Proktologische Themenreise

Der diesjährige Chirurgentag steht unter dem Titel „Proktologie“. Univ.-Prof. Dr. Sebastian Roka, Präsident des Berufsverbandes Österreichischer Chirurgen, gibt anlässlich der Veranstaltung einen aktuellen proktologischen Überblick: „Die Proktologie ist definitionsgemäß die medizinische Lehre von den Erkrankungen des Enddarmes und des Afters. Entsprechend breit ist das Feld der Erkrankungen, die sich dahinter verbergen. Es geht nicht nur um ,klassisch chirurgische‘ Indikationen, sondern auch um gleichsam benachbarte Krankheitsbilder, die sich unter dem Begriff proktologische Dermatologie zusammenfassen lassen.“ Die führenden Themen in der Proktologie sind aufgrund der Häufigkeit Hämorrhoiden, perianale Fisteln und das Tabuthema Stuhlinkontinenz. Das Programm der Tagung widmet sich dementsprechend den wichtigen Erkrankungsbildern. In der Folge ein Überblick zu den behandelten Schwerpunkten analog zur Programmgestaltung des Chirurgentages.

Perianale Fisteln und Sepsis

Obwohl perianale Fisteln ein häufiges Krankheitsbild darstellen, sind Ätiologie und Pathogenese nicht endgültig geklärt. Die lokale Infektion der Proktodealdrüsen – ekkriner Schleimdrüsen im intersphinktären Raum – wird als Hauptursache für die Entstehung von perianalen Abszessen und Fisteln angesehen (krypto­glanduläre Analfisteln). Generell ist die Differenzierung perianaler Fisteln vom Verlauf durch den Schließmuskel charakterisiert. Unterschieden werden „einfache“ (keine Sphinkterbeteiligung) von „komplexen“ Fisteln. Entsprechend ist bei „einfachen“ Fisteln die Erfolgsrate hoch, während die optimale Behandlung bei „komplexen“ bzw. hohen anorektalen Fisteln eine Herausforderung darstellt. Sie besteht darin, neben der Ausheilung der Fistel inklusive der Vermeidung eines Rezidivs auch eine entsprechende Kontinenzleistung zu erreichen. Die Operationsindikation ist dringlich zu stellen und Verzögerungen sollten vermieden werden. Die Entzündung breitet sich bei Zuwarten im ischiorektalen oder pelvirektalen Gewebe hufeisenförmig aus und kann ein schweres septisches Krankheitsbild verursachen, bevor sie durch die subkutane Faszie penetriert.

Stuhlinkontinenz

Ein Tabuthema mit unterschiedlichen Ursachen und eine Bandbreite, die vom unwillkürlichen Stuhlabgang bis zum Absetzen großer Stuhlmengen reicht, ist die Stuhlinkontinenz. „Schließmuskelschwäche ist die häufigste Ursache für Stuhlinkontinenz und stellt mit zunehmendem Alter eine Folge von Beckenbodenschwäche dar. Naturgemäß sind vor allem Frauen postpartum und ältere Menschen von Schließmuskelschwäche betroffen. Auch ein Rektumprolaps kann mitbeteiligt sein“, so Roka. Chronischer Durchfall aufgrund von Darmerkrankungen oder auch Nahrungsmittelunverträglichkeit können zu dünnflüssigen Stühlen führen, die selbst eine regulär funktionierende Schließmuskulatur nicht beherrschen kann. Weitere Ursachen können Obstipation mit dem chronischen Abusus von Laxantien oder Verletzungen wie Dammrisse bei Geburten oder aufgrund von Operationen bei Erkrankungen des Afters sein. Altersbedingte Fehlfunktion durch geistige und körperliche Abbauprozesse lassen Stuhldrang zwar spüren, aber er kann nicht mehr unterdrückt werden. Gehstörungen bei schweren Gelenkserkrankungen, neurologische Behinderungen, Fortbewegung mit Krücken oder Rollstuhl verhindern oft ein rechtzeitiges Erreichen der Toilette.

 

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Der 13. Österreichische Chirurgentag

15. – 16. November 2013, in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie sowie dem Berufsverband der Deutschen Chirurgen
Veranstaltungsort: Congress Casino Baden, Kaiser-Franz-Ring 1, 2500 Baden bei Wien.

www.boec.at