Die Hausstaubmilbe ist ein bedeutendes perenniales Allergen und ein häufiger Grund für die Entstehung von allergischer Rhinitis und allergischem Asthma. Etwa die Hälfte aller Asthmapatient:innen weist auch eine Allergie gegen die Hausstaubmilbe auf.1 Obwohl die allergenspezifische Immuntherapie (AIT) die einzige ursächliche Behandlung darstellt, wird diese Therapieform sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern nicht ausreichend genutzt.² Die AIT hat eine differenzielle Immunmodulation zur Folge, die sowohl das angeborene als auch das adaptive Immunsystem beeinflusst. Durch die kontinuierliche Verabreichung in langsam steigender Dosierung des Allergens kommt es zur Ausbildung einer immunologischen Toleranz. Die Therapie sollte über mindestens 3 Jahre erfolgen, was eine hohe Adhärenz der Patient:innen erfordert, die entscheidend für den Therapieerfolg ist.³
Eine gemeinsame Leitlinie verschiedener deutscher Allergiegesellschaften empfiehlt eine subkutane (SCIT) oder sublinguale Immuntherapie (SLIT) für Patient:innen mit allergischer Rhinitis und nachgewiesener Hausstaubmilbenallergie. Da es keine einheitlichen Dosierungsschemata gibt, ist ein Hausstaubmilbenextrakt mit in klinischen Studien nachgewiesener Wirksamkeit und Sicherheit auszuwählen. Bei hausstaubmilbeassoziiertem Asthma kann bei kontrollierter oder zumindest teilweise kontrollierter Form eine SCIT oder eine SLIT durchgeführt werden. Bei unkontrolliertem Asthma sollte die Indikation für die AIT von erfahrenen Pneumolog:innen gestellt und die Therapie begleitet werden.³ Die Europäische Akademie für Allergologie und klinische Immunologie (EAACI) hat eigene Guidelines für die AIT und das hausstaubmilbenassoziierte Asthmadifferenziert nach SCIT und SLIT publiziert. Darüber hinaus sind diese Leitlinien bei der SLIT nach der Verabreichungsart (Tropfen oder Tabletten) differenziert. Eine moderate Evidenz hinsichtlich klinischer Endpunkte wie Exazerbationen, Asthmakontrolle und Sicherheit besteht laut EAACI für die SLIT-Tabletten, weshalb diese bei Erwachsenen mit kontrolliertem oder teilweise kontrolliertem Asthma als zusätzliche Therapie empfohlen werden. Auch die SCIT kann für Kinder und Erwachsene erwogen werden (sowie die SLIT-Tropfen für Kinder), hier war die Evidenz allerdings geringer als für die SLIT-Tabletten.2