Infektionen mit RS-Viren nehmen derzeit zu. Das Gesundheitsministerium macht Prophylaxe ab Februar schrittweise bis zum vollendeten 1. Lebensjahr verfügbar. Die Ärztekammer fordert eine Ausweitung von Tests.
Seit Dezember 2024 steht im kostenfreien Kinderimpfprogramm ein wirksamer Schutz gegen RSV zur Verfügung. Mit dem Präparat Beyfortus wurden bisher nur Neugeborene in den ersten Tagen nach der Geburt immunisiert. Ab sofort können mit der Prophylaxe auch weitere Säuglinge mit bis zu 5 Kilogramm Körpergewicht immunisiert werden. Mitte Februar wird die Immunisierung dann auch auf Säuglinge erweitert, die bereits schwerer sind als 5 Kilogramm. Der Hersteller Sanofi-Aventis hat dem Gesundheitsministerium eine Lieferung höher dosierter Präparate im Februar angekündigt. „Nachdem wir die Versorgung von Neugeborenen sichergestellt haben, können wir nun schrittweise alle Säuglinge bis zum 1. Lebensjahr vor einem schweren Krankheitsverlauf schützen“, betont Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Organisiert wird die Immunisierung gegen RSV durch die Bundesländer. Sie können die Prophylaxe wie gewohnt über die Bundesbeschaffung GmbH (BBG) bestellen. Die Auslieferung an Krankenhäuser und Ärzt:innen, die am Kinderimpfprogramm teilnehmen, erfolge innerhalb weniger Tage.
Die Ärztekammer warnt indes vor einer Zunahme von Atemwegsinfekten. Verursacher sind neben bekannten Erregern wie Rhino-, Corona-, Influenza- und Respiratorischen Syntyzialviren (RSV) zunehmend solche, die außerhalb von Fachkreisen weniger geläufig sind. So häufen sich etwa Infektionen mit humanen Metapneumoviren (HMPV) und Mycoplasma pneumoniae-Bakterien. Auch in den Wiener Ordinationen ist aktuell eine Häufung an Lungenentzündungen festzustellen, die Entwicklung wird laufend beobachtet. Um gegenzusteuern, fordert die Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien die Etablierung der Diagnostik: „Antibiotika zeigen bei bakteriellen, nicht aber bei viralen Infektionen Wirkung. Durch den flächendeckenden Einsatz von sogenannten CRP-Schnelltests in den Ordinationen könnten bakteriell bedingte Erkrankungen verlässlich vorab erkannt und damit eine wirkungsvolle Antibiotikatherapie gezielt eingeleitet werden. Leider ist der Einsatz von CRP-Schnelltests in den Ordinationen durch die Krankenkasse stark limitiert, was untragbar ist“, sagt Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte in der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien.
Auch Testungen auf Influenza- oder RS-Viren würden noch immer nicht von der Krankenkasse bezahlt. Dieser Umstand sei unverständlich, nachdem nun die RSV-Saison ausgerufen wurde und die Infektionswelle in vollem Gange ist: „Seit Langem weisen wir die Politik und die Gesundheitskasse auf diese Missstände hin. Aufgrund der aktuellen Lage ist es höchst an der Zeit zu handeln. Die neue Bundesregierung ist hier massiv gefordert“, appelliert die Allgemeinmedizinerin an die Verantwortlichen. (red)