Damit das klinische Bild einer chronischen Verstopfung erfüllt ist, müssen mindestens 2 der folgenden Symptome bei > 25 % der Darmentleerungen erfüllt sein: klumpiger oder harter Stuhl, starkes Pressen, subjektive Obstruktion, manuelle Manöver zur Erleichterung der Defäkation sowie weniger als 3 Stuhlgänge/Woche.
Außerdem sind laut Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie weiche Stühle ohne Laxanzien selten, und ein Reizdarmsyndrom liegt nicht vor.
Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass eine geringe Ballaststoff- und Flüssigkeitsaufnahme, mangelnde Bewegung und die Unterdrückung des Defäkationsreizes ursächlich für die chronische Obstipation sind, existiert keine gesicherte Evidenz für einen kausalen Zusammenhang. Eine ausreichende Trinkmenge (1,5–2 l/Tag) und körperliche Aktivität können aber unterstützend wirken. Als Ursache kommen neben neurologischen (Zentralnervensystem, peripheres Nervensystem, traumatische Läsionen) und systemischen Erkrankungen (Kollagenosen, Amyloidose) hormonelle Störungen (Hypothyreose, Hyperparathyreoidismus) sowie zyklus- und schwangerschaftsbedingte Hormonveränderungen in Frage. Darüber hinaus kann eine Reihe von Medikamenten, allen voran Opioide, aber auch Anticholinergika, trizyklische Antidepressiva, Neuroleptika, Antiepileptika, MAO-Hemmer, Antihistaminika, Antihypertensiva und Diuretika eine chronische Verstopfung auslösen.
Da die chronische Verstopfung sich anhand vielfältiger Symptome zeigen kann, steht bei der Diagnose eher die subjektive Beeinträchtigung als objektiver Parameter im Vordergrund. Bei der Basisdiagnostik sollte eine genaue Anamnese des Stuhlverhaltens inklusive Medikamenteneinnahme und etwaiger Begleitsymptome erfolgen sowie eine körperliche Untersuchung beinhalten. Stuhltagebücher dienen der quantitativen Erfassung und sind neben der Erfassung der Stuhlbeschaffenheit (Bristol Stool Form Scale) eine sinnvolle Hilfestellung bei der Diagnose und bei der Überprüfung des Therapieerfolgs. Es kann zwischen einer Kolontransitstörung und einer Stuhlentleerungsstörung unterschieden werden. Leichte abdominelle Schmerzen sowie Blähungen sind übliche Begleitsymptome der chronischen Obstipation. Sind diese Beschwerden ausgeprägter, so ist an die Diagnose Reizdarmsyndrom zu denken.
Wenn Lebensstilmodifikationen wie Erhöhung des Ballaststoffanteils, Bewegung etc. nicht ausreichend effektiv sind, sind Laxanzien in der konventionellen medikamentösen Therapie das Mittel der Wahl. Diese weichen die Stuhlkonsistenz auf und/oder regen die Darmperistaltik an, wodurch eine rasche Defäkation angeregt wird. Es stehen einige Substanzen zur Verfügung. Bei fehlender Wirksamkeit oder Unverträglichkeit kann auf eine andere Substanz gewechselt werden. Erst wenn Laxanzien nicht zum gewünschten Erfolg führen, sollten Prokinetika und in weiterer Folge Sekretagoga eingesetzt werden (siehe Kasten). Bei Problemen mit dem Beckenboden kann Biofeedbacktraining bei der Koordination der Schließmuskelfunktion während des Defäkationsvorgangs helfen. Komplementärmedizinische Maßnahmen wie Akupunktur oder TCM können auch angedacht werden. Bei gegenüber konservativer Therapie refraktärer Obstipation und verminderter Lebensqualität kann ein chirurgischer Ansatz erwogen werden. Für die Therapie der opioidinduzierten Obstipation existieren gesonderte Empfehlungen, die in den Leitlinien nachgelesen werden können.