Einleitend schilderte Hoffmann die derzeitige Ausgangslage: „Die Umsatzentwicklung einer Medianapotheke war im Zeitraum 2001–2008 positiv. Seit 2009 stagniert jedoch insbesondere der Krankenkassenumsatz. Eine Besserung ist nicht zu erwarten.“ Die Folge ist, dass heute bereits ein Drittel der Apotheken ein negatives Betriebsergebnis (nach Abzug der kalkulatorischen Kosten) aufweist. Umso wichtiger ist die strategische Ausrichtung jeder einzelnen Apotheke. Heute nimmt die Apotheke eine Hybridstellung ein. Einerseits ist sie Gesundheitsdienstleister, andererseits Einzelhändler und Logistikdienstleister. „Wie sich eine Apotheke positioniert, ist beeinflussbar. Erfolg und Misserfolg einzelner Apotheken werden künftig jedenfalls weiter auseinanderklaffen“, machte Hoffmann aufmerksam. Anhand eines Branchenanalysemodells präsentierte er eine Prognose der Entwicklung des Apothekensektors.
Die gute Botschaft vorweg: es wird kein Faymann-Care – analog zu Obama-Care – geben. Hoffmann sieht jedoch graduelle Veränderungen der Umfeldbedingungen. „Die regulativen ‚Schutzmechanismen‘ der Apotheke bleiben nach den letzten Urteilen des EuGH vorerst weitgehend unangetastet. Die eingeschränkte Niederlassungsfreiheit und die ausschließliche Arzneimittelabgabe durch Apotheker werden bleiben. Beim Mehrbesitzverbot ist jedoch mit einer graduellen Lockerung zu rechnen“, prognostizierte Hoffmann. Die Wettbewerbssituation werde sich bis 2020 nicht massiv verändern, der Druck seitens des Versandhandels, des Großhandels und der Drogeriemärkte jedoch sukzessive zunehmen. „So werden OTC in den nächsten 10 Jahren auch über andere Kanäle, wie Drogerien etc. vertrieben werden“, warnte Hoffmann. Hinzu kommen die Herausforderungen der auslaufenden Blockbuster und der sinkenden Arzneimittelpreise durch Ablauf des Patentschutzes bei zahlreichen Umsatzträgern. Auch demografischen und gesellschaftlichen Entwicklungen muss sich die Apotheke stellen. Es werden immer mehr ältere und immobile Menschen zu versorgen sein. Zudem entwickeln Kunden bzw. Patienten ein zunehmendes Gesundheitsbewusstsein. Das Internet wird als Informations- und Kaufmedium an Bedeutung gewinnen.
Doch in jeder Gefahr bzw. Bedrohung steckt auch eine Chance, so Hoffmann: „Apotheken sollten den Mehrwert der Beratung und der Gesundheitsdienstleistungen in den Vordergrund stellen.“ Zu Letzteren zählen:
Für Post-2020 zeichnete Hoffmann ein düsteres Bild: „Es ist mit einer weitgehenden Deregulierung der Apothekenbranche sowie mit einem massiven Kostendruck auf und durch die Krankenkassen zu rechnen.“ Er rechnet mit einer Aufweichung des Mehr- und Fremdbesitzverbotes, einer Aufhebung der Bedarfsprüfung und evtl. mit einer Lockerung der Vorgaben zur Abgabe von Arzneimitteln sowie mit der Einführung der Wirkstoffverschreibung bzw. Aut idem-Regelung.
Das Internet wird sich als Kaufmedium etabliert haben. Auch neue Marktteilnehmer wie branchenferne Versandhändler, ausländische Apothekenketten oder Shop-in-Shop-Systeme werden den Wettbewerb weiter ankurbeln.
Hoffmann sieht daher Arzneimittel als Teil eines Gesamtleistungspakets von Beratung plus Gesundheitsdienstleistung, stets nah am Kunden. Auch Spezialisierungen von (vorrangig urbanen) Apotheken, bspw. in TCM, hält Hoffmann für sinnvoll. In der Kundenbindung, der Standortoptimierung sowie der Offizin-Gestaltung sieht er großes Potenzial, aber auch Aufholbedarf.