Dn ie Osteoporose stellt eine systemische Skeletterkrankung dar, definiert durch eine niedrige Knochenmasse und Störung der Mikroarchitektur des Knochengewebes mit konsekutiver Erhöhung des Frakturrisikos. Frauen erkranken 4–5-mal häufiger als Männer, wobei das Lebenszeitrisiko, eine Osteoporose-bedingte Wirbelkörperfraktur zu erleiden, 16 % für Frauen bzw. 5 % für Männer beträgt. Weltweit sind in etwa 200 Mio. Frauen von Osteoporose betroffen; in Österreich leiden ca. 740.000 Personen (617.000 Frauen) an Osteoporose. Unter Annahme eines Gauß’schen Verteilungsmusters der Knochendichte in der Gesamtbevölkerung ist davon auszugehen, dass ca. 0,5 % junger Erwachsener eine nach WHO-Kriterien definierte Abnahme der Knochendichte aufweisen.
Vor der Pubertät erfolgt die Regulierung des Knochenwachstums sexualhormonunabhängig über genetische Prädisposition, das Kalzium-Vitamin-D-System, Ernährung und physikalische Belastung. Ab der Pubertät erfolgt eine sexuelle Differenzierung des Skeletts und die Sexualhormone Östradiol bzw. Testosteron determinieren den Knochenaufbau, wodurch die Spitzenknochenmasse (PBM) im Mittel zwischen dem 25.–35. Lebensjahr erreicht wird. Mit dem Eintritt in die Menopause setzt schließlich bedingt durch eine physiologische Östradioldeprivation ein zunehmender Knochenabbau ein (postmenopausale [Typ I] Osteoporose). Demgegenüber scheint eine prämenopausal auftretende Osteoporose (idiopathische Osteoporose des jungen Erwachsenen) eher durch eine A-priori-Reduktion der PBM determiniert zu werden, wobei neben den bereits oben angeführten Faktoren sich zudem ein niedriger BMI, eine Menarche nach dem 15. Lj. und der Konsum von Genussmitteln negativ auf die PBM auswirken. Dieser frühen, idiopathischen Osteoporose (ca. 50 % aller Osteoporoseerkrankungen in der Adoleszenz) stehen verschiedene Formen der sekundären Osteoporose gegenüber (Tab. 1).
Osteoporose induziert durch Hypogonadismus: Östradiol beeinflusst die Knochenresorption über eine Hemmung der Osteoklastenproliferation basierend auf einer Interaktion mit Zytokinen (IL-1, IL-6, TNF, Osteoprotegerin), welche ihrerseits die Differenzierung von Osteoklastenprogenitoren mediieren. Östradiolmangel induziert eine Frequenzerhöhung des Knochenumbaus und eine verstärkte Osteoklastenproliferation. Eine kompensatorische Akzeleration des Knochenaufbaus bleibt jedoch insuffizient, da infolge des Östradiolmangels die Aktivierung von Wachstumsfaktoren (TGF-_, IGF-1) ausbleibt. Indirekt führt Östradiolmangel zu einer Abnahme der Muskelkraft und einem biomechanisch basierten Knochenabbau.
Prämenopausale Patientinnen nach ovarieller Ablation – sei es chirurgisch, zytotoxisch oder unter GnRH-Analoga – verlieren innerhalb des ersten Behandlungsjahrs 13 % ihrer PBM, zudem induziert Chemotherapie mit Cyclophosphamid, Fluorouracil, Anthrazyklinen, Methotrexat u. a. innerhalb eines Jahres bei 63–96 % prämenopausaler Mammakarzinompatientinnen eine ovarielle Dysfunktion. In Tierversuchen wurde für Cyclophosphamid neben einer dosisabhängigen, direkten Schädigung der Primordial- und Antralfollikel auch die Zerstörung der für die Östradiolkonversion wichtigen Granulosazellen gezeigt. Das Ausmaß der ovariellen Schädigung ist abhängig vom Alter der Patientin, der kumulativen Dosis und der Therapiedauer. Eine Amenorrhö um das 30. Lj. bleibt meist dauerhaft bestehen.
Osteoporoserisiko unter endokriner Therapie:
Hormonunabhängiges Osteoporoserisiko:
Das Problem der Osteoporose wird bei Tumorpatientinnen häufig unterschätzt. Allgemeine Empfehlungen für prä- und postmenopausale Patientinnen sind vergleichbar. Vor Therapiebeginn sollten gemäß den ASCO-Richtlinien (2003) eine Erhebung von Risikofaktoren und eine Knochendichtemessung nach der DXA-Methode erfolgen.
Allgemeine Präventionsmaßnahmen umfassen eine ausreichende körperliche Betätigung, suffiziente Aufnahme von Kalzium (1.000–1.500 mg/die) und Vitamin D (400–800 IU/die), eine Optimierung des Körpergewichts und die Vermeidung von Nikotin und Alkohol.
Die Anwendung von Bisphosphonaten zur Therapie einer bestehenden Osteopenie (T-Score –1,0 bis –2,5 SD) oder einer manifesten Osteoporose (T-Score < –2,5 SD) ist zu empfehlen. Im Bezug auf die Prävention einer therapieinduzierten Osteoporose bei der prämenopausalen Patientin ist die Datenlage zwar vielversprechend, jedoch teilweise inkongruent (Tab. 2). Einer i. v. Applikation ist aus Gründen der niedrigen Compliance oraler Bisphosphonattherapien (60–70 % Therapieabbrüche innerhalb eines Jahres) der Vorzug zu geben.