Das Erfreuliche zuerst: Die jährliche Evaluierung der Ausbildungsqualität bringt ein Ergebnis, das zumindest im Mittelwert nicht schlechter ist als in den Jahren davor. Erfreulich ist auch, dass bei der Basisausbildung und allgemeinmedizinischen Ausbildung, für die viele Probleme bekannt sind, möglicherweise erstmals endlich eine Trendwende gelungen sein könnte. So konnte für die Basisausbildung im Zeitverlauf ein leicht positiver Trend, für die allgemeinmedizinische Ausbildung sogar ein – zwar geringer, aber immerhin – signifikanter Unterschied zur Vorperiode festgestellt werden.
Die fachärztliche Ausbildung wurde gleich bewertet wie 2018 und schnitt mit der Note 2,30 noch am besten ab, gefolgt von der Basisausbildung, die im Österreichschnitt die Note 2,37 erhielt und damit etwas besser beurteilt wurde als bei der letzten Evaluierung (2,42). Schlusslicht in der Bewertung ist immer noch die Allgemeinmedizinerausbildung, mit einem gesamtösterreichischen Durchschnittswert von 2,45, was aber immerhin eine signifikante Verbesserung um 0,08 gegenüber der Vorperiode bedeutet (2,53).
Die Crux liegt jedoch im Detail: Zum einen zeigen sich in der Bewertung gewaltige Schwankungen zwischen den Bundesländern, zum anderen auch zwischen den Fachrichtungen. So wird etwa die allgemeinmedizinische Ausbildung in Tirol, Salzburg und Oberösterreich signifikant besser, in Wien und Niederösterreich wiederum signifikant schlechter beurteilt als im Österreichschnitt. Immerhin konnte sich Wien (heuer 2,58) aber signifikant gegenüber der Vorperiode um 0,22 Punkte verbessern.
Die Unterschiede in der Bewertung der Fächer fielen wiederum ebenfalls besonders bei der allgemeinmedizinischen Ausbildung auf. Während die Ausbildung in den Fächern Kinder- und Jugendheilkunde, Psychiatrie sowie Anästhesie von den angehenden Allgemeinmedizinern signifikant besser bewertet werden (Letztere mit einer Benotung von 1,39) als der Abteilungsschnitt (2,41), liegen andere Fächer, wie etwa die Gynäkologie, mit 3,04 unter dem Durchschnittswert. Für Dr. Karlheinz Kornhäusl, den Obmann der Bundessektion Turnusärzte der Österreichischen Ärztekammer, sind diese Unterschiede alarmierend: Die Qualität in der Ausbildung sollte flächendeckend konstant gleich gut sein, unabhängig vom medizinischen Fach, fordert Kornhäusl: „Die Ausbildung junger Ärztinnen und Ärzte darf nicht als Störung des klinischen Alltags wahrgenommen werden!“ Vielmehr sei es auch Verantwortung und Pflicht der Spitalsträger, Zeit und Ressourcen für die Arztausbildung zu schaffen, um die Qualität der ärztlichen Versorgung in Österreich flächendeckend und über alle Abteilungen zu garantieren.
Die Einzelauswertung der ausbildenden Abteilungen zeigt ein noch viel stärker divergierendes Bild: Während einzelne Abteilung für ihre Ausbildungsarbeit mit Bestnoten von einem glatten „sehr gut“ (Note 1,00) bewertet wurden, schrammten andere nur knapp am „nicht genügend“ vorbei (schlechteste Note: 4,40). Wichtig dabei: Es geht hier nicht um ein „blame and shame“, die Ergebnisse werden nach dem Benchmark-Prinzip anonymisiert ausgewertet, die einzelnen Abteilungen erhalten aber sehr wohl ein Feedback, wie die Qualität ihrer Ausbildung im Vergleich zum Durchschnitt und den anonymisierten anderen bewertet wird.
Als Faktoren, die für eine gute oder schlechte Gesamtbewertung der Ausbildung entscheidend sind, konnte insbesondere das Vorhandensein eines Ausbildungskonzeptes, das Bemühen des Ausbildungsverantwortlichen sowie die Erreichbarkeit und die Unterstützung durch die Stammmannschaft identifiziert werden.
Als Problemfelder – besonders in der Basisausbildung – sehen die Auszubildenden, dass sie viele Routineaufgaben mit wenig Lernzuwachs erfüllen, dass wenig aktives Lernen vorhanden ist und dass Feedback fehlt. Als Grund für die fehlende Ausbildungskapazität wird das hohe Arbeitspensum des Stammpersonals gesehen. Für Dr. Harald Mayer, Vizepräsident und Kurienobmann angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer, ist das ein Hinweis, dass der Personalmangel und die Arbeitsdichte in den Spitälern zulasten der Arztausbildung gehen. „Wir brauchen endlich Dienstposten für eigene Ausbildungsoberärzte. Um die Ausbildungsqualität zu erhöhen, sind außerdem Änderungen in den Arbeitsabläufen notwendig, etwa Abbau von administrativen Aufgaben und Delegation von Tätigkeiten an entsprechend qualifiziertes Personal.“