Wenn beim kritisch Kranken massiv Flüssigkeit und hoch dosiert Vasokonstriktoren zur Wiederherstellung eines ausreichenden arteriellen Mitteldrucks (MAP) verabreicht werden müssen, kann sich eine bereits beginnende mikrovaskuläre Perfusionsstörung unter Umständen erheblich verschlechtern. Denn nicht nur eine übersteigerte medikamentöse Drucksteigerung durch sehr hoch dosierte Vasokonstriktoren führt zu einer signifikanten Abnahme der mikrovaskulären Perfusion, sondern auch ein Gewebeödem behindert die Kapillarperfusion.
Um einen ausreichenden Perfusionsdruck zu erzielen, gilt daher: So viel wie nötig und so wenig wie möglich. Je schockierter ein Patient, desto niedriger sollte das MAP-Ziel (mit dem Risiko, die Nierenfunktion zu verschlechtern) angesetzt werden. Und bei Therapie mit einem hoch dosierten Vasokonstriktor sind ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ein adäquates Flussmonitoring obligat.
Eine weitere Bedrohung der mikrovaskulären Perfusion stellt ein Viskositätsabfall durch Anämie bzw. Hämodilution dar. Man sollte daher bei einem Abfall des Hämatokrits < 20 % nicht nur wegen der Verbesserung der Sauerstoffversorgung eine Erythrozytentransfusion erwägen, sondern auch um die mikrovaskuläre Rheologie wieder in den „sicheren Bereich“ zu bringen und einen Kapillarkollaps zu verhindern.