Menschen mit HIV erfahren leider immer noch Diskriminierung, häufig auch im medizinischen Bereich. Passend zum Welttag der sexuellen Gesundheit, der jährlich am 4. September stattfindet, informierten mehrere Vertreter:innen von HIV-Interessengruppen anlässlich einer Pressekonferenz über die aktuelle Lage von HIV in Österreich und präsentierten das neue Expertenpapier.
Von den Vereinten Nationen stammen die 0–95–95–95-Ziele zur Eliminierung von HIV. Bis 2030 sollen 95 % aller Menschen mit HIV ihren Status kennen, 95 % davon sollen Zugang zur antiviralen Therapie haben, und weitere 95 % davon sollen das Therapieziel einer Viruslast unter der Nachweisgrenze erreichen, zudem steht die 0 für „Null Diskriminierung“. Während wir in Österreich 2 der 3 95%-Ziele bereits erreicht haben (das Therapieziel einer Viruslast unter der Nachweisgrenze wurde mit 89 % nur knapp verfehlt), besteht im Bereich der Entstigmatisierung noch deutlicher Handlungsbedarf. Eine Befragung von 1.000 Teilnehmer:innen unter der österreichischen Bevölkerung ergab ein erschreckendes Ausmaß an Diskriminierung: 16 % der Befragten würden keine Freundschaft mit einer HIV-positiven Person eingehen, und 10 % würden nicht mal neben einer sitzen wollen. Dies ist gepaart mit Unwissenheit und Fehlinformation: 65 % denken fälschlicherweise, HIV wäre auch unter antiretroviraler Therapie sexuell übertragbar, während immerhin fast ein Drittel glaubt, Küssen kann eine Infektion verursachen.
Nicht nur im privaten, sondern auch in öffentlichen Bereichen steht Stigmatisierung an der Tagesordnung: Im Jahr 2023 fanden 70 % aller gemeldeten Diskriminierungen in Österreich im Gesundheitswesen statt. Dies betrifft z.B. die Verweigerung einer Behandlung, Terminverlegungen ans Ende der Ordinationszeit sowie abwertendes Verhalten vom Personal. Darüber hinaus sind HIV-positive Menschen von Bewerbungsverfahren für den Polizeidienst ausgeschlossen, was ungerechtfertigt und unsachlich ist.
Auch 40 Jahre nach der Entdeckung des HI-Virus ist HIV noch immer ein Tabuthema. Die genannten Beispiele machen deutlich, dass nur mithilfe von Aufklärung das Bewusstsein über HIV in der Bevölkerung geschärft und so die Diskriminierung bekämpft werden kann. Außerdem kann Betroffenen die Angst genommen werden: Was früher eine schwerwiegende Infektion war, ist heute mit einer Tablette/Tag gut behandelbar.