Belastungsinduzierte Bronchokonstriktion bedeutet eine akute Verengung der Luftwege aufgrund körperlicher Anstrengung. In manchen Nomenklaturen wird die belastungsinduzierte Bronchokonstriktion als eine Ausprägung von chronischem Asthma geführt, sie kann aber auch ohne zugrundeliegendes Asthma auftreten. Die genaue Häufigkeit des Auftretens ist nicht bekannt, manche Studien sprechen von einer Prävalenz von bis zu 20 % der Bevölkerung. Ende 2012 publizierte die American Thoracic Society eine neue Leitlinie zur Diagnose und Behandlung der belastungsinduzierten Bronchokonstriktion. 2013 folgte eine Reihe von Cochrane Reviews, die verschiedene Therapieformen evaluierten.
Belastungsinduzierte Bronchokonstriktion kommt gehäuft bei Sportlern unterschiedlicher Leistungsklassen vor, bei Hochleistungssportlern wurde sie in bis zu 70 % diagnostiziert. Unterschiedliche Symptome wie Brustenge, Husten, Giemen und Dyspnoe treten, wie der Name schon sagt, nur nach körperlicher Anstrengung auf. Meistens sind die Symptome mild bis moderat, schwere Beeinträchtigungen oder letale Folgen sind selten. Die genaue Pathophysiologie der Bronchokonstriktion ist nicht bekannt. Eine belastungsbedingte Erhöhung der Atemfrequenz führt über noch ungeklärte Mechanismen zu einer Inflammationsreaktion der Bronchialwand mit einer erhöhten Sekrektproduktion und Bronchokonstriktion. Diese Inflammation dürfte über eosinophile Granulozyten und Mastzellen und ein Freisetzen von Leukotrienen, Histamin und Tryptase vermittelt werden. Auch die direkte Wirkung von Botenstoffen, die von sensiblen Zellen der Bronchialwand freigesetzt werden, wird diskutiert. Umweltfaktoren, kalte, trockene Luft, Ozon und verschiedene Luftpartikel könnten ebenfalls diese Reaktion auslösen oder sie verstärken. Die Bronchokonstriktion normalisert sich in den meisten Fällen innerhalb von 30 bis 90 Minuten nach Beendigung der Belastung.
Da die Symptome einer belastungsinduzierten Bronchokonstriktion relativ unspezifisch sind, basiert die definitive Diagnose auf der Messung der Lungenfunktion während und nach körperlicher Belastung. Am häufigsten wird dazu die Einsekundenkapazität (FEV1) verwendet. Diese wird mehrmals gemessen, die prozentuelle Verringerung zwischen dem Ausgangswert und dem niedrigsten Wert innerhalb von 30 Minuten dient als Diagnosekriterium (≥10 %) und zur Quantifizierung der Bronchokonstriktion: <25 % = milde, ≥25 % bis 50 = moderate, ≥50 % = schwere belastungsinduzierte Bronchokonstriktion. Eine Verringerung der FEV1 sollte bei mindestens zwei Untersuchungen messbar sein. Generell sollte auf eine ausreichend große körperliche Belastung und eine ausreichende Pause zwischen den Messungen geachtet werden.
Zur Prophylaxe der belastungsinduzierten Bronchokonstriktion eignen sich einerseits allgemeine Maßnahmen, wie ein Aufwärmtraining vor der eigentlichen Belastung, oder Atemmasken zur Erwärmung der kalten Atemluft. Pharmakologisch werden am häufigsten kurzwirksame inhalative Betamimetika wie Fenoterol, Salbutamol und Terbutalin angewandt. Fünf bis 20 Minuten vor der Belastung inhaliert, können diese die Bronchokonstriktion für zwei bis vier Stunden verhindern oder abmildern. Dabei sollte man beachten, dass es bei regelmäßiger Anwendung zu einem Gewöhnungseffekt kommen kann und die Betamimetika bei bis zu 20 % der Patienten gar nicht wirken. In diesem Fall wird empfohlen, auf einen Mastzellstabilisator oder eine Dauermedikation mit inhalativen Kortikosteroiden oder einen Leukotrienantagonisten zu wechseln. Es gibt Hinweise, dass eine salzreduzierte Diät und Einnahme von Fischöl die Erkrankung positiv beeinflussen können. Für die positive Wirkung von Ascorbinsäure gibt es laut einem aktuellen Cochrane Review keine ausreichende Evidenz.