Ein weit verbreitetes Problem

Eisen zählt zu den wichtigsten Spurenelementen des Menschen. Der Gesamtgehalt im menschlichen Körper beträgt ca. 3,5 bis 5 g, wobei dieser bei Frauen generell niedriger ist als bei Männern. Etwa zwei Drittel des Körpereisens sind an das Häm-Molekül im Hämoglobin der roten Blutkörperchen gebunden, 15 % finden sich als Funktionseisen in Myoglobin in der Muskulatur und eisenhaltigen Enzymen, weitere 20 % intrazellulär in Leber, retikuloendothelialem System (Milz, Makrophagen) und Knochenmark als Speichereisen. Nur ca. 0,2% zirkulieren an das Transportprotein Transferrin gebunden im Blut.

Eisenaufnahme

Eisen wird über die Nahrung in den oberen Abschnitten des Dünndarms resorbiert. Etwa 1–3 mg Eisen werden pro Tag resorbiert, wobei die tägliche Gesamtmenge bei Bedarf deutlich steigen kann (bis 15 mg/d). Über 90% des täglich für die Blutbildung benötigten Eisens (etwa 25–30 mg/Tag) werden aus körpereigenen Pools aus Makrophagen bereitgestellt. Eisen liegt in der Nahrung in zwei verschiedenen Formen vor: einerseits an Häm gebunden aus rein tierischen Quellen, und andererseits als Non-Häm-Eisen (tierische und pflanzliche Quellen). Während hämgebundenes Eisen über rezeptorvermittelte Endozytose leicht aufgenommen werden kann, ist die Bioverfügbarkeit für Non-Häm-Eisen deutlich geringer und von mehreren Faktoren (niedriger pH-Wert im Magen, Vitamin C etc.) abhängig.

Die Regulation des Eisenstoffwechsels erfolgt über das in der Leber gebildete Hormon Hepcidin, das an Ferroportin gebunden die Eisenabgabe ins Blut hemmt. Hohe Hepcidin-Spiegel (bei Entzündung, Niereninsuffizienz, hohen Eisenspiegeln) hemmen die Eisenaufnahme, das resorbierte Eisen bleibt in den Darmzellen und wird im Rahmen der Abschilferungsprozesse über den Stuhl ausgeschieden. Ein aktiver Ausscheidungsprozess für Eisen besteht prinzipiell nicht. Daneben geht bei Frauen im gebärfähigen Alter eine relevante Eisenmenge regelmäßig über die Menses verloren.

Prävalenz des Eisenmangels und Symptomatik

Der Eisenmangel stellt den weltweit häufigsten Nährstoffmangel dar. Laut Schätzungen der WHO sind etwa 25 % der Weltbevölkerung vom Eisenmangel betroffen, wobei die Prävalenz in Ländern mit niedrigem sozioökonomischem Status deutlich höher liegt. Für Österreich liegen keine verlässlichen Daten vor. Basierend auf Zahlen aus vergleichbaren Ländern kann man jedoch von ca. 800.000 Personen mit Eisenmangel ausgehen. Hochrisikogruppen sind Kinder, prämenopausale Frauen und Schwangere bzw. Stillende.

Klinisch fällt der Eisenmangel durch Müdigkeit, allgemeine Schwäche, Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten auf. Daneben können auch Kopfschmerzen und dermatologische Symptome (Haarausfall, brüchige Nägel, Mundwinkelrhagaden, Wundheilungsstörungen) darauf hinweisen. Symptome können auch ohne das Vorliegen einer Anämie bestehen. In Anbetracht der reduzierten Lebensqualität und Leistungsfähigkeit sowie der Häufigkeit in der Bevölkerung stellt der Eisenmangel ein relevantes sozioökonomisches Problem dar.

Ursachen und Diagnose

Prinzipiell lassen sich zwei Ursachen für einen Eisenmangel unterscheiden: einerseits eine verminderte Aufnahme und andererseits ein erhöhter Verlust oder Bedarf an Eisen. In beiden Fällen stehen gastrointestinale Erkrankungen im differenzialdiagnostischen Fokus (Tab.).

Tab.: Ursachen eines Eisenmangels

Der Serum-Eisenspiegel ist aufgrund starker zirkadianer Schwankungen für die Diagnose eines Eisenmangels unbrauchbar. Die Diagnose sollte in erster Linie über die Bestimmung des Serum-Ferritins (Grenzwert <30µg/l) und der Transferrin-Sättigung (normal > 20 %) erfolgen. Für die diagnostische Abklärung ist eine Bestimmung des Blutbildes zur Erfassung einer allfällig bereits vorliegenden Anämie unerlässlich. Eine mikrozytäre Anämie oder eine Thrombozytose können ein klassischer (wenn auch später) Hinweis für einen zugrundeliegenden Eisenmangel sein. Eine gastroenterologische Ursachenabklärung sollte stets dann erfolgen, wenn die Ursache des Eisenmangels mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht anders erklärt werden kann. Die Abklärung sollte eine bidirektionale Endoskopie (Gastro- und Koloskopie) beinhalten. Daneben können auch nichtinvasive Tests (z. B. Hämoccult®-Test, Serologie auf A-Gastritis bzw. Zöliakie, Helicobacter-pylori-Antigen im Stuhl, mikrobiologische Untersuchung auf Protozoen) zum Einsatz kommen, wobei auch diese in der Regel eine endoskopische Abklärung nach sich ziehen.

Therapie des Eisenmangels

Die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung (gastroenterologisch, gynäkologisch, urologisch) sollte stets im Vordergrund stehen. Eine Eisensubstitution über die Nahrung allein ist oftmals nicht ausreichend, da Eisen hier zumeist als Non-Häm-Eisen vorliegt und nicht in ausreichenden Mengen aufgenommen werden kann. Bei isoliertem Eisenmangel und milder Eisenmangelanämie ist eine orale Substitution indiziert. Es sollten nichtretardierten Formulierungen (Resorption primär im oberen GI-Trakt) bei maximal einmal täglicher Gabe zur Anwendung kommen.

Der Therapieerfolg (Normalisierung des Eisenstatus und des Blutbildes) sollte spätestens nach ca. 4–6 Wochen kontrolliert werden. Bei fehlendem Ansprechen oder bei Nebenwirkungen (v.a. abdominelle Beschwerden), sowie bei mäßiger bis schwerer Anämie sollte eine intravenöse Substitution erfolgen. Hierbei ist das Augenmerk auf allfällige anaphylaktische Reaktionen zu richten. Bei zu starker Verdünnung kann es u. U. zu Übelkeit, Flush-Symptomatik und Blutdruckabfall kommen. Bei manchen Präparaten wird auch gehäuft eine Hypophosphatämie beobachtet, weshalb bei wiederholter Gabe eine entsprechende Kontrolle erforderlich ist.