Long Covid und das chronische Fatigue Syndrom (ME/CFS) sind eine neue Geisel unserer Zeit, die Ärzte vor neue diagnostische und therapeutische Herausforderungen stellen. Weltweit kämpfen Millionen von Patienten mit Problemen. Unter den vielen Symptomen und Behinderungen ist ein Beschwerdebild auffallend häufig: der Verlust der Handkraft. Im Rahmen der Fortbildungsveranstaltung „Spermidin und Melatonin bei Demenz, Long COVID und COPD“ der Gesellschaft der Ärzte in Wien wurden neue Erkenntnisse präsentiert und Handlungsempfehlungen für die Praxis gegeben.
Nach einer überstandenen SARS-CoV-2-Infektion kann es zu verschiedenen gesundheitlichen Störungen wie chronische Müdigkeit, Kopfschmerzen, Migräne und Gehstörungen kommen. Unter den vielen Symptomen und Behinderungen ist ein Beschwerdebild auffallend häufig: der Verlust der Handkraft. Fehlende Handkraft ist auch typisch für die Altersdemenz und typisch für die Altersdemenz ist ein Spermidin-Mangel.1,2,3 Diese Erkenntnis war der Anlass, den Spermidin-Spiegel im Blut von Patienten mit Long Covid zu untersuchen. Zusätzlich wurden ME/CFS-Patienten in die Analyse mit aufgenommen.
Eva Untersmayr-Elsenhuber (Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung, MedUni Wien), Thomas Pekar (FH Wr. Neustadt) und Reinhart Jarisch (Floridsdorfer Allergiezentrum, FAZ) stellten die Hypothese auf, dass ME/CFS- und Long COVID-Patienten schon vor der Erkrankung einen Mangel am körpereigenen Molekül Spermidin im Blut hatten. Da sich dies nicht naturgemäß nicht mehr feststellen lässt, wurden diese Personen nachuntersucht. Und in der Tat: Sie fanden signifikant niedrige Spermidin-Spiegel, insbesondere bei ME/CFS-Betroffenen. Interessanterweise waren Long Covid-Patienten auch durch niedrige SARS-CoV-2-IgG-Antikörperspiegel gekennzeichnet – was auf eine unzureichende Immunantwort hindeutet.
Molekulares Duell: Spermidin kontra SARS-CoV-2
Das körpereigene Molekül Spermidin, das auch in Weizenkeimen vorkommt, hat in den letzten Jahren den Ruf eines „Super-Food“ erlangt. Es aktiviert die Autophagie, also den zellulären Reinigungsprozess. SARS-Cov-2 moduliert den Zellmetabolismus und drosselt dadurch die Autophagie – was die Virusvermehrung begünstigt. Spermidin hingegen wirkt dem entgegen. Forscher der Charitè in Berlin haben festgestellt, dass die Produktion von infektiösen SARS-Cov-2 Partikeln zu 87 % gehemmt werden kann, wenn man es einer Kultur von Coronavirus beifügt.4 Spermidin und SARS-CoV-2 sind also Gegenspieler der viralen Infektion.
Long Covid: Weizenkeime als Therapie
Die Aufnahme von Spermidin über die Nahrung erscheint somit als wirksame und nebenwirkungsfreie therapeutische Maßnahme sinnvoll. Die Empfehlung: Ein Esslöffel Weizenkeime (enthalten eine große Menge Spermidin und L-Arginin) mit Milch oder Joghurt verrührt durch 4 Wochen. Das sollte den Spermidinspiegel normalisieren und die Beschwerden zum Verschwinden bringen.
Fazit: Die Ergebnisse der bis dato noch nicht publizierten Studie legen nahe, dass ein Mangel am körpereigenen Molekül Spermidin eine zentrale Rolle bei Long Covid spielen könnte – und damit die Ernährung ein therapeutischer Ansatz sein könnte.
Wichtige Erkenntnisse auf einen Blick
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