ECDC-Direktorin Pamela Rendi-Wagner mahnt bei Vortrag in Wien, Lehren aus der Corona-Krise als Basis für die richtige Pandemie-Vorbereitung zu ziehen.
„Die nächste Pandemie kommt – ob in fünf, 15 oder 50 Jahren“, erklärte am Freitag die Direktorin des Europäischen Zentrums für Krankheitsprävention und Krankheitskontrolle (ECDC), Pamela Rendi-Wagner, im Rahmen eines Vortrags bei der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien. „Der Grundstein zur Bewältigung der nächsten Pandemie ist heute zu legen“, sagte die Expertin für Öffentliche Gesundheit. Die ehemalige Gesundheitsministerin und Ex-SPÖ-Chefin ist seit Mitte Juni 2024 Leiterin der von der EU im Jahr 2022 mit zusätzlichen Agenden betrauten Stelle in Stockholm.
„Ohne internationale Zusammenarbeit im Konnex mit Infektionskrankheiten sind wir halb blind“, sagte Rendi-Wagner. Das Konzept von „One Health“, bei dem Aspekte der Veterinär- und der Humanmedizin zusammen betrachtet werden, schließe „blinde Flecken“. Ein aktuelles Beispiel sei die Verbreitung der Vogelgrippe H5N1 in den USA und Kanada, wo die Erreger in die Nutztierhaltung inklusive der Milchproduktion vorgedrungen sind.
Insgesamt, so die Expertin, gelte es, die Lehren aus der SARS-CoV-2-Pandemie zu ziehen und daraus Maßnahmen zu entwickeln, welche die Staaten und die Welt insgesamt besser vorbereitet sein lassen als es 2019/2020 der Fall war. „Wir müssen schneller werden. Wir müssen besser zusammenarbeiten. Wir brauchen mehr Vertrauen der Bevölkerung“, sagte Rendi-Wagner. Zwar habe die Überwachung der epidemiologischen Entwicklung während der Covid-19-Pandemie an sich recht gut funktioniert. Das Ziel müsse aber eine bessere Integration verschiedener Datenquellen sein, so wären hier beispielsweise die Abwasser-Untersuchungen hinzugekommen. Die Kommunikation müsse transparenter und verständlicher werden. „Man braucht Vertrauen vor der Krise. Du vertraust aber auch nur jemandem, den Du kennst. Da braucht es klare und effektive Kommunikation mit Menschen. Wir dürfen uns nicht hinter unserer wissenschaftlichen Sprache verstecken“, sagte die Expertin. (red/APA)