Ich werde den Moment nicht vergessen, als meine zukünftige Turnusärztin vor jetzt 7 Jahren nach einer Vorlesung, die ich zum Thema Allgemeinmedizin vor Studierenden des 5. Semesters gehalten habe, vor mir stand und sagte, sie möchte einmal Hausärztin werden, was sie dafür tun könne …
Überrascht davon, dass sie trotz ihres jungen Alters schon sehr überzeugt von ihrem Berufswunsch war, habe ich sie ermutigt, eine allgemeinmedizinische Diplomarbeit zu schreiben, bei der ich sie begleiten durfte; sie wurde studentische Hilfskraft am Institut für Allgemeinmedizin, unterstützte die allgemeinmedizinische Forschungsarbeit und kam dann auch im KPJ für 8 Wochen zu mir in die Praxis. Der seit dem Moment des Kennenlernens im 5. Semester bestehende andauernde Kontakt zur wissenschaftlichen ebenso wie zur tätigen Allgemeinmedizin hat ihren Berufswunsch nur noch verfestigt.
Betrachtet man die Begegnungsmöglichkeiten der Studierenden und Jungärzt:innen zur Allgemeinmedizin, so besteht sicher einerseits ein Nachteil darin, dass wir an den Universitätskliniken zwar erfreulicherweise immer mehr auch lehrend sichtbar werden, in unserem Tun allerdings bis zum Klinisch-Praktischen Jahr (KPJ) oder einer Famulatur unsichtbar bleiben. Was wir aber zunehmend erkennen, ist, dass repetitive Kontakte zur Allgemeinmedizin in all ihren Facetten zu einer deutlich besseren Wahrnehmung und Wertschätzung bei den Studierenden führen. Gerade solche werden durch erweiterte Lehrangebote wie spezielle Studienmodule, Erweiterungsstudien und Mentoringprogramme positiv unterstützt. Es gibt ausreichend wissenschaftlich belegte Evidenz für die Tatsache, dass durch eben solche oben genannten Maßnahmen die Bereitschaft, später einmal in der Hausarztmedizin tätig werden zu wollen, gestärkt wird; diese wurden von uns auch schon im Masterplan Allgemeinmedizin ausführlich erläutert.
Wir können also auch selbst einen Teil dazu beitragen, die hausärztliche Versorgung der Zukunft sicherzustellen, indem wir die Möglichkeit, junge Ärzt:innen in der Ordination ausbilden zu dürfen, wahrnehmen und ihnen ein Gefühl für die Schönheit unseres Berufes vermitteln. Bislang habe ich noch keine:n Studierende:n erlebt, der:die nach dem KPJ in der Allgemeinmedizin, egal, welche Facharztausbildung ihm/ihr vorschwebte, nicht begeistert von der Erfahrung der Hausarztmedizin war.
Welch schöne Aufgabe ist es, jungen Ärzt:innen eine allgemeinmedizinische Heimat zu bieten!
Mit kollegialen Grüßen
Stephanie Poggenburg