Eine erst im März 2015 publizierte Studie könnte dazu beitragen, die Mechanismen, die einem möglichen Zusammenhang zwischen Cholesterinämie bzw. Statintherapie und dem Risiko für die Entwicklung von Typ-2-Diabetes zugrunde liegen, zu verstehen.
Die familiäre Hypercholesterinämie ist durch eine gestörte Aufnahme von Cholesterin in die peripheren Gewebe, darunter Leber und Pankreas, gekennzeichnet. Anekdotischen Berichten zufolge erkranken Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie seltener an Typ-2-Diabetes als die Allgemeinbevölkerung. Statine erhöhen die zelluläre Cholesterinaufnahme und sind mit einem erhöhten Diabetesrisiko assoziiert. Die Autoren dieser aktuell veröffentlichten Studie gingen von der Hypothese aus, dass der Transmembrantransport von Cholesterin mit der Entstehung von Typ-2-Diabetes assoziiert ist. Gegenstand der Querschnittstudie war ein möglicher Zusammenhang zwischen familiärer Hypercholesterinämie und der Prävalenz von Typ-2-Diabetes.
Eingeschlossen wurden alle Personen, die sich im Rahmen des Niederländischen Screeningprogramms für familiäre Hypercholesterinämie zwischen 1994 und 2014 einem DNA-Test unterzogen hatten (n = 63.320). Anhand der Literatur und Laborfunktionstestung wurden bei familiärer Hypercholesterinämie auftretende Mutationen ausgewählt, um deren möglichen Einfluss auf die Diabetesentstehung zu untersuchen. Dabei wurden Mutationen des LDL-Rezeptorgens als schwerwiegender bewertet als solche des Apolipoprotein-B-Gens (ApoB) und LDL-Rezeptor-negative Mutationen stärker als Rezeptor-Defizienz-Mutationen.
Die Prävalenz von Typ-2-Diabetes war bei Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie mit 1,75 % (n = 440/25.137) signifikant geringer als bei nichtbetroffenen Verwandten mit 2,93 % (1.119/38.183; p < 0,001; Odds Ratio [OR] 0,62; 95%-KI: 0,55–0,69). Die mittels multivariabler Regressionsmodelle korrigierte Diabetesprävalenz bei familiärer Hypercholesterinämie betrug 1,44 % (Differenz 1,49 %; 95%-KI: 1,24 %–1,71 %; OR 0,49; 95%-KI: 0,41–0,58; p < 0,001).
Die korrigierte Diabetesprävalenz war bei ApoB-Mutation mit 1,91 % (OR 0,65; 95%-KI: 0,48–0,87) höher als bei Mutation des LDL-Rezeptor-Gens mit 1,33 % (OR 0,45; 95%-KI: 0,38–0,54); die Prävalenz bei Rezeptor-Defizienz- vs. rezeptornegativer Mutation betrug 1,44 % (OR 0,49; 95%-KI: 0,40–0,60) vs. 1,12 % (OR 0,38; 95%-KI: 0,29–0,49).
Zusammenfassend stellen die Studienautoren fest, dass die Prävalenz von Typ-2-Diabetes bei Patienten mit familiärer Hypercholesterinämie um 49 % und damit signifikant niedriger war als bei nicht betroffenen Verwandten. Dabei beeinflusste die Art der Mutation die Prävalenz, die bei Mutationen des LDL-Rezeptor-Gens niedriger war als bei ApoB-Mutationen und bei LCL-Rezeptor-negativen Mutationen geringer als bei LDR-Rezeptor-Defizienz-Mutationen. Wenn die Ergebnisse dieser niederländischen Querschnittstudie in einer Longitudinal-Analyse betätigt werden, könnte daraus eine Beziehung zwischen dem LDL-Rezeptor-vermittelten Transmembran-Transport von Cholesterin und Typ-2-Diabetes abgeleitet werden.