Fokus: Nebenwirkungsmanagement bei CAR-T-Zell-Therapien

Am 17. Oktober 2024 fand der 13. KMT-Fortbildungstag in Salzburg statt (KMT=Knochenmarktransplantation). Er stand ganz im Zeichen der neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen und zeigte, wie wichtig in dieser schnelllebigen Zeit das Vernetzen und der Wissensaustausch generell sind. Zahlreiche namhafte Vortragende präsentierten spannende und interessante Themen in den verschiedensten Bereichen.
Demzufolge zeigte sich auch in diesem Jahr, wie wichtig die Interprofessionalität und das Zusammenwirken der einzelnen Berufsgruppen sind. Dies wurde bereits im ersten Vortrag zum Thema „Ergotherapie in der Onkologie“ deutlich.
Ein Schwerpunkt der Fortbildung waren die Vorträge zu den Themen Bispezifische-Antikörper- und CAR-T-Zell-Therapien, die seit Jahren rasante Fortschritte erleben und somit die Bedeutung von Networking entsprechend hervorheben. In diesem Sinne agierte die KMT-AG und hat in einem mehrmonatigen Projekt die Unterschiede bezüglich des Nebenwirkungsmanagements an den einzelnen Universitätskliniken bei/nach der Verabreichung von CAR-T-Zell-Therapien ausgearbeitet.
Dabei zeigte sich eindrucksvoll, wie unterschiedlich an den einzelnen Universitätskliniken agiert wird, wobei aber auch deutlich wurde, wie wichtig ein fundiertes Wissen der einzelnen Pflegefachkräfte ist. Die Beratung der Patient:innen erfordert bereits zu Beginn ein entsprechendes Know-how, um die Nebenwirkungen der CAR-T-Zell-Therapien professionell, aber auch anschaulich und einfach erklären zu können. Vor Beginn der Infundierung der CAR-T-Zellen erfolgt die Aufklärung der Patient:innen über den Ablauf, diesbezüglich wird seitens der Pflege das Hauptaugenmerk auf das Nebenwirkungsmanagement gelegt.

Cytokine Release Syndrome

Das CRS (=Cytokine Release Syndrome, Zytokin-Freisetzungssyndrom) und die Neurotoxizität spielen bei der Verabreichung der CAR-T-Zell-Therapien eine entscheidende Rolle und sind im Verlauf die häufigsten Nebenwirkungen, die einer Behandlung bedürfen. Die Symptome des CRS umfassen vor allem einen Temperaturanstieg im Sinne von Fieber sowie Tachykardie, Hypotonie und/oder Hypoxie, also Symptome, die auch bei einer Sepsis beobachtet werden. Diesbezüglich obliegt es uns Pflegefachkräften, „genau hinzusehen“, zu beobachten und jedes einzelne dieser Symptome ernst zu nehmen, um im Bedarfsfall adäquat reagieren und handeln zu können.
Der Temperaturanstieg über 38 Grad Celsius ist meist das erste Anzeichen eines CRS und kann in weiterer Folge auch das einzige bleiben, diesbezüglich erfolgt die sofortige Monitorisierung der Patient:innen, um eine folgende Hypotonie, Tachykardie und/oder Hypoxie schnellstmöglich zu erkennen und entsprechend zu behandeln.

Neurotoxizität

Das Auftreten einer Neurotoxizität wird mit Hilfe des ICE-Scores (=Immuneffektor-Zell-assoziierter Enzephalopathie-Score) im Sinne einer Verlaufskontrolle engmaschig beobachtet und kontrolliert. Dabei werden den Patient:innen einige Aufgaben gestellt, um dabei eine Abweichung der neurologischen Fähigkeiten festzustellen (nennen von Monat, Jahr, Krankenhaus, benennen von Gegenständen, zählen in 10er-Schritten rückwärts mit 100 beginnend, Aufforderung zu einer spontanen Aktion, schreiben eines definierten Satzes).

Unterschiede im Management: Das Thema „Unterschiede des Nebenwirkungsmanagements an den einzelnen Universitätskliniken“ wurde im Herbst 2023 unter den Mitgliedern der KMT-AG vereinbart, in weiterer Folge ausgearbeitet und bei der Sitzung im Rahmen der Frühjahrstagung 2024 besprochen, anschließend erfolgte die Zusammenfassung der Ergebnisse.
Unter dem spannenden Namen „KMT-AG investigate“ ermittelten die Mitglieder vor allem die Unterschiede bezüglich der beiden Nebenwirkungen CRS und Neurotoxizität. Demzufolge wurde festgestellt, dass es beim Nebenwirkungsmanagement der einzelnen Universitätskliniken einige Unterschiede gibt (Tab.); diese wurden beim KMT-Fortbildungstag im Rahmen eines eigenen Vortrages präsentiert. Diese Ausarbeitung wurde in weiterer Folge meinerseits als Argumentationsgrundlage verwendet, und die einzelnen Maßnahmen wurden mit dem zuständigen Oberarzt an der Universitätsklinik in Salzburg evaluiert. Die rechte Spalte „Sbg. NEU“ zeigt die Erfolge dieser Besprechung und die ausgearbeiteten Änderungen.
Am Nachmittag des Fortbildungstages folgten spannende und anschauliche Vorträge weiterer Professionen zum Thema „Palliativ“, und das Thema Sexualität wurde aus der Tabuzone geholt.
Der KMT-Fortbildungstag hat in eindrucksvoller Weise gezeigt, wie wichtig das Networking und die interprofessionelle Zusammenarbeit sind. Die stetig steigenden Anforderungen und rasanten Weiterentwicklungen machen einen ständigen Wissensaustausch unabdingbar.

Tab.: Maßnahmen in unterschiedlichen Bundesländern

Fazit

Zusammenfassend sei gesagt, dass sich das Aufklären, das Beobachten und das Handeln aus Wissen und Praxis ergibt. Das notwendige Wissen wird über die stetige Weiterbildung der Pflegefachkräfte sichergestellt, in einem Bereich, der sichaufgrund der enormen medizinischen Fortschritte rasant fortbewegt. Die Praxis ergibt sich aus Erfahrung, daher werden neue Kolleg:innen stets begleitet, vor allem bei der Versorgung von Patient:innen, die CAR-T-Zell-Therapien erhalten.
Um diesen steigenden Anforderungen in Bezug auf das Handling von Therapien wie CAR-T-Zellen und auch bispezifischen Antikörpern gerecht zu werden, ist die Etablierung und Weiterentwicklung der Cancer Nurse in Österreich unabdingbar, um weiterhin eine bereits bestehende qualitativ hochwertige Pflege und Betreuung sicherzustellen!
Der nächste KMT-Fortbildungstag findet am 16. Oktober 2025 in Linz statt. Die Zusammenstellung und Auswahl der Vorträge hat bereits begonnen, diesbezüglich freut sich die KMT-AG auf einen spannenden und interessanten 14. KMT-Fortbildungstag, mit viel Networking und Gedankenaustausch!

Bis dahin alles Gute, viel Glück und Gesundheit, die KMT-AG freut sich auf ein Wiedersehen beim Fortbildungstag 2025!