Die WHO hat den weltweiten Gesundheitsnotstand im Zusammenhang mit COVID-19 am 5. Mai beendet. In Österreich hatte sich spätestens seit Februar die Situation in den Spitälern und besonders auf den Intensivstationen entspannt. Die Verbreitung der Varianten wird von der AGES weiterhin beobachtet. In Verbindung mit dem European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) und der WHO werden die internationalen Entwicklungen beobachtet, um Varianten mit neuen, potenziell bedrohlichen Eigenschaften frühzeitig zu erkennen.
Ende Jänner 2023 trat in Österreich ein erster Masernfall auf. Auf einer Großhochzeit in der Steiermark wurden zahlreiche weitere Personen angesteckt. Ein Ausbruch mit bisher über 100 Fällen war die Folge. Die meisten Masernerkrankungen wurden aus der Steiermark gemeldet und standen miteinander in Verbindung, Mitte März war der Höhepunkt des Ausbruchs überschritten. Die Impfung gegen Masern ist hochwirksam und sicher. Obwohl die WHO die Ausrottung der Masern zum Ziel hat, verzeichnet Österreich eine sinkende Impfrate. Dadurch entstehen Bevölkerungsgruppen mit geringem Schutz, sodass zukünftige Ausbrüche wahrscheinlicher werden. Die Pandemie hat den Impfbemühungen weltweit geschadet, und es gibt zahlreiche Gemeinschaften, in denen der Impfschutz unzureichend ist. Größere Ausbrüche innerhalb solcher Gemeinschaften werden vermutlich zunehmen und erhöhen das Risiko für alle, die (noch) nicht geimpft werden können. Die Aufklärung über die Gefahr von Infektionskrankheiten wie Masern und über die Impfmöglichkeiten nimmt daher einen bedeutenden Stellenwert in der Arzt-Patienten-Kommunikation ein.
Nachdem die Welle der Influenza-Infektionen in Österreich in der Saison 2021/22 verhältnismäßig mild ausgefallen ist, sorgten in der Saison 2022/23 Influenza und RSV gemeinsam für zahlreiche Erkrankungsfälle. Beide Wellen hatten ihren Höhepunkt kurz vor Weihnachten, auch die Zahl der RSV-Fälle war merklich höher als im Jahr davor. Die Grippewelle begann deutlich früher als in der Vorsaison und zog sich bis in die erste Aprilwoche. Die erste Hälfte der Influenza-Welle mit den höchsten Infektionszahlen wurde überwiegend durch Influenza A(H3N2) verursacht. Ab Ende Jänner wurde sie durch Influenza A(H1N1) und insbesondere Influenza B abgelöst. Diese zweite Phase der Infektionswelle verlief deutlich flacher mit den meisten Fällen im Zeitraum von Ende Februar bis Anfang März. Eine ähnliche Entwicklung ließ sich in den meisten EU/EEA-Staaten beobachten. Gute Nachrichten für RSV gibt es aus der Forschung: Mehrere Impfstoffkandidaten lieferten in Phase-III-Studien gute Ergebnisse. Ein Impfstoff für Personen über 60 Jahre wurde nach den USA im April auch für Europa zugelassen. Damit kann zumindest einer Risikogruppe ein Schutz angeboten werden. Die Zulassung beruht auf einem beschleunigten Verfahren, die Studie läuft weiter, verschiedene Impfschemata werden untersucht. Jährlich verursachen RSV-Erkrankungen allein in Europa 250.000 Hospitalisierungen und 17.000 Todesfälle in der Altersgruppe der über 65-Jährigen. Für die zweite große Risikogruppe – Neugeborene und Schwangere – stehen weitere Impfstoffkandidaten in der Pipeline und sollen bald folgen.
Affenpocken haben wenig mit Affen zu tun, die WHO hat daher nicht nur versucht, den Ausbruch einzudämmen, sondern auch beschlossen, den Namen der Erkrankung zu ändern. So wurden aus den Monkeypox die Mpox. Der Ausbruch selbst hatte seinen Höhepunkt bereits im Juli 2022, von dort weg ging die Zahl der Neuansteckungen laufend zurück, seit Dezember stagniert sie auf niedrigem Niveau. Bei 21.170 nachgewiesenen Fällen in 29 europäischen Ländern kam es zu sechs Todesfällen. Dass der Ausbruch relativ schnell eingedämmt werden konnte, lag einerseits an einer gezielten Impfaktion für Risikogruppen, aber auch an einer Verhaltensänderung der Hauptrisikogruppe: Ein Großteil der Betroffenen waren Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), die mit zielgerichteter Information erreicht werden konnten.
Am 11. Mai hat die WHO den Gesundheitsnotstand wegen Mpox aufgehoben. In Österreich wurden insgesamt 328 Fälle gemeldet, davon nur einer im Jahr 2023. Dennoch ist der Ausbruch noch nicht vollkommen vorbei. Events und nachlassende Aufmerksamkeit könnten die Infektionszahlen noch einmal antreiben. Und das Mpox-Virus selbst wird von Expert:innen nach wie vor als potenziell bedrohlich eingeschätzt. Die WHO rät zur Überwachung und warnt davor, dass Mutationen zu erheblich gefährlicheren Varianten führen könnten.
Praxismemo