Biomedizinische Forschung – Neue Therapieformen

Die Einführung der Photochemotherapie (PUVA) 1974 markierte den Beginn eines neuen Zweiges der Dermatologie. Der erfolgreiche Einsatz von UV-Techniken für die Behandlung von Hautkrankheiten und die damit verbundene Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten waren die treibende Kraft für die Entstehung eines damals neuen Teilgebiets der Dermatologie, nämlich der Photodermatologie. Zwar gab es schon früher Dermatologen als photobiologische Einzelkämpfer, wie Ian Magnus in London, Fred Urbach in Philadelphia, John Epstein in San Francisco oder Arthur Wiskemann in Hamburg, aber der eigentliche Durchbruch gelang erst in den 1970er-Jahren. Einen Quantensprung brachte sicher auch die Herausgabe des Proceedings-Buches „Sunlight and Man“ 1974 von FITZPATRICK und PATHAK vom ersten Kongress, der sich mit Photodermatologie beschäftigte.

Rasante Entwicklung: Innerhalb der letzten 30 Jahre hat sich die Photodermatologie aus der Empirie zu einem der spannendsten Gebiete in der biomedizinischen Forschung entwickelt. Untersuchungen über die Auswirkungen der sichtbaren und ultravioletten Strahlung auf die Haut haben zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Grundlagenforschern und Klinikern vor allem im Bereich der Photoimmunologie, der Molekularbiologie und der Genetik geführt.

Photo(chemo)therapie: Die nachfolgende Entwicklung leistungsfähiger Bestrahlungsgeräte mit differenzierten Spektren ermöglichte eine optimierte Therapie der Psoriasis und in der Folge eine Ausweitung auf andere Indikationen. In Kombination mit topischen und systemischen Medikamenten bildet die Photo(chemo)therapie der Psoriasis heute einen essenziellen Bestandteil der Therapie. Die UVA1-Bestrahlung hat seit 1991 insbesondere die Phototherapie von sklerosierenden Prozessen in der Haut verbessert. Die Einführung der extrakorporalen Photopherese und der photodynamischen Therapie (PDT), deren Anfänge schon bis 1978 zurückreichen, bereicherten wesentlich die Behandlungsmöglichkeiten in der Dermatoonkologie.

Photoimmunologie: Ein weiterer Zweig der Photodermatologie ist die Photoimmunologie. Die Grundlage wurde durch die frühen Experimente von Margaret Kripke gelegt; inzwischen hat sich die Photoimmunologie zu einem ausgedehnten Forschungsgebiet entwickelt, das auf vielfältigste Weise die Dermatologie und weite Bereiche der gesamten biomedizinischen Wissenschaften beeinflusst. Heute wissen wir, dass die UV-induzierte Immunsuppression eine wesentliche Rolle bei der Wirksamkeit der UV-Therapie, aber auch bei der Photokarzinogenese spielt. Auch im pathogenetischen Verständnis und in der Therapie der Lichtdermatosen wurden große Fortschritte erzielt. Bei der polymorphen Lichtdermatose wurden photooxidative Prozesse und eine ungenügende UV-induzierte Immunsuppression bei den betroffenen Patienten als wichtige Faktoren in der Pathogenese erkannt.

Beim Sonnenschutz zeigte sich ebenfalls eine bedeutsame Entwicklung in den letzten Jahren. Man sollte dabei nicht vergessen, dass es ein Österreicher, Franz Greiter, war, der den Begriff des Lichtschutzfaktors eingeführt hat. Ursprünglich nur ein Schutz gegen UV-B, hat die Erkenntnis, dass auch UV-A eine nicht unwesentliche Rolle bei der Haut – alterung und Photokarzinogenese spielt, UV-A-filternde Substanzen auf den Markt gebracht. Der Lichtschutzfaktor gab nur den Schutz vor UV-B-Strahlen an, nicht klar ersichtlich war der Schutz vor UV-AStrahlen. Die neuen Richtlinien für die Qualitätssicherung von Sonnenschutzprodukten der Europäischen Kommission, die bereits 2008 in Kraft getreten sind, haben dieser Entwicklung Rechnung getragen. Diese Richtlinien betreffen eine weltweit abgestimmte Vorgangsweise für die Testung und Etikettierung von Sonnenschutzmitteln, die der Kosmetikindustrie die Einhaltung von Produktionsstandards vorgibt, aber vor allem dem Konsumenten bei der Auswahl der Produkte hilft. Der UV-A-Schutzfaktor muss mindestens ein Drittel des Schutzfaktors von UV-B ausmachen. Mittlerweile stehen uns moderne Breitband-Lichtschutzpräparate mit hohen UV-B- und UV-A-Filtern, mit Wasserfestigkeit, Mik – ropigmenten und zusätzlichen Antioxi – danzien oder DNS-Reparaturenzymen zur Verfügung. Auch der so genannte textile Sonnenschutz durch spezielle UVundurchlässige Kleidung gewinnt immer mehr an Bedeutung.
Die Entwicklung der Photodermatologie zum eigenständigen Teilgebiet der Dermatologie spiegelt sich heute auch im Bestehen mehrerer internationaler wissenschaftlicher Fachgesellschaften und der Herausgabe eigener wissenschaftlicher Journale wider. In Anlehnung an ein Zitat von Kendric C. Smith1, einem der Gründungsväter der American Society for Photobiology, möchte ich schließen: „Photodermatology – The Future is Bright.“

 

 

 

 

 

  1. Gründungsversammlung der European Society for Photobiology, Mülheim an der Ruhr, 8. 2. 1985 (K. Schaffner, H. Senger, W. Rüdiger, L. O. Björn, J. Piette, A. van den Vorst, W. Shropshire, C. T. Jansen, H. Hönigsmann, R. Tyrrell, F. Wilkinson, T. M. R. Dubbelman);
  2. Phototherapie bei Mycosis fungoides a. vor und b. nach PUVA-Therapie;
  3. Photopheresetherapie bei GvHD. a. vor und b. nach Therapie;
  4. UV-Melanom-Modell beim Fisch;
  5. Chinesische Ausgabe des neuesten Lehrbuchs der Photodermatologie

 

1 Kendric C. Smith, J Invest Dermatol 1981 Jul; 77 (1): 2