2024 – die Jahresbilanz der ÖGAM

Alle Jahre wieder ziehen wir, so wie die meisten anderen, um das Jahresende herum Bilanz. Ab 1. 1. 2025 wird der älteste medizinische Beruf als Fach anerkannt: die Allgemein- und Familienmedizin. Noch heuer soll die Ausbildungsordnung beschlossen werden. Hier ist wirklich etwas gelungen. Diese Ausbildungsordnung für Allgemein- und Familienmedizin wird auf den gültigen internationalen Fachdefinitionen fußen, daran werden sich Ausbildungsinhalte und -ziele orientieren, auf psychosoziale Kompetenz und die weiteren spezifischen Kompetenzen und Aufgaben wird Rücksicht genommen. Entscheidend für diesen Erfolg war die in langen Jahren erworbene hohe inhaltliche Kompetenz der ÖGAM, aber auch das Verständnis, die Unterstützung und die Fachkenntnis der Bundessektion Allgemeinmedizin und die sehr konstruktiv und aufgeschlossen agierenden Zuständigen im Bundesministerium für Gesundheit. Allen unseren Kooperationspartner:innen gebührt unser herzlicher Dank.

Nun fängt die eigentliche Arbeit an: Die Ausbildungsordnung muss umgesetzt werden. Die Erkenntnis, dass viele Jahre Arbeit eben keineswegs umsonst waren, motiviert uns. Nötig ist auch die intensive Beschäftigung mit den spezifischen Inhalten unseres Faches – unsere Berufstheorie. Auch hier sind wir einen guten Schritt weitergekommen. Wichtig ist dies, damit die AFM ihre speziellen Aufgaben im Gesundheitssystem erfüllen kann. Wir sind der Kitt des Systems, auch Erstanlauf- und Koordinationsstelle, aber nur nebenbei. Und: Wir müssen unser Fach gut beschreiben können, um diejenigen unter unseren jungen Kolleg:innen anziehen zu können, die sich dafür eignen.

Spezifisch für die AFM ist kontext- und personenbezogenes Denken und Handeln. Das setzt voraus: die ganze medizinische Breite, kombiniert mit psychosozialem Verständnis und Wissen und dem reflektierten, gezielten Einsatz der Kenntnisse aus Vorgeschichte, Wertewelt sowie des engen und weiteren Umfelds der jeweiligen konkreten Patient:innen. Das ist mit dieser diffusen „Ganzheitlichkeit“ nicht einmal annähernd beschrieben, das erfordert hohe fachliche Kompetenz. Dass auch Spezialist:innen ihre Patient:innen als ganze Personen in ihrer Würde wahrnehmen und behandeln, versteht sich selbstverständlich aus der ärztlichen Ethik. Und in der Tat ist es so, dass auch Spezialist:innen immer wieder generalistisch denken und agieren müssen. Sie werden in unserem ungesteuerten Gesundheitssystem ja von vielen als primäre Anlaufstelle verwendet – was eigentlich einen Missbrauch darstellt. Denn wir – Patient:innen wie Hausärzt:innen – brauchen unbedingt das tiefe Wissen von Spezialist:innen, und das rechtzeitig. Die Individualisierung durch Einbeziehung des gesamten gesundheitsrelevanten Kontextes ist dagegen unsere Kompetenz.Das war aber bei weitem nicht alles, was die ÖGAM heuer geleistet hat. Wir haben mit einer ganzen Reihe von Fachgesellschaften der Spezialfächer exzellente, kontinuierliche Kooperationen, ebenso mit Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), dem Bundesministerium, der AGES, ELGA und der ÖGK. In diesen Kooperationen entsteht vieles, das nicht immer auf Anhieb sichtbar wird – nicht zuletzt auch Verständnis für unsere Fachinhalte. Wir werden auch medial mit unserer Expertise wahrgenommen. Das gilt für Fachmedien (Fachzeitschriften, Journals, ÖGAM-Newsletters und -Podcasts, Webinare) und für Laienmedien. Das ÖGAM-Praxissiegel, mit dem Praxen ausgezeichnet werden, welche die Definition der Primärversorgung leben, wurde im Vorjahr etabliert. Nun sind es sind schon über 70 Praxen, die gemeinsam die Stärke der Primärversorgung unabhängig von der Organisationsform zeigen – wir freuen uns auf zahlreiche weitere Bewerbungen. Beschlossen werden soll heuer auch noch die Verordnung zu Art und Zeitpunkt der Diagnoseerfassung in der niedergelassenen Praxis – vulgo Codierung. Auch hier dürfte der ÖGAM wirklich ein Meilenstein gelungen sein. Mehr dazu, wenn die Sache unter Dach und Fach ist.

Viele Aufgaben warten auf uns, es ist nun nicht die Zeit zum Lockerlassen. Dazu aber mehr im neuen Jahr. Jetzt freuen wir uns erstmal über das Erreichte.
Allen unseren Kooperationsparter:innen, Mitarbeitenden und Mitgliedern danken wir sehr herzlich! Mögen Sie uns alle erhalten bleiben!

Ein erfreuliches, kreatives und bereicherndes neues Jahr wünscht Ihnen

Susanne Rabady,
im Namen des Vorstands der ÖGAM