Editorial

Diese Jahrestagung steht für die Einheit der gesamten inneren Medizin und ist ein Spiegelbild ihrer Vielfalt, die von den Spezialfächern nicht in Frage gestellt wird. Der moderne Internist muss über Spezialkenntnisse der Auswirkungen von Organ- oder Systemerkrankungen auf den Gesamtorganismus, die Entstehung, den Verlauf und die Therapie verfügen. Der heutige Internist kann durchaus entsprechend seinen Interessen subspezialisiert sein, so zum Bespiel in Kardiologe, aber er muss sich ein breiteres Wissen in der inneren Medizin erwerben, behalten und pflegen. Das Syndrom der Herzinsuffizienz ist charakterisiert durch endokrine Störungen, Minderperfusion anderer Organe, Störungen des Elektrolyt- und Wasserhaushaltes, thromboembolische Komplikationen etc. Sollen Behandlungskonzepte Erfolg haben, müssen Kardiologen in der klinischen und Grundlagenforschung mit Nephrologen, Endokrinologen, Neurologen, Bioinformatikern und Psychologen zusammenarbeiten. Der moderne Internist muss Zeit und Kraft investieren in Kenntnisse, Denk- und Verfahrensweisen anderer Fächer. Diese intellektuelle Auseinandersetzung mit anderen als dem eigenen Spezialfach macht das Gesamtfach innere Medizin spannend und attraktiv für die Zukunft.

Als Tagungsmotto bzw. Leitthema haben wir „Innere Medizin mit Herz“ gewählt. Dies soll ganz bewusst mehrere Beweggründe aufgreifen. Wir wollen innere Medizin „mit Herz“ betreiben, also mit der Spontaneität und Pulsation des Herzens, mit der ganzheitlichen und integralen Wirkung des Herz-Kraftfeldes. Das Herz steht auch für die emotionale Zuwendung des Arztes zum Patienten und garantiert damit ein menschliches Miteinander. Das Herz gilt auch im Zeitalter seiner Transplantierbarkeit, in den dominierenden Sprachspielen unserer Zivilisation noch immer als Leitorgan der Menschlichkeit.
Moderne innere Medizin kann sich nur mit einem geöffneten Herzen präsentieren. Während dieser Jahrestagung können sich Internisten aus Klinik und Praxis in der gesamten inneren Medizin und allen Schwerpunkten fortbilden. Kollegen aus allen Disziplinen der inneren Medizin müssen mit offenem Herzen agieren. Nicht alles, was technisch machbar ist, ist auch notwendigerweise im Interesse und zum Wohle der Patienten. All diese Aspekte sollen unter dem Motto unserer Jahrestagung „Innere Medizin mit Herz“ beleuchtet werden.

Die 42. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Innere Medizin ist der bedeutendste Fachkongress der inneren Medizin in Österreich; alle Teilnehmer können ihren aktuellen Wissensfortschritt vermitteln und die Verbindungen zwischen den einzelnen Fächern illustrieren!
Die Jahrestagung wird zahlreiche fallorientierte Sitzungen enthalten, wobei Referenten mit dem Publikum Fälle diskutieren, und evidenzbasiertes, ärztliches Handeln darlegen. Ein intensiver Dialog bietet sich in den Fallseminaren, Tutorials, Symposien, Plenarvorträgen und vielen wichtigen Aspekten der inneren Medizin.
Fachübergreifende Themen werden im Mittelpunkt des Kongresses stehen.

Bei einer speziellen Sitzung (Presidential Corner) wird die Standespolitik im Bereich der Facharztausbildung Innere Medizin Rechnung tragen. Vertreter der Ärztekammer, Klinikvorstände und Vertreter der Medizinischen Universitäten Österreichs sowie Fachvertreter aus dem In- und Ausland werden in einer Podiumsdiskussion die Zukunftschancen und Perspektiven einer Neuorganisation der Facharztausbildung Innere Medizin diskutieren. Die Attraktivität des Internisten muss gesichert und erhalten bleiben; innere Medizin ist heute mehr denn je ein Fach der Zukunft! Die Arbeitsbedingungen von Ausbildungsassistenten an den Universitätskliniken und Fachabteilungen müssen überdacht werden. Wir müssen die Möglichkeiten nutzen, Forschung, Lehre und Krankenversorgung, aber auch gegebenenfalls Mutterschutz und Erziehungszeiten mit zu berücksichtigen, womit höchste Flexibilität und Schulterschluss von Ärztekammer, Gesundheitsökonomen und Krankenhausträgern gefordert ist.

Ich hoffe, dass wir mit dem wissenschaftlichen Programm Ihre Erwartungen erfüllen werden.
Der Charme der Olympiastadt Innsbruck und das freundschaftliche Ambiente werden die Begegnung mit Freunden und Kollegen stimulieren!
In diesem Sinne freue ich mich, Sie zur 42. Jahrestagung der ÖGIM in Innsbruck begrüßen zu dürfen.

Ihr

o. Univ.-Prof. Dr. Otmar Pachinger
Tagungspräsident der 42. ÖGIM-Jahrestagung