„Der beste Arzt, den ich seit Langem besucht habe, einfühlsam und kompetent“ oder „Nie wieder, ein Besuch hat mir gereicht!“.
Ich habe vor 2 Jahren meine Kassenpraxis eröffnet, mit allen Höhen und Tiefen – und mit einem klaren Leitbild: Der Patient steht im Vordergrund, trotzdem stehe ich treu zu meiner fachlichen Meinung und meinen Prinzipien. Eines davon ist, meine Meinung, falls nötig, auch über den Patientenwunsch zu stellen. Das bedeutet aktuell FFP2-Maskenpflicht in meiner Ordination – zum Schutz meiner Patienten, meiner Mitarbeiter und mir selbst. Das heißt unabhängig von COVID auch, dass ich einen Krankenstand für die Dauer ausstelle, die ich für notwendig halte. Oder dass ich die Ausstellung eines Suchtgiftrezepts bei offensichtlich fadenscheiniger Begründung ablehne. Finden das alle Patienten gut? Nein. Ihren Unmut äußern sie unter anderem in Internet-Rezensionen.
Ich ertappe mich dabei, Restaurants nach der Anzahl ihrer Sternchen bei Google auszuwählen. Aber wie ist es, selbst eine schlechte Bewertung zu bekommen? Wo ich mich doch so bemühe, meine ganze fachliche Qualifikation in die Behandlung zu packen? Zudem ein liebevoll gestaltetes Wartezimmer, Bemühen um kurze Wartezeiten, zu Freundlichkeit angewiesene Assistentinnen, großzügige Ordinationszeiten und dann … die erste Ein-Stern-Rezension. Sie dreht sich (Gott sei Dank) nicht um meine Kompetenz, sondern um den Ärger von COVID-Leugnern, die eine Maske tragen müssen; um Menschen, die eine Krankmeldung einfordern, weil sie verschlafen haben. Das hat mich wirklich hart getroffen.
Gott sei Dank gibt es auch viele freundliche Meinungen, aber wie so oft bleibt das Negative länger haften. Eines netten Abends konnte ich mich mit Arzt-Kolleginnen aus derselben Gemeinde über unsere schlechten Rezensionen austauschen, darüber lachen. Aber ist es wirklich notwendig, dass wir Ärzte damit so exponiert sind, öffentlich angeprangert werden, weil wir an unseren Prinzipien festhalten? Oder gewinnen diejenigen unter uns mit Fünf-Sterne-Bewertungen so viele Patienten, dass Rezensionen zu „besseren“ Ärzten führen? Trotzdem werde ich weiterhin meiner Überzeugung folgen. Hoffentlich gibt es weiterhin viele Patienten, die eine kompetente und ehrliche Behandlung zu schätzen wissen.