Beim Harnblasenkarzinom sind ernährungstherapeutische Maßnahmen häufig im Zuge einer Zystektomie erforderlich, denn um eine rasche Mobilisierung nach der Operation zu ermöglichen, ist bereits das perioperative Management von besonderer Bedeutung. Meist wird die Harnableitung nach einer Zystektomie aus einem Darmabschnitt gebildet, wodurch Verdauungsbeschwerden entstehen können. Beim Prostatakarzinom wiederum erfordern vor allem unerwünschte Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie den Einsatz einer Ernährungsexpertin/eines Ernährungs-experten (z. B. Diaetologin/Diaetologe).
Um den postoperativen Verlauf zu begünstigen und Komplikationen nach einer Operation zu vermindern, wurde das Konzept ERAS (Enhanced Recovery After Surgery) erstellt.
Im Zuge einer Zystektomie gilt es auf das perioperative Management ein besonderes Augenmerk zu legen. Ziel ist es, perioperativen Stress zu vermeiden und eine raschere Rekonvaleszenz zu ermöglichen.1, 2 Präoperativ wird eine Immunmodulation empfohlen. Orale Nahrungssupplemente (angereichert mit Arginin, Omega-3-Fettsäuren und Nukleotiden) sollen 5–7 Tage vor der Operation unabhängig vom Ernährungsstatus des Patienten eingesetzt werden. Weiters wird vor der Operation das Auffüllen der Kohlenhydratspeicher (Carboloading) empfohlen, um eine postoperative Insulinresistenz zu reduzieren.3 Postoperativ soll mit einem raschen oralen Kostaufbau begonnen werden.4 Kaugummi kauen nach der Operation steigert die Darmmotilität.1
Nach einer radikalen Zystektomie wird die Harnableitung (z. B. Neoblase, Conduit) meist aus einem Darmabschnitt gebildet. Daher ist es notwendig, nach der Operation für mindestens drei Wochen eine leicht verträgliche (Vermeiden von blähenden Lebensmitteln) und fettarme Kost einzuhalten. Es wird eine Trinkmenge von 2 bis 2,5 Liter/Tag empfohlen. Als mögliche Komplikation bei einer Neoblase kann ein Gallensäureverlustsyndrom auftreten: Die Gallensäuren können nicht rückresorbiert werden, wodurch diese in den Dickdarm gelangen und eine Diarrhö auslösen. Als Folge können auch Nahrungsfette unzureichend resorbiert werden und eine Steatorrhö verursachen. Als ernährungstherapeutische Maßnahme wird eine Verminderung der Fettaufnahme empfohlen. Gegebenenfalls können langkettige durch mittelkettige Fettsäuren (MCT-Fette) in der Ernährung ersetzt werden. Wird das terminale Ileum als Harnableitung verwendet, kann durch eine verminderte Aufnahme ein Vitamin-B12-Mangel entstehen.1
Bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom kommt häufig eine Hormontherapie zum Einsatz. Unerwünschte Nebenwirkungen der Hormontherapie sind u. a. Hitzewallungen, Osteoporose und metabolische Veränderungen5:
Von Beginn der Therapie an soll daher auf eine regelmäßige körperliche Aktivität sowie auf eine fett- und zuckerarme Ernährung mit regelmäßigen Mahlzeiten geachtet werden.
Zudem können bei Chemotherapie ernährungsrelevante unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Dazu zählen u. a. Übelkeit und Erbrechen, Diarrhö oder Mukositis:
Viele Tumorpatienten entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung eine Mangelernährung bzw. Tumorkachexie. Ausgelöst wird dies durch tumorbedingte Veränderungen im Stoffwechsel sowie eine unzureichende Nährstoffzufuhr bzw. -aufnahme. Zur Beurteilung des Ernährungszustandes wird daher die Durchführung eines Ernährungsscreenings empfohlen.
Eine frühzeitige Ernährungsberatung durch eine Diaetologin/einen Diaetologen kann einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung bzw. Verminderung von unerwünschten Therapienebenwirkungen leisten.
Literatur:
Originalversion des Artikels ist in krebs:hilfe! 4/2020 erschienen