Wenn 70 Breast Care Nurses aus ganz Österreich zusammenkommen, geht es nicht nur um den fachlichen Austausch, sondern auch darum, wie Pflege die komplexen Bedürfnisse von Brustkrebspatient:innen optimal unterstützen kann. Das 2. AHOP-Breast-Care-Nurse-Symposium in Graz bot dafür am 30. September 2024 den idealen Rahmen und beleuchtete zentrale Themen der Pflegepraxis.
Dr.in Nicole Edhofer-Rössler betonte die Bedeutung einer frühzeitigen Erkennung und Intervention bei Nebenwirkungen. Ein Highlight war ihre pragmatische Herangehensweise an chemotherapieinduzierte Fatigue: Regelmäßige moderate Bewegung, wie tägliche Spaziergänge oder leichtes Krafttraining, kombiniert mit psychoonkologischer Unterstützung, hilft Patient:innen, ihre Energie und Lebensfreude schrittweise zurückzugewinnen. Ergänzend empfahl sie gezielte Atemübungen, welche die Belastung reduzieren und eine bewusste Entspannung fördern.
Auch das „Chemobrain“, die kognitive Beeinträchtigung nach einer Chemotherapie, wurde konkret adressiert. Hier lautete der Schlüssel: Gedächtnistraining und strukturierte Alltagsplanung, um Betroffenen mehr Sicherheit im Umgang mit Gedächtnisproblemen zu geben.
Mag.a Bernadette Aretin präsentierte anschauliche Beispiele für kritische Arzneimittelinteraktionen. Ein besonders eindrücklicher Fall betraf die Kombination von Antiemetika wie Ondansetron mit Psychopharmaka, die das Risiko einer QT-Zeit-Verlängerung erhöhen können. Die Durchführung von regelmäßigen Checklisten kann nützlich sein, um solche Wechselwirkungen frühzeitig zu erkennen, und Patient:innen gezielt auf Symptome wie Herzklopfen oder Schwindel zu schulen. Darüber hinaus hob sie hervor, wie wichtig eine Zusammenarbeit mit Apotheker:innen ist, um Patient:innen optimal zu beraten.
Kornelia Buchner-Jirka brachte ein Thema auf den Punkt, das oft zu kurz kommt: Sexualität. Sie stellte klar, dass viele Patient:innen nach einer Brustkrebsdiagnose oder -therapie mit veränderten Körperbildern und veränderter Intimität kämpfen.
Buchner-Jirka gab klare Tipps, wie Pflegekräfte diese Gespräche gestalten können.
Trockene Schleimhäute: Die tägliche Anwendung von hormonfreien Pflegecremes wie Vagisan® oder Deumavan® kann Beschwerden wie Jucken, Brennen und Trockenheit lindern. Für Patient:innen mit strahlentherapiebedingten Genitalveränderungen empfahl sie außerdem sanfte Dehnungsübungen, um Verklebungen vorzubeugen.
Ansprache: Eine einfühlsame Frage wie „Wie geht es Ihnen mit körperlicher Nähe?“ öffnet oft Türen, die Patient:innen sonst verschlossen halten würden.
Körperbild stärken: Sie ermutigte Pflegekräfte, Patient:innen zu Aktivitäten wie dem bewussten Eincremen des Körpers zu motivieren, um Selbstakzeptanz zu fördern.
Das Symposium zeigte eindrucksvoll, wie viel Expertise und Engagement Breast Care Nurses in die Versorgung von Patient:innen einbringen. Mit klaren, praxisnahen Tipps – von der Unterstützung bei Fatigue über das Management von Medikamenten bis zur Ansprache sensibler Themen wie Sexualität – wurde deutlich, dass spezialisierte Pflege mehr ist als Betreuung: Sie ist ein wesentlicher Faktor für die Lebensqualität und Resilienz der Patient:innen.