Wir weisen darauf hin, dass es aufgrund des hohen Antragsaufkommens unter Umständen etwas Zeit in Anspruch nehmen kann, bis diese geänderte Bezeichnung auch in alle Systeme und Listen im Bereich Ihrer Landesärztekammer abschließend übernommen wurde“, heißt es in einem Schreiben der Österreichischen Ärztekammer, das derzeit viele Ärzt:innen erhalten. Seit Jahresbeginn besteht für Ärzt:innen für Allgemeinmedizin gemäß § 262 ÄrzteG 1998 die Möglichkeit, die neue Facharztbezeichnung „Fachärzt:in für Allgemeinmedizin und Familienmedizin“ zu erwerben.
Wobei „erwerben“ der zwar formale, aber inhaltlich falsche Begriff ist. Für das Verfahren zum Erwerb der Facharztbezeichnung sind keine Gebühren zu entrichten. Die fachärztliche Prüfung im Sonderfach Allgemeinmedizin und Familienmedizin ist ab dem 1. 6. 2026 absolvierbar.
Es sei kaum zu glauben, sagt Dr.in Susanne Rabady, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin (ÖGAM): Gut 20 Jahre lang habe die ÖGAM recherchiert, argumentiert, diskutiert, theoretische Hintergründe und praktische Argumente geliefert – „und nun gibt es mit Jahresbeginn die ersten österreichischen Fachärzt:innen für Allgemein- und Familienmedizin. Und der Andrang ist groß: 5.368 niedergelassene Allgemeinmediziner:innen gab es zuletzt, bisher 800 – knapp 15 % – haben bereits in den ersten Tagen des neuen Jahres den Antrag auf Aufwertung zum neuen Titel „Fachärzt:in für Allgemein- und Familienmedizin“ gestellt, bestätigt die Österreichische Ärztekammer.
Einer der ersten war Dr. Helmut Dultinger (Gruppenpraxis Hainfeld), der die rasche Abwicklung hervorhebt. „Das Wesentliche ist, dass nun endlich auch ein eigenständiges, spezifisches Berufsbild sichtbar werden wird, dass klar wird, dass das Fach Allgemein- und Familienmedizin spezifische Aufgaben und Möglichkeiten hat, die es von den Spezialdisziplinen unterscheidet“, sagt Rabady. Die Basis dafür schaffte nun die neue ärztliche Ausbildungsordnung, in die viel Expertise auch vonseiten der ÖGAM geflossen sei. ÖÄK-Vizepräsident Dr. Edgar Wutscher zeigt sich überzeugt, dass die Einführung „ein Ansporn für junge Kolleg:innen sein wird, wieder mehr in das Fach Allgemein- und Familienmedizin einzusteigen“.
Erfreut zeigt sich auch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne): „Mit ihrem breiten Wissen und ihren diagnostischen Fähigkeiten haben Allgemeinmediziner:innen eine besonders wichtige Rolle in unserem Gesundheitssystem. Sie sind meist die erste Anlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen und decken – gerade am Land – einen großen Teil der medizinischen Versorgung ab.“
Dass sich nun auch viele praktizierende Allgemeinmediziner:innen für eine Anerkennung als Fachärzt:in interessieren, zeige den Stellenwert der neuen Bezeichnung: „Sie macht die wichtigen Kenntnisse auch nach außen sichtbar.“