Dyslipidämien und hier vor allem erhöhte Apo-B-hältige Lipoproteine gelten als atherogen und wesentliche Risikofaktoren für kardiovaskuläre Ereignisse, vor allem bei jungen Männern und Frauen. Aktuell wird empfohlen, auf das LDL-Cholesterin zu achten (alternativ: Non-HDL-Cholesterin), das LDL-HDL-Verhältnis (der sog. Quotient) ist mittlerweile obsolet. Zudem sollte bei allen Menschen einmal im Leben ein Lipoprotein (a) bestimmt werden.
Beim Lipidmanagement sollte initial das Risiko der Patientin/des Patienten und anhand dessen der individuelle LDL-Zielwert eruiert werden. Diese Zielwerte unterscheiden sich zwischen Männern und Frauen nicht. Frauen zeigen abhängig vom Lebensalter Besonderheiten im Lipidstoffwechsel sowie bei den Möglichkeiten der medikamentösen Therapie. So steigt das atherogene LDL-Cholesterin häufig in der Menopause. Deshalb sollten auch Frauen, die zuvor
stets normale Lipidwerte hatten, diese in der Menopause kontrollieren und gegebenenfalls therapieren lassen.
Bei jungen Frauen mit gefährlich erhöhten Lipidwerten, z. B. LDL-Cholesterin > 190 mg/dl, ist bereits im gebärfähigen Alter eine lipidsenkende Therapie indiziert. Es sollte jedoch auf eine sichere Verhütung geachtet werden, da Statine in der Schwangerschaft kontraindiziert sind.
Das soll jedoch nicht bedeuten, dass Frauen in diesem Alter nicht therapiert werden sollten! Die Kinderwunsch-Phase dauert oft viele Jahre, in denen atherosklerotische Plaques entstehen können.
Bei der medikamentösen Therapie bleiben Statine Medikamente der ersten Wahl. Eine erfolgreiche LDL-Senkung führt nicht nur zu einer Verbesserung der Laborwerte, sondern auch zu einer deutlichen Senkung der kardiovaskulären Ereignisse (Herzinfarkt, Schlaganfall) sowie einer 10%igen Senkung der Gesamtsterblichkeit, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Sind die individuellen Therapieziele trotz Statintherapie nicht erreichbar, können Ezetimib, Bempedoinsäure oder (vor allem in der Sekundärprävention) PCSK9-Hemmer ergänzt werden. Alle Substanzen sind ausreichend getestet und zeigen eine geschlechtsunabhängige Wirksamkeit und Verträglichkeit.
Das Lipidmanagement unterscheidet sich somit nicht wesentlich zwischen Männern und Frauen. Die Awareness für Dyslipidämien ist jedoch bei Frauen oft schlechter, deshalb sollten sich Ärzt:innen dessen bewusst sein und auch bei Frauen stets auf das Lipidprofil achten.