 Impfstoffkandidaten, die 2022 geprüft wurden, erhielten eine Marktzulassung, 14 machten einen Sprung in die nächste klinische Entwicklungsstufe und 21 wurde neu in die Pipelines aufgenommen. Gleichzeitig wurden aber auch 11 Entwicklungsprogramme eingestellt, mahnte der Verband. (kagr)