Mangelerscheinungen erkennen und vorbeugen

Makronährstoffe wie Kohlenhydrate, Fette und Eiweiße liefern dem Körper Energie in Form von Kalorien und Baustoffen, die er für Wachstum, Reparatur und Funktionieren benötigt. Mikronährstoffe dagegen sind Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, die der Körper in kleinen Mengen zur Aufrechterhaltung lebenswichtiger Funktionen braucht. Sie unterstützen Stoffwechselvorgänge, stärken das Immunsystem, fördern die Zellregeneration und sichern die Energiegewinnung in den Mitochondrien, den „Kraftwerken“ der Zellen. Dort werden Mikronährstoffe wie Magnesium, B-Vitamine, Eisen und Coenzym Q10 benötigt, um die Produktion von ATP (Adenosintriphosphat), dem Hauptenergielieferanten des Körpers, zu ermöglichen.

Mikronährstoffe und ihre Aufgaben

Die Funktionen der Mikronährstoffe sind vielfältig (Tab.). Beispielsweise können Antioxidanzien wie Vitamin C, Vitamin E, Zink und Selen freie Radikale neutralisieren. Dies ist für die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und altersbedingten Schäden von entscheidender Bedeutung. Vitamin D, Vitamin C, Zink und Selen stärken die Immunabwehr und vermindern Infektionen. Vitamin D, Kalzium und Magnesium unterstützen die Knochendichte und Muskelkraft und verringern das Osteoporoserisiko. Selen und Jod sind für den Hormonstoffwechsel der Schilddrüse unentbehrlich.

Tab.: Verschiedene Mikronährstoffe und ihre Eigenschaften

Eine Sonderstellung nehmen die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren ein. Sie gehören eigentlich zu den Makronährstoffen, haben aber eine ähnliche Funktion wie die Mikronährstoffe und werden meist im gleichen Zusammenhang genannt. Sie stabilisieren die Zellmembranen, erhöhen deren Flexibilität und schützen vor oxidativem Stress. Darüber hinaus wirken sie entzündungshemmend, indem sie die Produktion entzündungsfördernder Substanzen wie der Arachidonsäure hemmen und so chronische Entzündungen und Silent Inflammation reduzieren.

Ursachen und Risikofaktoren

Ein Mikronährstoffmangel entsteht, wenn der Körper Nährstoffe nicht ausreichend aufnehmen oder verwerten kann. Folgende Faktoren tragen zu einem Mikronährstoffmangel bei:

Einseitige Ernährung. Vor allem hochverarbeitete Lebensmittel, Fast Food oder vegane Ernährung führen häufig zu einem Mangel an Mikronährstoffen.

Dysbiose und Mikrobiomimbalance. Häufig verursacht durch eine Ernährung mit viel Zucker und gesättigten Fettsäuren, aber auch durch wiederholte Antibiotikaeinnahme oder chronischen Stress kann die Aufnahme von Mikronährstoffen gehemmt werden. Dies betrifft vor allem B-Vitamine, Magnesium und Eisen. Sie benötigen eine gesunde Darmflora, um effektiv aufgenommen werden zu können.

Medikamente. Medikamente wie Protonenpumpenhemmer oder Metformin stören die Aufnahme von Vitamin B12 und Magnesium. Chronische Erkrankungen. Beispielsweise beeinträchtigen Morbus Crohn, Zöliakie, Leber- oder Nierenerkrankungen sowie Diabetes und chronische Entzündungen die Aufnahme, Verwertung und Speicherung von Mikronährstoffen erheblich.

Alter und Lebenssituation. Auch Schwangere, Stillende, ältere Menschen und Leistungssportler:innen haben oft einen erhöhten Bedarf.

Umweltfaktoren. Durch ausgelaugte Böden sind weniger Mikronährstoffe in der Nahrung enthalten. Zu wenig Sonnenlicht, vor allem im Winter, führt zu einem Mangel an Vitamin D.

Symptome und Diagnose

Ein Mangel an Mikronährstoffen bleibt oft unbemerkt, kann aber schwerwiegende Symptome hervorrufen. Dazu gehören Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Muskelkrämpfe, Infektanfälligkeit und Hautprobleme. Ein Mangel, der die Funktion der Mitochondrien beeinträchtigt, führt zusätzlich zu einem Energieverlust auf zellulärer Ebene, was sich in chronischer Müdigkeit und Muskel- oder Nervenproblemen äußern kann. Chronische Defizite beeinflussen auch Entzündungsprozesse im Körper und können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und neurodegenerative Erkrankungen erhöhen.

Die moderne Labordiagnostik bietet eine Vielzahl von Biomarkern, die meist in Blut, Urin oder Speichel gemessen werden und Mikronährstoffdefizite aufzeigen. Vollblutanalysen sind hier besonders wertvoll, da sie nicht nur den aktuellen Versorgungsstatus im Serum widerspiegeln, sondern auch die Langzeitspeicherung in den Zellen, also dort, wo die Mikronährstoffe hauptsächlich gebraucht werden.

Prävention und Behandlung

Eine ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen ist wichtig, um den Körper gesund zu erhalten und Krankheiten vorzubeugen. Eine ausgewogene Ernährung bildet dafür die Grundlage. Bei Defiziten aufgrund eines erhöhten Bedarfes oder einer Erkrankung ist jedoch meist eine Supplementierung notwendig.

Regelmäßige Messungen von Biomarkern sind hilfreich, um individuelle Defizite frühzeitig zu erkennen und gezielt auszugleichen. Sie schützen Patient:innen auch vor wahlloser Supplementierung, und eventuelle Überdosierungen können vermieden werden.

Ein optimaler Mikronährstoffstatus ist der Schlüssel zum gesunden Altern. Durch eine gezielte nährstoffreiche Ernährung und eine präzise individualisierte Supplementierung können das Risiko für chronische Erkrankungen deutlich reduziert, die Zellgesundheit gefördert und die Lebensqualität bis ins hohe Alter erhalten werden.