Pneumokokken sind allgegenwärtig und besiedeln den Nasen-Rachen-Raum vieler Menschen, häufig auch, ohne eine Erkrankung zu verursachen. Die Bakterien können allerdings trotzdem durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Im Gegensatz zu Influenza oder RSV kommen sie ganzjährig vor, im Winter kommt es jedoch zu einer saisonalen Häufung an Infektionen. Krankheiten wie Bronchitis, Mittelohrentzündung, Sinusitis und Lungenentzündung werden u.a. durch Pneumokokken verursacht. Gelangen sie ins Blut, kann die Erkrankung auch invasiv verlaufen und eine Sepsis oder Meningitis, die im schlimmsten Fall tödlich enden, auslösen. Weltweit sterben etwa 1,6 Millionen Menschen an den Folgen der Infektion, womit Pneumokokken den bedeutendsten bakteriellen Krankheitserreger darstellen. Im Jahr 2023 wurde mit 760 Fällen ein neuer Rekord an invasiven Erkrankungen in Österreich registriert. Obwohl die invasive Form meldepflichtig ist, wird hier von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen, da Blutkulturen oft erst nach Therapieeinleitung oder gar nicht abgenommen werden.
Unter den richtigen Voraussetzungen sind Pneumokokken-Erkrankungen mit Antibiotika prinzipiell gut behandelbar. Oftmals erfolgt der Therapiebeginn aber zu spät, da Betroffene nicht rechtzeitig ärztlichen Rat suchen, eine frühe Antibiotikagabe aber notwendig zur Vermeidung von schweren Verläufen ist. Darüber hinaus können individuelle Risikofaktoren und Antibiotikaresistenzen die Erkrankung verkomplizieren. Die Impfung stellt daher die wichtigste Präventionsmaßnahme dar, die auch dazu beitragen kann, Resistenzen in den Griff zu bekommen.
Ältere Personen sowie chronisch Kranke und Immunsupprimierte sind gefährdet, einen schweren Verlauf zu erleiden. Ein weiteres Risiko besteht in der Verschlechterung der Grunderkrankung(en), außerdem treten Pneumokokken häufig als Sekundärinfektion auf, was ebenso erhebliche Risiken birgt. Die Impfung könnte diese Risiken minimieren. Leider ist die Durchimpfungsrate in Österreich nach wie vor niedrig, obwohl sie seit vielen Jahren im Impfplan Österreich empfohlen ist. Nicht nur medizinische Gründe sprechen für eine Aufnahme ins Erwachsenenimpfprogramm, sondern auch wirtschaftliche: Derzeit erspart jeder in die Impfung investierte Euro der Gesellschaft 1,92 Euro an Kosten, die für Arbeitsausfälle und Behandlung anfallen. Mit einer höheren Durchimpfungsrate könnte dieser Effekt noch gesteigert werden.