Aufgaben, die bei der überwiegenden Zahl von Patient:innen allein aus Kapazitätsgründen nur im niedergelassenen Bereich erfüllt werden können, sind u. a. die Stellung der (Verdachts-)Diagnose „Melanom“ durch die Hausärztin/den Hausarzt und die anschließende Überweisung zur niedergelassenen Fachärztin/zum niedergelassenen Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Dort kann mit Hilfe der Auflichtmikroskopie und durch eine Exzision mit anschließender histopathologischer Aufarbeitung der verdächtigen Hautveränderung die Diagnose Melanom sicher gestellt werden.
Die überwiegende Zahl von Melanomen wird im niedergelassenen fachärztlichen Bereich diagnostiziert, durch eine Operation erfolgreich behandelt, und die Patient:innen werden im Zuge der Nachsorge von der niedergelassenen Dermatologin/vom niedergelassenen Dermatologen weiter betreut.
Bei Melanomen mit einer Tumordicke von ≥ 1 mm wird die Überweisung an ein dermatoonkologisches Zentrum erforderlich, da neben der lokalen Nachexzision auch die Entfernung des ersten ableitenden Lymphknotens (Schildwächterlymphknoten) zur präziseren Diagnostik durchgeführt werden sollte. Dieser Eingriff erfordert in der Regel eine Allgemeinnarkose und daher einen kurzen stationären Aufenthalt.
Beim Verdacht auf Vorliegen von Absiedelungen (Metastasen) wird ebenfalls eine Überweisung an ein Zentrum erforderlich. Einerseits um zu überprüfen, ob eine operative Behandlung noch möglich ist, und andererseits, um eine medikamentöse Therapie einzuleiten.
Bei Patient:innen mit Risikofaktoren wie eine familiäre Häufung von Melanomen oder auch bei Patient:innen mit besonders vielen (> 50) Pigmentläsionen bieten einige dermatoonkologische Zentren auch Vorsorgeprogramme mittels Ganzkörperfotografie (Total Body Mapping) an, um ein mögliches Melanom möglichst frühzeitig zu erkennen.
Nach einer operativen Versorgung, die im Zuge einer Spitalsbehandlung durchgeführt wird, sind regelmäßige Verbandwechsel durch die Hausärztin/den Hausarzt notwendig. Üblicherweise übernimmt die Hausärztin/der Hausarzt hier auch die Nahtentfernung und spielt eine wichtige Rolle beim Erkennen von möglichen Komplikationen in dieser Phase – beispielsweise von Wundinfektionen oder Nahtdehiszenz.
In dieser Phase der Erkrankung profitieren die Patient:innen davon, noch einmal Aufklärung und Information von einer vertrauten Ärztin/einem vertrauten Arzt zu erhalten. Auf psychosoziale Aspekte der Erkrankung kann so durch die Hausärztin/den Hausarzt optimal eingegangen werden.
Sollte das Melanom weiter fortgeschritten sein und eine medikamentöse Therapie erforderlich werden, so wird diese zum überwiegenden Teil ambulant oder tagesklinisch durchgeführt. Seit nun zehn Jahren stehen hier die Immuntherapie mit sogenannten Checkpoint-Inhibitoren und die zielgerichtete Therapie mit BRAF- und MEK-Kinaseinhibitoren zur Verfügung. Seit kurzem können diese Therapien auch im adjuvanten Setting angeboten werden: Tumorfreie Patient:innen mit besonders hohem Risiko für einen Erkrankungsrückfall können so vorbeugend mit diesen Substanzen behandelt werden.
Patient:innen brauchen in dieser Phase ihrer Erkrankung neben dem behandelnden dermatoonkologischen Zentrum auch eine medizinische Versorgung im niedergelassenen Bereich. Hier kommt der Hausärztin/dem Hausarzt eine tragende Rolle zu. Beispielsweise um die notwendigen regelmäßigen Laborkontrollen durchzuführen und supportive Therapien wie z. B. Denosumab oder Schmerzmittel zu verabreichen. Auch komplementäre Maßnahmen zur Linderung von unerwünschten Wirkungen der Therapie oder zur Steigerung der Lebensqualität sind günstig und können durch die Hausärztin/den Hausarzt verordnet werden.
Die unerwünschten Arzneimittelwirkungen zu erkennen und bei Bedarf entsprechende diagnostische und therapeutische Maßnahmen zu treffen und, falls erforderlich, die Patient:innen ohne Zeitverzug an das betreuende dermatoonkologische Zentrum zu überweisen, ist in der Betreuung der Patient:innen von unschätzbarem Wert. Mittlerweile gibt es für die medikamentösen Therapien nicht nur Informationsbroschüren für Patient:innen, sondern auch kurz-gefasstes Informationsmaterial für Hausärzt:innen. An allen dermatoonkologischen Zentren in Österreich wird eine durchgehende telefonische Erreichbarkeit rund um die Uhr gewährleistet, um auf unerwünschte Wirkungen der medikamentösen Therapien rasch und gezielt reagieren zu können. Nicht vergessen werden darf in diesem Zusammenhang auch, dass Patient:innen meist auch noch andere medizinische Probleme wie Diabetes oder Bluthochdruck haben, die von der Hausärztin/vom Hausarzt kompetent versorgt werden können.
Hier kommt den Hausärzt:innen eine sehr wichtige Rolle zu. Sie kennen ihre Patient:innen üblicherweise schon vor der Krebserkrankung und wissen um etwaige Belastungen beziehungsweise kennen das soziale Umfeld genau. Daher können Hausärzt:innen entweder selbst durch Beratung und Begleitung oder unter Einbeziehung von Psycholog:innen oder Sozialar-beiter:innen wichtige Hilfestellungen leisten. In dermatoonkologischen Zentren wird je nach vorhandener Ressource eine psychoonkologische Betreuung angeboten.