HPV: Wo Österreich noch Nachholbedarf hat

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Im Bereich der Onkologie will die EU zeigen, dass sie auch zu einer Gesundheitsunion werden will. Dazu wurde der europäische Plan zur Krebsbekämpfung aufgelegt. In Brüssel wurde nun eine Bilanz gezogen.  

Belgien, Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich sind Vorreiter in Sachen HPV-Impfung und Krebsprävention in diesem Bereich. Österreich liegt im Mittelfeld – zumindest auf der Basis von Daten aus dem Jahr 2023. In der Zwischenzeit habe Österreich allerdings aufgeholt, hieß es beim 6. European Cancer Forum (ECF) in Brüssel, das unter dem Motto „Umsetzung einer nachhaltigen Zukunft für Krebs“ stand. Gastgeber der Veranstaltung waren das Pharmaunternehmen MSD in Zusammenarbeit mit der European Oncology Nursing Society, dem Schwedischen Institut für Gesundheitsökonomie, Europa Uomo, Cancer Patients Europe, Digestive Cancers Europe, European Parliamentary Forum for Sexual & Reproductive Rights und der Start Up-Plattform EUCOPE.

Basis für die Analyse ist der HPV Prevention Policy Atlas – ein Forschungsprojekt, das vom European Parliamentary Forum for Sexual & Reproductive Rights und mit der European Cancer Organisation geleitet wird. Es untersucht die Leistung von 46 europäischen Ländern in drei Schlüsselbereichen: Primärprävention, Sekundärprävention (Screening) und Online-Informationen. Ziel des Tools ist es, aktuelle öffentlich zugängliche Informationen in allen Ländern der europäischen WHO-Region im Einklang mit der WHO-Strategie zur Beseitigung von Gebärmutterhalskrebs und dem europäischen Plan zur Krebsbekämpfung bereitzustellen. Noch nicht inkludiert sind die jüngsten Entwicklungen in Österreich mit der Impfkampagne gegen HPV im Jahr 2024. Nachdem die Impfung für unter 30-Jährige seit 1. Juli gratis ist (vorerst bis Ende 2025), schossen die Impfzahlen in die Höhe. Die Zahl der HPV-Impfungen hat sich allein im Juli im Vergleich zum Vorjahr verdreifacht.

Hintergrund ist der europäische Plan zur Krebsbekämpfung (Europe’s Beating Cancer Plan, EBCP) als politische Verpflichtung, das Blatt im Kampf gegen Krebs zu wenden. Der europäische Plan zur Krebsbekämpfung wurde mit vier Milliarden Euro ausgestattet, davon 1,25 Milliarden Euro aus dem künftigen EU4Health-Programm. Denn Krebs steht ganz oben auf der europäischen gesundheitspolitischen Agenda. Und HPV steht dabei im Zentrum.

Im Jänner 2024 legte die Europäische Kommission eine Empfehlung vor, um die Mitgliedstaaten bei ihren Bemühungen zur Krebsprävention durch Impfungen zu unterstützen. Der Fokus liegt dabei auf der Förderung der Einführung von zwei wichtigen Impfungen, die Virusinfektionen verhindern können, die zu Krebs führen können: Hepatitis-B-Virus (HBV) und eben Humane Papillomaviren (HPV). Ziel ist es, bis 2030 eine HPV-Impfquote von 90 % bei Mädchen zu erreichen und die Impfung von Jungen deutlich zu steigern. Darüber hinaus sollen Maßnahmen den Zugang und die Akzeptanz der HBV-Impfung verbessern, um Leberkrebs vorzubeugen.

Expert:innen aus Gesundheitsministerien, der Kommission, dem Europäischen Parlament sowie Wissenschaft, Patientengruppen und Industrievertreter:innen waren sich beim ECF einig, dass der EBCP und damit verbundene Initiativen zu erheblichen Fortschritten beim Patientenzugang zu innovativen Produkten sowie Krebsprävention, Diagnose, Behandlung und Pflege geführt haben. Allerdings bestehen anhaltende Ungleichheiten in der Politik der Mitgliedsstaaten. Die Umsetzung in allen EU-Ländern stellt weiterhin eine Herausforderung dar.(rüm)