Das österreichische Gesundheitswesen hat es in der Kommunikation zumindest auf dem Papier ins 21. Jahrhundert geschafft. Das kürzlich eingetretene Verbot von Fax-Geräten sorgt vorerst aber noch für Probleme.
Seit Anfang des Jahres sind Fax-Geräte im Gesundheitswesen verboten, weil sie als Kommunikationstool nicht datenschutzkonform sind. Das Verbot wurde bereits 2012 beschlossen, bislang galten Übergangsfristen, seit 1. Jänner 2025 dürfen Faxe nun nur noch in strengen Ausnahmefällen genutzt werden. Und genau das sorgt seither für Chaos und Unmut unter Gesundheitsakteur:innen, denn eine einheitliche Alternative gibt es noch nicht. Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) bietet zwar Systeme an, diese sind laut der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) aber häufig mit bereits vorhandenen Systemen inkompatibel, „zu kompliziert“ und vor allem in Spitälern nicht nutzbar.
Von der ÖGK heißt es dazu, dass das Gesundheitspartnerportal „gp-portal.at“ (GPP) „universal nutzbar und kostenfrei“ ist. Es gäbe in Österreich zahlreiche verschiedene Krankenhaus- und Ordinationssoftwaresysteme, man arbeite aber seit Go-Live der ersten Version an der laufenden Optimierung. Auch entsprechende Schnittstellen zu den Softwaresystemen seien in Analyse. Abgesehen davon gäbe es außerdem noch die Plattform FTAPI, die laut ÖGK „zu 100 Prozent in allen Bereichen einsetzbar“ ist. Obwohl das Fax-Verbot seit Anfang des Jahres gilt, muss bis spätestens Ende Juni 2026 eine Alternative zum Fax her, ab da gelten selbst die Übergangsbestimmungen nicht mehr und es kann bei Nichteinhaltung des Gesetzes zu Strafen kommen.
Um die Herausforderungen des Fax-Verbots zu besprechen, lud die Ärztekammer nun zu einem Gipfeltreffen ein, an dem auch Vertreter:innen der ELGA und von Patient:innenorganisationen teilnahmen. Weitgehende Einigkeit herrschte darüber, dass idealerweise bereits vorhandene Strukturen wie ELGA genutzt werden. „Für die Zukunft braucht es einen intensiven Ausbau der Services der Sozialversicherung einerseits, die aber nichts kosten dürfen, und einen weiteren Ausbau der ELGA hin zu einer integrierten Versorgung, die auch die Bürger:innen erreicht”, sagte Dr. Alexander Moussa, Leiter des Referats E-Health in Ordinationen der ÖÄK.
Salzburger Pilotprojekt am Start
Aufgrund des Zeitdrucks und mangelnder zufriedenstellender Alternativen hat eine Arbeitsgruppe der Ärztekammer Salzburg bereits im Vorjahr eine eigene Lösung entwickelt: „medSpeak“ ist eine vom Salzburger Gesundheitsfonds geförderte, kostenfreie geschlossene Kommunikationsplattform für Angehörige von Gesundheitsberufen mittels einer frei verfügbaren und Open Source Messenger Software. „ELGA plant derzeit ein ähnliches System, ist aber erst am Anfang der Entwicklung. Denn ELGA hat erst nach dem Fax-Geräte-Verbot den offiziellen Auftrag bekommen, eine Lösung zu entwickeln“, erklärte DI Dr.med. Harald Kornfeil, Arzt für Allgemeinmedizin, Medizininformatiker und Datenschutzbeauftragter sowie EDV-Referent der ÄK Salzburg.
„Medspeak“ wird derzeit im Rahmen eines Pilotbetriebs von mehr als 300 Gesundheitsdienstanbieter:innen primär in Salzburg, aber auch schon in Teilen von Tirol und Oberösterreich verwendet. Selbst in der Steiermark, Niederösterreich und Wien gibt es schon vereinzelte Teilnehmende und auch Salzburger Krankenanstalten waren von Anfang an eingebunden, berichtete Kornfeil. Man sei von Anfang an offen an alle herangetreten und wolle demnach auch eine Lösung für alle schaffen, die im besten Fall von der ELGA übernommen werden kann. Gespräche mit ELGA-Vertreter:innen würden bereits laufen. Auch die ÖGK betonte, jederzeit bereit zu sein, über eine andere Lösung zu sprechen, sollte sich eine bessere finden. Man wolle außerdem in den nächsten Tagen das Gespräch mit der Ärztekammer suchen.
Genau das ist für ELGA-Geschäftsführer Dr. Stefan Sabutsch eine der Hürden in der Dabatte „Seitens der diversen Stakeholder im Gesundheitsbereich wurden in den letzten Wochen eine Vielzahl unterschiedlicher Einzellösungen zur Faxablöse zum Einsatz gebracht. Die Frage ist, welche Lösung man jetzt einheitlich einsetzt.“ Die ELGA GmbH sei jene Kompetenzstelle, an der einheitliche digitale Lösungen für alle Akteure im österreichischen Gesundheitssystem konzipiert werden. „Daher haben die Eigentümer der ELGA GmbH – Bund, Länder Sozialversicherungen – im Jänner 2025 beschlossen, dass die ELGA GmbH ein Konzept für eine datenschutzrechtlich konforme, hochsichere, einheitliche, standardisierte Lösung zur gerichteten Kommunikation entwickeln soll. Diese Lösung soll nicht nur Dokumente, Bilder und Audio übertagen können, sondern auch eine Chat-Funktion enthalten. Sie soll über einheitliche Schnittstellen potenziell in alle Systeme eingebaut werden können.“
ELGA sei in ihrer Grundkonzeption aber nicht für solche Systeme gedacht. „ELGA ist für die sogenannte ‚ungerichtete Kommunikation‘ konzipiert. Das betrifft Gesundheitsdaten (wie ärztliche oder pflegerische Entlassungsbriefe, Labor- und Radiologiebefunde oder die Medikationsliste), die im Bedarfsfall durch verschiedene berechtigte Personen zeitunabhängig aus ELGA abgerufen werden können. An dieser Kommunikation dürfen nur bestimmte Gesundheitsdiensteanbieter mit gesetzlich definierten Rollen teilnehmen.“ Beim Austausch via Fax gehe es jedoch um die unmittelbare Übermittlung anderer Informationen wie Anträge, Bewilligungen, etc. Sabutsch: „Einzelne Unterlagen, die meist nur durch eine andere Person oder Stelle rasch gebraucht werden – die sogenannte ‚gerichtete Kommunikation‘. Die Dokumentation solcher Informationen ist in ELGA nicht vorgesehen und in vielen Fällen auch nicht sinnvoll. Daraus ergibt sich aber eine Kommunikationslücke.”